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Spionin in eignener Sache

Spionin in eignener Sache

Titel: Spionin in eignener Sache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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für Punkt durchgehen«, begann der Studentensprecher. Blair raunte der neben ihm sitzenden Kate zu, der Studentensprecher heiße O’Hara und habe vor, später in der Bezirksstaatsanwaltschaft zu arbeiten.
    »Verraten Sie das bloß Reed nicht«, flüsterte Kate zurück.
    »Dabei glaube ich eher«, zischte Blair, »daß er als Pflichtverteidiger enden wird. Ihm ist ein Licht aufgegangen.«
    »Erstens: wir wußten bereits, daß die Professoren Amhearst und Fansler, für uns Reed und Kate, nur während dieses Semesters an der Schuyler sind. Wir bedauern das sehr und hoffen, sie kommen eines Tages wieder.« (Lauter Applaus und einige Hochrufe. »Glauben Sie, Jake ist auch hier?« fragte Kate. »Das bezweifle ich«, sagte Blair.
    »Er schreibt wahrscheinlich gerade einen Brief an Ihren Dekan, damit er Sie feuert.«
    »Das sähe ihm haargenau ähnlich«, grinste Kate. »Wie gut Sie raten können!«)
    »Auch wenn uns Kate und Reed zweifellos fehlen werden, sind wir entschlossen, das Seminar und das Projekt, für die sie an die Schuyler kamen, fortzusetzen. Das ist unsere Antwort auf den zweiten Punkt des Memos. Professor Blair Whitson ist ja weiterhin hier und kann das Recht- und Literaturseminar mit jemand anderem halten, für dessen Honorar, da sind wir sicher, genügend Geld vorhanden ist. Reed hat uns versichert, sollte das seiner Initiative zu ver-dankende Projekt fortgesetzt werden, würde er uns bei der Suche nach einem neuen Leiter helfen.« (»Stimmt das?« fragte Kate.
    »Mehr oder weniger«, bestätigte Reed, »aber das war lange vor dem ganzen Aufruhr. Ich hatte wirklich angenommen, sie würden das Projekt weiterführen.«)
    »Wir kommen jetzt«, fuhr der Sprecher fort, »zu dem Stiftungsfond, der unserer Fakultät angeboten wurde – ein Stiftungsfond, aus dem jährlich ein Preis für den besten Essay über Rechtsprechung und Geschlechterdiskriminierung verliehen werden sollte und der son-derbarerweise von Dekan und Fakultät abgelehnt wurde. Warum wurde er abgelehnt? Weil man meint, Geschlechterdiskriminierung sei kein Thema für einen Artikel in der ›Law Review‹? Weil man grundsätzlich nicht über diese Frage diskutieren will und vielleicht hofft, auf diese Weise würde auch die Tatsache, daß es keine Frauen mit Lehrstuhl an der Fakultät gibt, nicht zum Thema gemacht? Der Dekan begründet seine Ablehnung nicht, und mir fehlt einfach die Phantasie, mir vorzustellen, welche Gründe ihn – außer seinen Vor-136

    urteilen und seiner Scheu vor Veränderungen – bewogen haben könnten. Ich stelle den Antrag, daß diese Versammlung dem Dekan die Fortsetzung sowohl des Projekts wie auch des Kurses über Recht und Literatur empfiehlt und ferner die sofortige Annahme des vom Bruder der verstorbenen Nellie Rosenbusch angebotenen Stiftungsfonds. Alle, die dafür sind, antworten bitte mit Ja.«
    Das Ja-Geschrei war so laut, daß buchstäblich die Decke bebte.
    (»Ich hätte nie geglaubt, daß Decken wirklich beben können«, bemerkte Kate zu Reed. »Ich auch nicht«, sagte Blair, der sie gehört hatte. »Und schon gar nicht, daß Schuyler-Studenten das bewirken.«)
    »Ein solcher Antrag verstößt gegen die Regeln«, schrie der Dekan, als sich der Lärmpegel allmählich senkte.
    »Nein, tut er nicht«, widersprach der Student. »Zufällig habe ich den gestrigen Abend mit der Lektüre von Robert’s Versammlungsre-geln verbracht.«
    »Solche Regeln gelten nicht für eine Versammlung wie diese«, keifte der Dekan in die Halle.
    »Dann ziehe ich meinen Antrag vorläufig zurück und frage diese Versammlung, ob sie damit einverstanden ist, daß über die Resolution abgestimmt wird. Alle, die dafür sind, rufen bitte…« Wieder brachten die lauten Jas die Decke zum Beben. »Tut mir leid, jetzt brauchen wir eine zweite Abstimmung«, fuhr der Student fort. »Al-so: alle, die meinem Antrag zustimmen…«
    Inzwischen bebte der Dekan wie die Decke. »Ich beantrage, daß diese Versammlung aufgehoben wird« brüllte er. »Ich unterstütze den Antrag«, schrie Professor Slade. Die Mikrophone wurden abge-schaltet, alle Lichter ausgeknipst, nur noch die Ausgangsschilder über den Türen leuchteten. Der Dekan hastete zum Bühnenausgang und mit ihm die meisten Professoren.
    »Wir bleiben besser, wo wir sind, wenn wir nicht totgetrampelt werden wollen«, riet Harriet. Aber wie sich schnell herausstellte, hatten sie nichts zu befürchten, höchstens, daß sie eingekesselt wurden. »Und was tun wir jetzt?« riefen die Studenten in

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