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Spionin in High Heels

Spionin in High Heels

Titel: Spionin in High Heels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma Halliday
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als ein Schwangerschaftstest.
    Deshalb tat ich das Einzige, das mir übrig blieb. Ich warf einen Zehndollarschein auf die Theke und rannte zu meinem Jeep, bevor Ramirez zu viel Vorsprung bekam.
    Ich war die Erste, die zugegeben hätte, dass meine letzte Beschattung von Ramirez nicht gerade optimal gelaufen war. Auf keinen Fall wollte ich auf weitere Leichen stoßen. Deshalb nahm ich mir fest vor, im Auto zu bleiben. Aber Ramirez’ sexistischen Vorstellungen zum Trotz würde ich nicht einfach zu Hause sitzen und abwarten, dass es noch schlimmer kam. Und ich hatte das dumpfe Gefühl, dass es noch schlimmer kommen würde. Natürlich wäre es toll, wenn der Mann von der Spurensicherung einen Hinweis fände, der uns direkt zu Greenway führte, aber ich glaubte nicht daran, dass Greenway so dumm war. Oder dass ich so viel Glück hatte.
    Statt also zu Hause zu sitzen und mir von munteren Reportern sagen zu lassen, dass die Polizei keine neue Spur hatte, nahm ich mein Schicksal selbst in die Hand. Ich war proaktiv. Ja, proaktiv. Das hörte sich viel besser an als »Ich mischte mich in die Ermittlungen ein«. Außerdem, wenn ich nur im Wagen bliebe, mischte ich mich nicht wirklich ein. Ich spionierte nur ein bisschen.
    Und ich war immer noch eingeschnappt, weil er mich mädchenhaft genannt hatte. Und was zum Teufel war eine fregadita ?
    Bis zur nächsten Ampel hatte ich Ramirez’ schwarzen Geländewagen eingeholt. Ich blieb zwei Autos hinter ihm und auf der Nebenspur und versuchte, meinen Jeep durch reine Willenskraft klein und unauffällig aussehen zu lassen. Wie erwartet, bog er rechts in die Van Owen Avenue ein und schlug die Richtung zum Motel ein. Ich ließ ihn ein paar Autolängen vorfahren, weil ich zu wissen glaubte, wohin er fuhr. Als wir unter der 170 hindurchfuhren, verlor ich ihn aus den Augen, aber als ich langsam am Moonlight Inn vorbeifuhr, sah ich seinen Geländewagen unter derselben dürren Palme stehen, unter der eine Stunde zuvor mein Jeep gestanden hatte.
    Ich fuhr um das Motel herum und parkte etwas weiter die Straße hinunter unter einer Straßenlampe, die gerade flackernd ihr Leben aushauchte. Obwohl es immer noch angenehme sechsundzwanzig Grad waren, hielt ich Fenster und Türen geschlossen. Vorher war mir das Moonlight Inn schon unheimlich vorgekommen, jetzt aber war es der reine Horror für mich. Ich dachte an die Szene in Düstere Legenden, als die nichts ahnende Frau in dem Auto sitzt und der Axtmörder plötzlich auf dem Rücksitz auftaucht und auf sie einhackt, bis der ganze Wagen voll von rot gefärbtem Maissirup ist. Ich erschauderte. Ich zog es vor, wenn mein Sirup genau da blieb, wo er war, vielen Dank auch!
    In die Dunkelheit blinzelnd sah ich, wie Ramirez aus seinem Wagen stieg. Auf dem Parkplatz standen jetzt zwei Streifenwagen. Ein Polizeibeamter sprach in das Funkgerät in seinem Auto, während ein anderer mit einer Taschenlampe die Nummernschilder der anderen Autos auf dem Parkplatz ableuchtete. Ramirez ging zu ihm und unterhielt sich einen Moment mit dem Uniformierten, der immer wieder auf die Tür von Zimmer zweihundertzehn deutete.
    Ich folgte Ramirez’ Blick die Treppe hinauf. Die Zimmertür stand nun offen, und ich konnte sehen, dass Licht brannte. Hinter den fadenscheinigen Vorhängen zeichnete sich eine Silhouette a b – vermutlich der Spusimann mit seinen zahlreichen kleinen schwarzen Beuteln. Die Nachbarn links und rechts von Zimmer zweihundertzehn drückten sich halb nackt auf dem Flur vor der Tür heru m – angezogen wie Motten durch das Licht.
    Ramirez ließ den Uniformierten stehen und stieg die Treppe hinauf, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Mit langen, entschlossenen Schritten steuerte er Greenways Zimmer an. Er verschwand eine Minute darin, tauchte aber schnell wieder auf, kam die Treppe herunter und ging über den rissigen Asphalt des Parkplatzes zum Büro. Ich grinste schadenfroh, als ich mir vorstellte, wie Metallica unter Ramirez’ bösem Blick erzitterte.
    Fünf Minuten später kam Ramirez wieder zum Vorschein und begab sich zu seinem Geländewagen. Die Scheinwerfer gingen an, und er fuhr rückwärts vom Parkplatz. Dann lenkte er seinen Wagen den Lankershim Boulevard hinunter in Richtung Freeway. Ich zählte bis drei und fuhr ihm dann nach.
    Höchstwahrscheinlich war er nur auf dem Weg zurück zum Polizeirevier. Aber falls ihm Metallica wider Erwarten doch etwas über Greenways Aufenthaltsort verraten hatte, würde eine kleine Spazierfahrt nicht schaden.

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