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Spionin in eignener Sache

Spionin in eignener Sache

Titel: Spionin in eignener Sache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Sie hat er schließlich nicht in den Magen ge-boxt!« schnaubte Blair. »Nicht, daß ich es ihm nicht zutrauen würde.
    Das Problem ist nur…«
    Es klopfte an der Tür, und was immer Blairs Problem war, blieb unausgesprochen. Er ging zur Tür und ließ eine Frau ein, in der Kate Bobby erkannte, Reeds Assistentin.
    »Hallo«, rief sie. »Entschuldigen Sie, daß ich einfach so herein-platze.« Kate stellte sie Blair vor. »Freut mich, Sie kennenzulernen.
    Kate, wir beide müssen sofort nach Staten Island. Sie haben doch nichts dagegen, daß ich Sie Kate nenne? Ich will unser gemeinsames Abendessen und die Zusammenarbeit mit Ihrem Mann natürlich nicht ausnutzen.«
    »Sie nutzen nichts aus. Aber was soll ich in Staten Island?«
    »Betty Osborne will mit Ihnen sprechen, und Reed meint, es sollte heute nachmittag geschehen. Sie könnten natürlich auch auf dem üblichen Amtsweg um eine Besuchserlaubnis bitten, aber Reed ist der Ansicht, wir sollten das Eisen lieber schmieden, solange es heiß ist. Deshalb soll ich Sie hinfahren. Wenn Sie wollen, rufen Sie Reed zu Hause an, damit er es Ihnen erklärt. Aber beeilen Sie sich, er ist nicht mehr lange da.«
    Kate starrte Bobby einen Moment besorgt an; dann ging sie zum Telefon am anderen Ende des Raums.
    »Ich bin’s«, sagte sie, als Reed abnahm, »Du sollst mir angeblich erklären können, warum ich sofort nach Staten Island muß. «
    »Betty Osborne hat darum gebeten, dich zu sehen. Heute morgen, als wir mit einigen Studenten dort waren, mußten Bobby und ich alle möglichen Leute beschwatzen, damit wir zu ihr durften, und dem Verwaltungsdirektor haben wir das Einverständnis abgeluchst, daß du sie heute nachmittag aufsuchen kannst. Morgen verreist er, und ich weiß nicht, wann er zurückkommt. Wir müssen die Gelegenheit 101

    nutzen, Kate. Gut möglich, daß die Verwaltung es sich bis morgen anders überlegt und darauf besteht, daß du durch die regulären Kanä-
    le eine Besuchserlaubnis beantragst. Ich hab dich für heute nachmittag angekündigt.«
    »Kannst du nicht mitkommen?«
    »Nein, Kate. Hat Bobby es dir nicht gesagt? Ich muß mit einem Studenten vor Gericht. Bobby begleitet dich. Sie kennt den Weg und die ganze Prozedur. Sie hat einen Besucherausweis für dich. Steck ihn dir am besten ans Revers.«
    »Geb ich mich etwa als Anwältin aus?«
    »Natürlich nicht. Der Ausweis bedeutet bloß, daß du mit einem amtlich registrierten Juristen assoziiert bist – mit mir – und mit Bobby, von der bekannt ist, daß sie mit mir zusammenarbeitet. Alles klar?«
    »Alles klar«, wiederholte Kate. »Erklär mir nur noch eins: Warum hat Betty Osborne nach mir gefragt?«
    »Sie hat von dir gehört. Frag Bobby. Ich muß jetzt los. Bis heute abend.«
    Kate dreht sich zu Bobby um. »Also gut. Ein Pinkelpäuschen gestatten Sie mir vorher hoffentlich noch. Wie kommen wir hin?«
    »Mit meinem Wagen. Wir nehmen die Verrazano Brücke.«
    »Soll das heißen, mir wird nicht mal eine Fahrt auf der Fähre geboten?«
    »So geht’s schneller. Kommen Sie, Kate. Wir sagten, Sie wären spätestens um halb fünf da.«
    »Nicht, ehe Sie mir erklärt haben, wie Betty Osborne ausgerechnet auf mich kommt.«
    »Sie hat englische Literatur studiert, an Ihrer Universität, glaube ich. Und offenbar will sie mit jemandem sprechen, der’s mit der Literatur hat. Womöglich hat sie bloß vor, mit Ihnen über den englischen Roman zu diskutieren. Beeilen Sie sich, Kate!«
    Kate sah Blair an, der mit den Schultern zuckte. »Wir reden spä-
    ter weiter«, sagte er. Kate nahm ihre Tasche und ging zur Toilette am Ende des Flurs.
    »Aber bleiben Sie keine Ewigkeit«, rief Bobby ihr nach.
    Kate wollte ihr die Zunge rausstrecken, sagte sich aber dann, daß Bobby sie ja nicht gängeln wollte. Die ganze Hektik galt allein Betty Osborne.
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    So ging es weiter, ein Argument barg schon das nächste in sich, bis die Fiktion die einzige Logik war und ein Netz, in dem jeder sich verstrickte, der versuchte, es wegzufegen.
    John le Carré, ›Die Libelle‹

    Sobald sie den schlimmsten Verkehr in Lower Manhattan hinter sich gelassen hatten, wandte sich Kate an Bobby, die ganz auf ihr Fahren konzentriert war. »Ich verstehe immer noch nicht, warum wir unbedingt heute hin müssen. Wozu diese Hetze? Wieso geht es morgen nicht?«
    »Sie wissen nicht, wie der Hase läuft«, erwiderte Bobby.
    »Natürlich nicht. Ich weiß auch nicht, wie der Hase an der Schuyler oder sonst einer juristischen Fakultät läuft, und nur der

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