Spionin in High Heels
blöde Kuh!«, und erwiderte: »Ich warte.«
Ich setzte mich in einen Ledersessel bei der Tür, während Miss PP Mr Abrahams’ Anschluss anwählte. Sie sprach ein paar Minuten mit ihm und legte dann auf. »Er kommt bald zu Ihnen«, sagte sie. Ihrem zufriedenen Blick nach zu urteilen, hatte ich das wohl zu übersetzen mit: Machen Sie es sich bequem. Es kann eine Weile dauern.
Ich verkniff mir eine Antwort und beobachtete sie, wie sie wieder das Fenster auf ihrem Bildschirm öffnete und konzentriert darauf schaute. Anscheinend war es für eine Frau, deren Kopf mit Silikon gefüllt war, ein sehr schwieriges Kartenspiel. Sie musste mit ihrem bösen Barbiesinn gespürt haben, dass ich sie anblickte, denn plötzlich sah sie hoch.
»Was ist?«, fragte sie, eine Hand auf der Hüfte.
»Nichts. Ich bin nur erstaunt, wie viel Sie arbeiten.«
Sie kniff die Augen zusammen. »Sarkasmus ist keine sehr attraktive Eigenschaft.«
»Genauso wenig wie Zickigkeit.«
Jasmine sah mich finster an. Zumindest versuchte sie es. Aber nur ihre Augenbrauen zuckten.
»Ihre Augenbrauen zucken.«
Jasmines Hände flogen zu ihrer Stirn hoch. Als sie beunruhigt eine Puderdose mit Spiegel zückte, verspürte ich Schadenfreude.
»Zu Ihrer Information, ich schaue Sie böse an. Das liegt an dem Botox. Dr Bradley sagt, dass es noch drei Tage dauert, bis ich wieder die Stirn runzeln kann.«
Natürlich, warum war ich nicht selbst draufgekommen?
»Tja, Sie sehen sehr gelassen aus.«
Jasmine klappte ihre Puderdose zu. »Danke!«
Ich wies sie nicht darauf hin, dass das kein Kompliment gewesen war.
Eine weitere Unterhaltung über Jasmines kosmetischen Eingriff Nummer fünftausendundeins wurde mir erspart, weil sich jetzt die Milchglastüren öffneten und Mr Abrahams auf mich zukam.
»Miss Springer, es tut uns ja so leid zu hören, dass Richard juristische Probleme hat«, sagte er und nahm meine Hand in seine beiden Hände. Mr Abrahams erinnerte mich an einen Teddybären; er war groß, bärtig und hatte große, behaarte Hände. Er hatte eine laute, tiefe Stimme, die wie die von Raymond Burr klang und die er, hatte ich gehört, auch wirkungsvoll vor der Jury einzusetzen verstand. Jetzt, da ich wusste, dass er mit Richards Fall betraut war, fühlte ich mich ein wenig besser.
Ihm auf dem Fuß folgte Althea, die heute in ihrem karierten Cardigan, dem wadenlangen Cordrock in A-Linie und den flachen Slippern besonders graumäusig aussah. Unterwürfig stand sie neben ihrem Chef, und ihr Blick hob sich nie höher als bis zu seinen Knien.
»Seien Sie versichert, dass es uns allen am Herzen liegt, dass diese unschöne Angelegenheit so bald wie möglich aufgeklärt ist«, fuhr Abrahams fort. »Wir scheuen weder Kosten noch Mühen.«
Neben ihm nickte Althea wie ein Wackeldackel.
»Ich danke Ihnen«, sagte ich. »Jetzt, da ich weiß, dass jemand auf Richards Seite ist, fühle ich mich zuversichtlicher. Ich hatte mir Sorgen gemacht, dass die Polizei keine weiteren Verdächtigen überprüfen würde.«
Mr Abrahams sah mich ausdruckslos an. Als wenn ihm der Gedanke, Richard könne unschuldig sein, noch gar nicht gekommen wäre. Oder, was vielleicht der Wahrheit noch näher kam, als wenn es ihn nicht interessierte. Ab, Zocker und Haue hatten, wie die meisten Anwälte außerhalb des Fernsehens, keine Zeit für so triviale Dinge wie Schuld und Unschuld. Sie machten sich nur Gedanken um hinreichenden Verdacht, Formsachen, Gesetzeslücken und sehr große Vorschüsse.
Ich tat mein Bestes, um Mr Abrahams menschliche Seite anzusprechen (manche Anwälte sollen ja eine haben), und erklärte ihm meine Theorie über die Geliebte. Nachdem ich damit bei Ramirez nicht gerade auf offene Ohren gestoßen war, zögerte ich zuerst, zumal Jasmine jedes Wort mithörte, aber ich war so weit, dass ich nichts mehr zu verlieren hatte. Auf keinen Fall wollte ich Richard in San Quentin besuchen.
Aber als ich meinen kleinen Vortrag beendet hatte, erschien auf Mr Abrahams verständnislosem Gesicht die Art von geduldigem Lächeln, wie man es bei quengeligen Kindern und kleinen, ungehorsamen Hunden aufsetzt. »Das ist alles seh r … interessant. Aber warum überlassen Sie es nicht einfach mir, Richard aus der Patsche zu helfen.«
Wieder einmal bekam ich zu hören: Überlass das den großen Jungs. Langsam hatte ich genug davon, wie die großen Jungs mir das Leben schwer machten.
»Ich möchte doch nur helfen«, sagte ich beharrlich.
Mr Abrahams lächelte nun beschwichtigend. »Nun,
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