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Spionin in High Heels

Spionin in High Heels

Titel: Spionin in High Heels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma Halliday
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Hollywood. Hey, ich bin in L.A. aufgewachsen; da braucht es schon mehr als Gitter vor den Fenstern, um mir Angst zu machen. Aber als der zahnlose alte Mann uns angesehen hatte, als würde er im Geiste seine Pennys zählen, fragte ich mich doch, welche Art von Angeboten zwei aufreizend gekleidete junge Damen in dieser Gegend wohl zu erwarten hatten. Bei diesem Gedanken schüttelte ich mich angewidert.
    »Hier sollte es gleich auf der rechten Seite kommen«, sagte Dana, die weiter Ausschau gehalten hatte, während wir an einem Schnapsladen, einem Ramschmöbelhaus und Desis Pornopalast vorbeifuhren.
    Als wir uns unserem Ziel näherten, sah ich eine Frau, die das gleiche Elastankleid wie ich trug und durch das Seitenfenster eines verbeulten Cadillacs verhandelte. Mir war mulmig zumute. Ich war keine Schauspielerin wie Dana. Zugegeben, in der letzten Zeit hatte ich mehrfach Gelegenheit gehabt, die Wahrheit zurechtzubiegen (lügen klang so unschön), aber ich wusste nicht, ob ich in der Rolle der »Nutte mit einer Mission« wirklich überzeugend sein würde.
    Doch jetzt gab es kein Zurück mehr.
    »Hier ist es.« Dana zeigte auf ein heruntergekommenes Motel auf der rechten Seite. Zehn Zimmer unten, zehn oben und eine Metalltreppe, die an der Außenseite hochführte. Davor ein kleiner Schuppen, der als Büro diente. Dahinter konnte ich grüne Müllcontainer erkennen, aus denen der Abfall quoll. Die beige verputzten Wände des Motels hatten schon mehr als eine Nacht Ganggraffiti hinter sich. Die dreifarbigen Symbole der Reviermarkierungen sagten mir nichts, aber dafür würde man in South Central bestimmt umgelegt. Vor den Fenstern befanden sich natürlich die obligatorischen Gitter, und durch das Dach tropfte es sicher eimerweis e – wenn es in L.A. jemals regnete.
    Ich parkte unter einer kränklich aussehenden Palme. Dana stieg aus und zog sofort ihr Top zurecht. Ich folgte ihrem Beispiel und versuchte erneut – aber vergebens – meine Unterhose aus der Poritze zu zupfen.
    »Dana, ich weiß nicht, ob ich das schaffe.« Nervös sah ich zum Empfang. Oder, wie es auf dem Schild stand : – MPF – NG . Es sah aus, als habe jemand die Vokale weggeschossen.
    Dana warf einen Blick in den Seitenspiegel und zog ihre Perücke zurecht. »Ganz ruhig, es wird schon klappen. Überlass das Reden einfach mir. Ich wickle jeden um den Finger.« Dana zwinkerte mir zu.
    Ich atmete tief durch. Okay. Das würde ich schon schaffen. Maddie Springer, die Paradenutte.

8
    Das allererste Mal hatte ich Dana auf dem Schulhof der John Adams Middle School gesehen. Sie trug pinkfarbene Steghosen, ein schwarzes Netzhemd wie Madonna und mehr Make-up als jede andere Siebtklässlerin, die ich kannte. Sie stand bei Alan Miller, unserem kleinen Donnie Wahlberg, und flirtete mit ihm. Und nicht kichernd und Haare schüttelnd wie die anderen Mädchen. Dana hatte Tricks drauf, bei denen Alans Hose sich hob wie ein Zelt. Sie klapperte mit den Wimpern, schob die Hüfte heraus, stieß ihn leicht mit der Schulter an und tat das, was später ihr Markenzeichen werden sollte und über die Jahre zu einer sehr wirksamen Form perfektioniert wurde, wie ich jetzt sehen konnte. Dana stützte die Ellbogen auf den fleckigen Resopaltisch des Moonlight Inn, sodass ihre Möpse beinahe aus dem Top fielen, und wackelte mit ihrem runden Po hin und her.
    Auch dieses Mal verfehlte der Trick seine Wirkung nicht. Der Nachtmanager (ein kleiner, kahler Mann mit Senfflecken auf dem Metallica-T-Shirt) starrte Dana aus glasigen Augen an, und ich hätte schwören können, dass sich etwas in seiner Hose bewegte. Schnell wandte ich den Blick ab.
    »Sie verstehen also, in welch misslicher Lage wir uns befinden«, sagte Dana so zuckersüß, dass die Zähne stumpf davon werden konnten.
    Metallica leckte sich die dünnen, rissigen Lippen. »Hey Alte«, sagte er und sah dabei Danas Dekolleté an, »Ich würde ja gern helfen, echt. Wie heißt der Typ noch mal?«
    »Mr Smith.« Dana zwinkerte ihm zu.
    »Aha!« Metallica nickte. »Das ist also so eine Verabredung, was?« Er wackelte mit seinen spärlichen Augenbrauen.
    Ich hatte das dumpfe Gefühl, dass das Moonlight Inn einige von solchen Verabredungen sah. Das Büro war noch schlimmer als die verlotterte Fassade. Der sich auflösende Vinylbodenbelag knackte unter meinen Absätzen und war seit Reagans Regierungszeit nicht mehr geputzt worden. Die schmutzig grauen Wände waren offenbar wegen undichter Rohre voller Schimmel. Zwei trübe Neonröhren

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