Spionin in High Heels
war es modernes Industriedesign. Die Wände waren mit einem rostfarbenen Anstrich und einer Glasur versehen, wodurch sie in dem Licht, das durch die riesige Glasfront fiel, metallisch schimmerten. Frei liegende Kupferrohre an der Decke und ungerahmte moderne Kunst an den Wänden machten den Look perfekt, während unten auf dem bloßen Betonboden ein Dutzend Föhne, Waschbecken und Schneideplätze emsig summten. Was in Watts eine Lagerhalle gewesen wäre, war auf dem Rodeo Drive schick.
»Maddie, mein Schatz!« Marco, der am Empfang arbeitete, kam auf mich zu und hauchte mir einen Kuss auf die Wangen. Marco war schlank, Hispano-Amerikaner, und sein Eyeliner war dicker aufgetragen als der von Christina Aguilera. »Wie geht es dir?«, fragte er mit einem sortenreinen San-Francisco-Akzent.
»Es ist mir schon mal besser gegangen«, antwortete ich ehrlich. »Ist Ralph da?«
» Fernando «, verbesserte Marco mich, »setzt gerade Farbextensions bei Mrs Spears.« Dann ergänzte er flüsternd: »Britneys Mutter.«
»Oh!«, flüsterte ich zurück, angemessen beeindruckt. Ich reckte den Hals und sah Stiefpapa, der einer Brünetten in den Fünfzigern rote Haarsträhnen einschweißte. Er sah mich und winkte mir zu.
»Heute«, sagte ich und drehte mich wieder zu Marco um, »ist einer dieser Tage. Kannst du mich vielleicht für eine Pediküre irgendwo dazwischenquetschen?«
»Für dich, Süße, tu ich doch alles.« Marco nahm ein großes schwarzes Buch von einem Tisch, der aussah, als wäre er aus Aluminiumverkleidungen gemacht. Er blätterte es durch.
»Und Dana auch?«
Marco runzelte die Stirn.
»Bitte, bitte!«
»Maddie, Süße, das kannst du nicht mit mir machen. Du bringst meinen ganzen Zeitplan durcheinander.«
Ich klapperte mit den Wimpern. »Oh, bitte, bitte, bitte mit Brad Pitt obendrauf!«
»Das ist nicht fair, du kennst meine Schwäche. Okay. Chia kann euch beide in fünfzehn Minuten drannehmen. Weich doch schon mal deine Füße ein.«
»Du bist ein Schatz, Marco.«
Marco warf mir eine Kusshand zu. »Als ob ich das nicht wüsste!«
Ich ging an den Pedikürestühlen vorbei, bis ich einen unbesetzten fand, zog die Schuhe aus und versenkte die Füße in dem kleinen Sprudelbecken. Sobald ich das warme Wasser spürte, merkte ich, wie ich mich entspannte.
Ich schloss die Augen und versuchte mich nach der Achterbahn der Gefühle, die ich heute erlebt hatte, wieder etwas zu beruhigen. Es war mir fast gelungen, als Dana sich mit einem Schnaufen in den Stuhl neben mir plumpsen ließ.
»Tut mir leid, dass ich zu spät bin. Auf der 110 war der Teufel los.«
Ich öffnete die Augen und blinzelte. Zweimal.
Neben mir saß Morticia Addams. Oder, um genauer zu sein, Morticia Addams trifft ein Playboy-Bunny. Dana trug ein schwarzes Lackoutfit, das ihr nur knapp über den Hintern reichte und mehr Busen zeigte, als ich überhaupt besaß. Ihr eigenes Haar war unter einer schwarzen Perücke versteckt, die sich sogar noch höher türmte als meine Haare in den Achtzigern. Eine helle Foundation, schwarzer Eyeliner und ein tiefroter Lippenstift machten den Halloween-Look perfekt. Nur war es Mitte Juli.
»Will ich es wissen?«, fragte ich.
»Was?« Dana sah an sich herunter. »Ich habe gleich ein Vorsprechen. Für so ein Elvira-Lookalike-Ding. Warum, falle ich auf?«
Ich sah mich im Salon um. Eigentlich tat sie das nicht. Hey, schließlich waren wir in L.A.
»Also«, sagte sie, »was ist denn so schlimm, dass du dringend eine Pediküre brauchst?«
So schnell ich konnte, informierte ich sie über die Ereignisse der letzten zwei Tage. Ramirez in Richards Wohnung, die Rothaarige im Pool und schließlich meine improvisierte Plauderei mit Greenway. Als ich mit meinem Bericht fertig war, waren unsere Zehennägel gebadet, eingecremt und gefeilt, und Dana saß mit offenem Mund da.
»Das ist ja spannender als Die Sopranos ! Du hast wirklich mit einem Mörder gesprochen? Wie hat er sich angehört?«
»Vor allem sauer.«
»Oh mein Gott! Du hättest ermordet werden können!«
Hatte ich schon erwähnt, dass Dana viel Sinn für Dramatik hatte?
»Wir haben nur miteinander telefoniert, Dana.« Von meiner eigenen hysterischen Reaktion auf besagtes Telefonat sagte ich ihr nichts.
»Und was hast du gemacht?«
»Nichts. Er hat aufgelegt.«
Dana sah mich an, als wäre ich die schlechteste Nancy Drew aller Zeiten.
»Was meinst du mit ›nichts‹? Hast du ihn nicht gefragt, wo er ist?«
Langsam schüttelte ich den Kopf.
»Hast du im
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