Spionin in High Heels
Diät-Cola. Dann hüpften irgendwie noch ein Dutzend Krispy Kremes und ein weiterer Becher Chunky Monkey in meinen Wagen. Ich hatte nichts dagegen. Nach meinem verunglückten Auftritt in der Platt Agency hatte ich wohl ein paar tröstende Kalorien verdient.
Es war schon dunkel, als ich vor meiner Wohnung vorfuhr. Ich wusste nicht, ob ich erleichtert oder enttäuscht war, als Ramirez’ Geländewagen nicht in der Einfahrt stand. Ich fand es zwar schlimm, dass wir über alles, was ich tat, in Streit gerieten, aber noch schlimmer war die Stille, die da drinnen auf mich wartete.
Ich öffnete die Tür und machte das Licht an. Dann stieß ich gegen etwas auf dem Boden.
»Was zu m – ?« Ich sah hinunter. Es war der zertretene Schwangerschaftstest.
Gott, wie hasste ich dieses Ding! Damit hatte der ganze Schlamassel erst angefangen. Mein (vielleicht Ex-)Freund saß im Gefängnis, ein sexy Cop tauchte zu jeder Tages- und Nachtzeit vor meiner Wohnung auf, draußen lief eine Killer-Barbie frei herum und erschoss Leute, und ich musste diesen blöden Schwangerschaftstest machen!
Und das Schlimmste war, dass ich immer noch nicht wusste, was ich wollte. Ob ich ein Baby wollte. Irgendwann einmal ganz sicher. Jeder mag Babys, oder nicht? Babys sind süß, weich und kuschelig. Ich meine, ich wäre ja ein Monster, wenn ich keine Babys mochte, oder nicht?
Und irgendwie wollte ich ja auch ein Kind. Wenn ich daran dachte, bekam ich diese Florence-Henderson-Gefühle, und davor fürchtete ich mich. Aber Florence Henderson hatte einen liebevollen Ehemann gehabt, ein Haus in der Vorstadt und Alice. Ich hatte nichts davon. Ich wusste nicht, ob ich schon bereit für eine Familie war. Wenigstens nicht allein.
Merkwürdigerweise musste ich an Ramirez’ Familie denken. An den großen Garten voller Kinder. Mamas freundlich lächelndes Gesicht. Die ramponierte Piñata, die von einem Ast hing. Ramirez mit seiner kleinen Nichte auf dem Schoß, die Hose klebrig von ihren Lutscherfingern. Der Duft von Empanadas und Zuckerkeksen in der Luft. Die Musik. Der Tanz. Und das Gefühl von Ramirez’ Körper an meinem, als wir eng aneinander geschmiegt tanzte n …
Ich stöhnte. Ich nahm den Test und warf ihn in den Abfall unter dem Spülbecken. So. Eine Sache weniger, um die ich mir Gedanken machen musste.
Ich überlegte gerade, ob ich den Müll rausbringen sollte, da klingelte das Telefon.
»Hallo?«, sagte ich.
Am anderen Ende hörte ich jemanden atmen.
»Hallo?«, versuchte ich es noch einmal. Vielleicht war es Richard, der mich anrief, und hinter ihm standen Vergewaltiger und Mörder, die ihm in den Nacken atmeten.
Aber die Stimme, die ich dann hörte, war nicht die von Richard. Es war die einer Frau.
»Greenway hat bekommen, was er verdient hat. Hören Sie auf herumzuschnüffeln. Oder die nächste Kugel ist für Sie.«
18
Als die Leitung tot war, stand ich wie erstarrt mit dem Hörer an meinem Ohr. Oh mein Gott! War das Bunny gewesen. Andi? Die Tanga-Frau? Die Stimme hatte irgendwie dumpf geklungen. Ich hatte sie nicht erkannt. Es war eine Frau gewesen, das wusste ich. Und sie war wütend.
Ich fror auf einmal. Hastig legte ich den Hörer weg, als wenn sie mich durch die Telefonleitung hindurch hätte erschießen können. Wenn ich noch eine Bestätigung dafür gebraucht hätte, dass Richard unschuldig war, hier war sie.
Wie war sie an meine Nummer gekommen? Woher kannte sie mich? Wusste sie vielleicht auch, wo ich wohnte?
Ich rannte zur Tür und überprüfte das Schloss. Alles an seinem Platz! Ich schloss auf und zu, um sicher zu sein. Dann überprüfte ich alle Fenster und zog die Läden zu. Am liebsten hätte ich mich unter der Couch versteckt. Da erinnerte ich mich daran, wie ich in Richards Kleiderschrank gehockt hatte, und sah schnell in meinem nach. Erleichtert stellte ich fest, dass niemand zwischen meinen Pullovern auf mich lauerte.
Nachdem ich noch ein zweites Mal nach dem Türschloss gesehen hatte, setzte ich mich auf die Couch und stellte den Fernseher sehr laut, um die bedrohliche Stille mit Wiederholungen von Seinfeld zu füllen. Aber ich hörte Jerry nicht zu. Ich lauschte auf Geräusche draußen vor dem Haus. Geräusche, wie sie eine Tanga und Stilettos tragende, blonde, gewalttätige Verrückte machen würde. Ich stellte Seinfeld leiser, damit ich besser hören konnte.
Langsam schnappte ich wirklich über.
Ich brauchte eine Waffe. Für den Fall, dass Killer-Barbie versuchte, während der Nacht einzubrechen. Ein
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