Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spionin in High Heels

Spionin in High Heels

Titel: Spionin in High Heels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma Halliday
Vom Netzwerk:
Ich blinzelte verblüfft. Von der Marilyn aus Das verflixte siebente Jahr bis zur Marilyn, die »Happy Birthday, Mr President« intoniert hatte, waren alle vertreten. Du lieber Himmel, da war eine Menge Peroxid verbraucht worden!
    Zwei Klapptische waren an einer Wand aufgebaut. Auf dem einen lagen Stapel von Portraitfotos, auf dem anderen befanden sich Kaffee, Styroporbecher und aufgetürmte Donuts. In der Mitte des Raums stand ein nierenförmiger Empfangstisch. Dahinter saß eine dunkelhaarige Frau mit einer Schildpattbrille, die die gelangweilte Miene von jemandem zur Schau trug, der gegen seinen Willen an einem Sonntag arbeiten muss.
    »Pardon«, sagte ich und watete durch das Meer der blonden Schönheiten.
    Sie sah auf und musterte mich kritisch. »Sind Sie zum Vorsprechen hier?«, fragte sie mit New Yorker Akzent.
    »Ich? Nein. Ich möchte zu Carol Carter. Ist sie nicht eine Ihrer Klientinnen?«
    »Das ist sie«, sagte die Rezeptionistin. »Aber sie ist nicht hier.«
    »Vielleicht könnten Sie mir ihre Nummer geben?«
    »Einen Moment, bitte.« Sie bedeutete mir mit der universellen Ein-Finger-Geste zu warten, als eine Marilyn in einem pinkfarbenen Pullover und Pumps sich nach vorn drängelte.
    »Ich bin hier, u m – «, begann die Blondine atemlos, wurde aber von der gelangweilten Empfangsdame unterbrochen. »Ich weiß, ich weiß. Der Lifetime Film. Unterschreiben Sie dort drüben auf dem Tisch, der Text liegt daneben. Ihr Foto legen Sie zu den anderen auf den Stapel.« Sie schüttelte den Kopf, als Marilyn auf fünf Zentimeter hohen Absätzen davonstöckelte, und murmelte etwas, das wie »Ich brauche eine Gehaltserhöhung« klang.
    Sie wandte sich mir wieder zu. »Tut mir leid, wer, sagten Sie, sind Sie?«
    Ich holte tief Luft und sagte mein Sprüchlein auf, das ich mir auf dem Weg hierher ausgedacht hatte. »Ich komme von Springer Productions. Wir haben Carol Carters Portraitaufnahme gesehen und glauben, dass sie perfekt für unseren neuesten Film wäre. Glauben Sie, ich könnte ihre Nummer von Ihnen bekommen?«
    »Tut mir leid«, sagte die Rezeptionistin. »Miss Carter hält sich zur Zeit in Toronto auf. Sie dreht dort einen Pilotfilm für Fox.«
    »Kanada? Wie lange ist sie denn schon dort?«
    »Seit letztem Mittwoch.«
    Ich versuchte, mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Wenn Carol Carter die ganze Woche im Ausland gewesen war, hatte sie wohl kaum Gelegenheit gehabt, Greenway ein Loch in den Schädel zu verpassen. Auch diese Spur lief ins Leere.
    »Möchten Sie einen Termin für nächste Woche vereinbaren?«, fragte die Rezeptionistin und sah an mir vorbei, als eine weitere Marilyn durch die Tür kam.
    »Äh, nein, schon gut. Wir rufen dann noch mal an.«
    »Entschuldigung«, sagte die neue Marilyn in Schuhen aus zweifarbigem Leder, Bleistiftrock und einer zwei Nummern zu kleinen pinkfarbenen Pünktchenbluse und drängte mich zur Seite. »Ich möchte zum Vorsprechen für Goodbye Norma Jean , und ic h … « Als der Blick der Nachwuchsmarilyn auf mich fiel, verstummte sie.
    Ich brauchte einen Moment, um zu verstehen, warum, aber als ich in ihre großen blauen Augen sah und dann tiefer auf die großen runden Implantate, traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag auf den Hinterkopf. Bunny.
    »Sie!«, hauchte sie und zeigte mit dem Finger auf mich. »Was machen Sie denn hier?«
    »Ä h … « Wieder einmal wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Aus irgendeinem Grund sah ich die Rezeptionistin an, die inzwischen etwas munterer aussah. Offenbar schien ihr Tag interessanter zu werden.
    Bunny stemmte die Hände in die Hüften. »Ich war gestern den ganzen Tag im Studio, aber Ihr Fotograf ist nicht gekommen.«
    »Ach, echt?« Ich versuchte, mich langsam in Richtung Tür zu schieben, aber Bunny und ihre Doppel-D-Brüste versperrten mir den Weg.
    »Wissen Sie, was ich glaube?«, sagte sie.
    Ich schüttelte den Kopf und schaute mich suchend nach einem Fluchtweg um.
    »Ich glaube, Sie sind gar keine echte Reporterin.«
    »Reporterin?« Die nun tatsächlich ein bisschen weniger gelangweilte Empfangsdame machte schmale Augen hinter ihrem Brillengestell. »Hatten Sie nicht gesagt, Sie kämen von Springer Productions?«
    »Ä h … « Ich blickte zwischen den beiden Damen hin und her. Warum klingelte in solchen Situationen nie mein Handy? Das wäre doch der ideale Zeitpunkt für einen Anruf von meiner Mutter gewesen, um mich daran zu erinnern, dass ich mal wieder eine Verabredung vergessen hatte, oder von Dana,

Weitere Kostenlose Bücher