Spionin wider Willen: Fall 1 für Markus Neumann und Janna Berg (German Edition)
… na ja, hier bin ich.« Janna atmete tief ein.
Walter und Markus blicken einander an. Die Wörter waren einem Wasserfall ähnlich aus Jannas Mund gepurzelt. Um Walters Mundwinkel zuckte es, als er Markus‘ Gesichtsausdruck und leicht genervtes Verdrehen der Augen bemerkte. Mit einem freundlichen Lächeln wandte er sich wieder an Janna. »Ich danke Ihnen, dass Sie so beherzt gehandelt haben, und hoffe, Sie haben Verständnis, dass wir die Existenz unserer Agenten grundsätzlich gegenüber Zivilisten verleugnen. Aber für Informanten gibt es Erkennungscodes, damit sie durchgestellt werden. Ich werde Ihnen einen solchen später nennen, damit Sie beim nächsten Mal keine solchen Probleme haben, uns zu erreichen.«
»Beim nächsten Mal?« Markus starrte ihn an. In seiner Stimme schwang leichtes Entsetzen mit.
Walter ging nicht darauf ein, sondern deutete auf einen weißen Ledersessel in einer kleinen Besucherecke links vor der Glastür. »Bitte setzen Sie sich, Frau Berg. Wir geben den Zettel gleich in unsere Dechiffrier-Abteilung, aber es kann sein, dass wir später noch ein paar Fragen an Sie haben. Ich hoffe, das ist Ihnen recht?«
Janna nickte. »Ja, schon. Natürlich. Aber ich muss um elf Uhr dreißig zurück in Rheinbach sein. Morgen ist der letzte Schultag vor den Sommerferien und Till und Susanna haben die ganze Woche früher Schulschluss. Ich habe versprochen, sie heute abzuholen.«
»Das dürfte kein Problem sein.« Walter nickte ihr zu. »So lange wollen wir Sie gar nicht aufhalten. Entschuldigen Sie uns nun bitte kurz. Melanie?«, rief er und winkte Markus‘ schwarzhaarige Kollegin herbei. »Bringen Sie doch Frau Berg bitte eine Tasse Kaffee oder ein Glas Wasser oder was immer sie gerne möchte.« Er lächelte Janna noch einmal zu. »Frau Teubner wird sich um Sie kümmern, bis wir wieder hier sind.«
Damit gab er Markus ein Zeichen und die beiden Männer verließen den Büroraum.
Melanie trat auf Janna zu und warf in einer anmutigen Geste ihr Haar zurück. Dabei lächelte sie freundlich, aber auch eine Spur herablassend. »Guten Morgen, Frau Berg. Darf ich Sie hinaus in unsere Besucherecke geleiten? Möchten Sie eine Tasse Kaffee oder etwas anderes?«
Neugierig musterte Janna die Agentin, während sie ihr durch die Glastür zu der Sitzgruppe folgte, schüttelte aber gleichzeitig den Kopf. »Nein, danke.«
»Wirklich nicht? Unser Kaffee ist richtig gut. Kein Instant.« Die Agentin ließ sich auf dem Sessel Janna gegenüber nieder.
»Nein, wirklich nicht.« Sie wusste nicht, warum, aber in Gegenwart dieser Agentin, die in ihrem schicken cremefarbenen Hosenanzug aussah, als sei sie soeben dem neuesten Modejournal entstiegen, fühlte sie sich äußerst unwohl und geradezu ungepflegt. Janna hatte am Morgen eine blaue Jeans und eine zartgrüne Bluse aus ihrem Schrank gezogen, ihr Haar zu einem nur lockeren Knoten aufgesteckt, sodass ein paar kupferrote Locken ihr Gesicht umspielten, und sogar ein wenig Make-up aufgelegt. Doch im Vergleich zu Melanie Teubner fühlte sie sich wie ein unscheinbares Mauerblümchen; ein fades Heimchen am Herd.
»Tja, also … Was machen Sie denn so beruflich?«, fragte Melanie und blickte sie an, als erwarte sie irgendeine steile Karriere als Juristin oder Gehirnchirurgin.
Janna riss sich zusammen. Weder an ihrem Aussehen noch an ihrem Beruf war irgendetwas Anrüchiges. »Ich betreibe einen kleinen Schreib- und Büroservice«, erklärte sie. »Wissen Sie, Till und Susanna, meine … Kinder …, sind erst acht. Deshalb ist es sehr vorteilhaft, dass ich von zu Hause aus arbeiten kann.«
»Ah.« Melanie verzog keine Miene. »Davon kann man leben?«
Beinahe hätte Janna sich auf die Zunge gebissen, um sich davon abzuhalten, auf diese herablassende Bemerkung etwas zu erwidern. Stattdessen atmete sie tief durch und sagte sich, dass sie schon bald wieder hier heraus sein würde und bis dahin Höflichkeit angebracht sei. »Wir kommen ganz gut zurecht. Ich habe ein eigenes kleines Haus auf dem Grundstück meiner Eltern. Sie helfen mir mit den Kindern, wo sie nur können.«
»Sie sind alleinerziehend?«
»Ja, so was in der Art.«
Melanie hob kurz die Augenbrauen bei dieser letzten Antwort, ging aber nicht weiter darauf ein. »Entschuldigen Sie mich bitte, Frau Berg. Ich habe noch etwas Wichtiges zu erledigen. Wenn Sie etwas brauchen, melden Sie sich bitte. Ich bin gleich dort drüben an meinem Schreibtisch.« Melanie deutete auf einen der Arbeitsplätze, nickte Janna noch
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