Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spionin in eignener Sache

Spionin in eignener Sache

Titel: Spionin in eignener Sache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
Vom Netzwerk:
Osbornes Fall; aber das Rumoren dar-
    über, innerhalb des Hauses und in der Öffentlichkeit, verbesserte weder ihre Laune noch, wie immer deutlicher wurde, ihre Urteils-kraft.
    Der Stiftungsfond, den sie abgelehnt hatten, war der Schuyler von Charles Rosenbusch, Nellies Bruder, angeboten worden. Er war der Erbe von Nellies Vermögen, zu dem eine Lebensversicherung gehörte, die sie noch vor Ausbruch ihrer Krankheit abgeschlossen hatte. Er beschloß, ihr zu Ehren für die Law School, an der sie ge-kämpft und, in gewisser Hinsicht, gesiegt hatte, einen Preis zu stiften. Ehe er ihn der Fakultät anbot, beriet er sich telefonisch zuerst ausführlich mit Blair und dann mit Kate, die ihm beide halfen, den Wortlaut für die Statuten festzulegen. Der Preis sollte aus den Kapi-talzinsen finanziert werden – eine nicht unbeträchtliche Summe für die Schuyler-Studenten. Als zusätzlichen Affront hatte Charles Rosenbusch Blair die Verwaltung des Fonds anvertraut und nicht dem Dekan, was letzen Endes bedeutete, daß Blair bestimmte, wofür das Geld verwandt wurde, und der Dekan zustimmen mußte. Weder Blair noch Kate ließen die Studenten im unklaren über die Einzelhei-ten dieses Fonds, den der Dekan so selbstherrlich zurückgewiesen hatte.
    Natürlich freuten sich Kate und Reed, Harriet und Blair über den Studentenaufruhr und den Presserummel, den er nach sich zog, ver-hielten sich aber still. Sie ließen die Studenten den Ball weitertragen.
    (»Wie kommt es bloß«, frage Kate, »daß man früher oder später immer auf Sportmetaphern zurückgreift, auch wenn man keinen Schimmer von der Sportart hat, in diesem Fall vom Football?«
    »Na, was den Ball tragen bedeutet, wissen Sie doch ganz bestimmt«, hatte Blair entgegnet. »Aber nicht, wie der, der den Ball trägt, an ihn gekommen ist«, hatte Kate, wie immer zum Debattieren aufgelegt, geantwortet. »Doch, auch das wissen Sie«, widersprach Blair. »Deshalb sind ja Sportmetaphern so beliebt, weil sie so plas-134

    tisch sind. Wir kennen vielleicht nicht die Details der Sportart, aber was ein Punktverlust ist, das wissen wir.« Kate hielt es für besser, das Thema nicht weiter zu vertiefen.)
    Der Dekan und die Fakultät beschlossen, eine Vollversammlung einzuberufen. Daß die ganze Law School zusammenkam, geschah selten – genaugenommen nur bei den Abschlußfeiern, anläßlich derer man sich gewöhnlich in eine gemietete Halle in der Nähe be-gab. Der Termin wurde festgesetzt, und Reed und Kate als, wenn auch nur vorübergehende, Angehörige der Dozentenschaft waren entschlossen hinzugehen – genau wie Harriet und einige Frauen aus dem Sekretariat, die davon überzeugt werden konnten, daß das Ganze auch sie anging. Zugegeben, es war ein Protest der Studenten, aber vielleicht kam das Universitätspersonal ja eines Tages in die Lage, auf die Unterstützung der Studenten angewiesen zu sein. (Der Dekan war übrigens inzwischen zu der Überzeugung gelangt, daß er trotz ihrer Tüchtigkeit lieber auf Harriets Dienste verzichtete, wollte aber noch den rechten Moment abwarten, es ihr zu sagen – was allerdings gar nicht nötig war, denn Harriet war die Vertraute der De-kanatssekretärin; außerdem hatte sie ohnehin vor, zum Ende des Semesters zu kündigen.)
    Als die Sitzung begann, war der Dekan erst einmal um Ruhe und Ordnung bemüht. »Wir wollen uns nicht gegenseitig überschreien«, mahnte er, »sondern jeden zu Wort kommen lassen, und vor allem wollen wir nicht vergessen, was diese Law School uns allen bedeutet.«
    Darauf folgte eine Verteidigungsrede seiner Vorgehensweisen und Beschlüsse, der die ganze Versammlung schweigend lauschte.
    Dieses Schweigen hätte ihm eigentlich verdächtig vorkommen müssen, beunruhigte ihn aber offensichtlich nicht. Als er geendet hatte, erhob sich ein Mann, stellte sich als Vertreter der Studentenschaft vor und bat um das Wort. Was er zu sagen habe, dauere nicht länger als die Verlautbarungen des Dekans, und es gehe um dieselben Punkte. Damit hatte der Dekan nicht gerechnet, das war mehr als klar, aber angesichts seiner Eröffnungsfloskeln sah er keinen Weg, die drohende Katastrophe abzuwenden. Harriet wunderte sich Reed gegenüber, der rechts von ihr saß, über die Dummheit des Dekans, aber Reed erwiderte, daß Leute, die so lange die absolute Macht innehatten, es einfach nicht fassen wollen, wenn sie auf ernsthaften Widerstand stoßen.
    »Ich möchte das Memo, das der Dekan unter den Fakultätsange-135

    hörigen verteilt hat, Punkt

Weitere Kostenlose Bücher