Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spionin in High Heels

Spionin in High Heels

Titel: Spionin in High Heels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma Halliday
Vom Netzwerk:
Männern, die um einen schwarzen Van mit der Aufschrift »Coroner« herumstanden. Ich erschauderte.
    Na gut, richtig, ich hatte Greenway nicht besonders gemocht. Aber noch gestern hatte ich mit ihm telefoniert. Es ist kein schönes Gefühl, wenn jemand von einer Sekunde auf die andere plötzlich nicht mehr da ist. Als wenn es mir jeden Augenblick genauso hätte ergehen können. Erneut fühlte ich mich fast wieder so wie die dusselige Blondine in dem Horrorfilm, die, wie jeder Zuschauer längst weiß, am Ende vom zweiten Akt vom Axtmörder nur mit ihrer Unterwäsche bekleidet quer über den Rasen gejagt wird. Nur wusste ich noch nicht, wer mein Axtmörder war.
    Ganz offensichtlich hatte Greenway sich nicht selbst erschossen. Es ist ein bisschen schwierig, die eigene Leiche in einem Müllcontainer zu entsorgen. Aber ich konnte mir wirklich nicht vorstellen, dass Richard es gewesen war. Richard war kein Mörder. Er war Rechtsanwalt. Ja, ich weiß, das ist nicht die höchste aller Lebensformen, aber trotzdem nicht die eines Mörders. Es musste eine andere Erklärung geben.
    Nur war ich mir nicht sicher, dass Ramirez danach suchen würde. Man musste kein Nobelpreisträger sein, um zu begreifen, dass Richard nun kein »wichtiger Zeuge« mehr war. Leider hatte ich das ungute Gefühl, als jetzt der Spusimann zu Ramirez und dem Gerichtsmediziner ging, dass Richard nun zu einem vollwertigen Verdächtigen befördert worden war.
    Ramirez löste sich von der Gruppe und kam über den bröckelnden Asphalt zurück zum Büro. Er blieb vor mir stehen und musterte mich nachdenklich.
    »Sind Sie sicher, dass Sie nicht in Greenways Zimmer hineingegangen sind?«
    Mein Magen machte einen ängstlichen Satz.
    »Ja. Warum?«
    Er antwortete nicht, sondern verschränkte nur die Arme vor der Brust. »Hören Sie, ich weiß, dass Sie in der Vergangenheit alles andere als ehrlich zu mir waren, aber jetzt ist es an der Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen.«
    »Ich war nie in Greenways Zimmer. Ich habe es Ihnen schon gesagt: Wir haben geklopft, dann haben wir Schüsse gehört und sind weggerannt. Warum? Was hat er Ihnen gesagt?« Ich versuchte, an ihm vorbei zu dem Mann von der Spurensicherung zu sehen, ehrlich gesagt, ein wenig gekränkt, dass der Beweismittelsammler nach unserer intimen Begegnung mit seiner Fusselrolle mir so in den Rücken fiel.
    »Wir haben blonde Haare in Greenways Zimmer gefunden und Abdrücke auf dem Teppich, die laut Spurensicherung von einem Stilettoabsatz stammen.«
    Ich blickte hinunter auf meine Schuhe. »Zu Ihrer Information: Dies sind keine Stilettos. Dies sind Plateauabsätze.«
    Er kniff die Augen zusammen, ganz der böse Cop.
    »Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass ich irgendetwas damit zu tun habe? Dass ich ihn umgebracht habe?«
    »Ich weiß nicht, was ich denken soll. Ihr Freund, von dem Sie nichts zu wissen scheinen, verschwindet mit zwanzig Millionen, und dieser Typ da«, er zeigte auf Metallica, »dieser Typ behauptet, Sie und Ihre Freundin gesehen zu haben, wie Sie heute Abend zu Greenways Zimmer hochgegangen sind. Und anscheinend war eine Frau mit blondem Haar und einer Vorliebe für hohe Absätze dort, vor so kurzer Zeit, dass die Absatzabdrücke immer noch auf dem Teppich zu sehen sind.«
    »Fragen Sie den Spusimann«, stotterte ich. »Er hat doch ein Büschel meiner Haare. Er wird Ihnen sagen, dass die aus dem Zimmer nicht von mir sind. Sie müssen mir glauben. Ich habe nichts damit zu tun.«
    Ramirez seufzte. »Ich will Ihnen ja glauben, aber Sie machen es mir nicht leicht. Was, verdammt noch mal, soll ich meinen Vorgesetzten sagen? Ganz zu schweigen von der Presse?«
    »Sagen Sie ihnen, was Sie wollen. Ich habe Greenway jedenfalls nicht erschossen.«
    Ramirez seufzte noch einmal und begann seine Schläfen zu massieren. »Gehen Sie jetzt endlich nach Hause?«
    »Sehr gern.« Ich war den Tränen nahe, aber ich weinte nicht. Auf keinen Fall wollte ich vor dem bösen Cop heulen wie ein kleines Kind.
    »Gut. Und nehmen Sie es mir nicht übel, aber halten Sie sich von mir fern, okay?«
    »In Ordnung.« Das sagte ich ein bisschen schärfer als eigentlich beabsichtigt. Mein Ärger machte es mir leichter, die Tränen zurückzuhalten.
    Ich drehte mich um und stakste mit so viel Würde über den Parkplatz, wie eine falsche Nutte auf Zehn-Zentimeter-Absätzen aufbringen konnte. In dem Augenblick, als ich in meiner kleinen Handtasche nach dem Schlüssel kramte, traf ein Wassertropfen meinen Nacken. Natürlich.

Weitere Kostenlose Bücher