Spionin in High Heels
den ich noch weniger sehen wollte als zwei rosafarbene Streifen. Ramirez.
17
Er lehnte an meiner Tür, die Arme vor der Brust verschränkt und das Haar nass, als wenn er gerade erst geduscht hätte. Ich wusste, wenn ich ihm zu nahe käme, würde ich die Mixtur aus Seife und Aftershave riechen, nach der ich gestern Abend meine Kissen wie ein Bluthund abgeschnüffelt hatte.
Als ich aus dem Jeep stieg, sagte ich mir, dass ich es lediglich vermeiden musste, etwas davon einzuatmen. Ich würde einfach so tun, als ließe er mich kalt. Das tat er ja auch. Denn vielleicht hatte er mich ja auch nur verführt, meine Familie kennengelernt und mich benutzt, um an Richard ranzukommen. Ich hatte mich in der Gewalt. Ich war keine Frau, die sich von ihren Gefühlen leiten ließ. Ich war knallhart. Ich war wie Demi Moore in G.I . Jane . Wie Uma Thurman in Kill Bill . Ich war cool. Ruhig. Ich hatte alles unter Kontrolle.
»Hallo!«, sagte er.
»Hallo? Komm mir mal nicht so. Du hast Richard verhaftet! Nachdem du mich begrapscht hast. Und du hast auch noch die Frechheit, dich bei meiner Großmutter einzuschleimen. Weißt du, wie lange sie mich jetzt nach dem netten katholischen Jungen fragen wird? Also sag ja nicht ›Hallo‹ zu mir, d u … d u … Bulle.« Die coole Maddie. Die alles unter Kontrolle hatte. Ja, das bin ich.
»Ich hatte einen Haftbefehl.« Seine Stimme war aufreizend ruhig. Was mich natürlich nur noch mehr auf die Palme brachte.
»Du hast mich benutzt!«
»Ich? Maddie, ich bin nicht derjenige, der dich geschwängert und dann alleingelassen hat, um mich in dieser Flohfalle in Riverside zu verstecken.«
»Ich weiß, du glaubst, dass Richard es getan hat, aber ich habe Greenways Vergangenheit überprüf t – «
Ramirez verdrehte die Augen. »Herrgott, habe ich dir nicht gesagt, dass du das lassen sollst?«
Ich knirschte mit den Zähnen. »Willst du nun wissen, was ich herausgefunden habe, ja oder nein?«
»Na gut! Können wir erst mal hineingehen?«
Ich sah ihn böse an, musste aber zugeben, dass ich die Nachbarn nicht unbedingt wissen lassen wollte, dass Richard ein gesuchter Verbrecher war. Ich schloss meine Wohnungstür auf, trat dann vor Ramirez ein und legte den neuen Schwangerschaftstest auf den Küchentresen. Er folgte mir, ohne auf eine Einladung zu warten, und lehnte sich gegen den Türrahmen, die Arme immer noch vor der Brust verschränkt und eine Augenbraue erwartungsvoll hochgezogen.
»Also, dann lass mal hören«, sagte er mit einem Ausdruck im Gesicht, der bedeutete, »Na, da bin ich aber mal gespannt!«
Ich erzählte ihm von meiner brillanten Idee von der Geliebten und meinen Unterhaltungen mit Greenways großbrüstigen Freundinnen. »Und alle drei sind blond und könnten durchaus Stilettos besitzen«, endete ich. »Aber das weiß ich nicht mit Sicherheit. Bisher habe ich noch nicht in ihre Kleiderschränke schauen können.«
Ramirez verdrehte wieder die Augen. »Wunderbar. Die große Schuhdetektivin.«
»Hey, du warst derjenige, der mir von dem Absatzabdruck erzählt hat.« Ich stemmte die Hände in die Hüften und setzte ein empörtes Gesicht auf.
»Du willst also, dass ich glaube, eine mysteriöse, Tanga tragende Frau läuft da draußen herum und bringt Menschen um?«
»Nicht Menschen, nur Greenway. Und vielleicht seine Frau.«
Ramirez schüttelte den Kopf. »Das ist lächerlich. Die Ermittlungen sind abgeschlossen.«
»Wie können sie abgeschlossen sein? Ihr habt doch noch nicht einmal die Mordwaffe.«
Ramirez schwieg.
Wieder spürte ich den Bleiklumpen in meinem Magen. »Habt ihr eine Mordwaffe?«
»Der Bericht aus der Ballistik kam vorhin. Greenway wurde mit einem Kaliber 22 erschossen, dasselbe Kaliber wie die Waffe, die Richard letztes Jahr seiner Frau gekauft hat. Sie sagt, er habe sie sich geliehen, bevor er die Stadt verlassen hat, und jetzt sei sie verschwunden.«
Ich runzelte die Stirn. »Das heißt nicht, dass Richard auch den Abdruck im Teppich hinterlassen hat.«
Ramirez riss die Hände hoch. »Ich verstehe nicht, wie du noch daran glauben kannst, dass dieser Typ unschuldig ist.«
»Und warum bist du sicher, dass er es nicht ist?«, gab ich zurück, und meine Stimme wurde wieder lauter.
»Weil er ein gemeiner Hund ist! Er hat dich angelogen, Maddie. Er hat die Polizei angelogen, er hat seine Frau angelogen. Er ist ein Krimineller.«
»Aber kein Mörder.«
»Weil irgendein Pornostar einen Tanga gefunden hat?«
»Hey, wenn du mal für eine Minute aufhören
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