Spionin wider Willen: Fall 1 für Markus Neumann und Janna Berg (German Edition)
den Parkplatz eines der Supermärkte einbog, seufzte sie ergeben. Der übliche Freitagswahnsinn war ausgebrochen. Nur das gute Wetter tröstete sie ein wenig über den vollen Parkplatz hinweg. Sie stellte ihren Wagen ab und wollte gerade aussteigen, als sie im Rückspiegel erneut den Kadett erblickte. Er hatte an der Auffahrt zum Parkplatz angehalten, der Fahrer blickte in ihre Richtung.
Jannas Herz überschlug sich fast, als sie das Gesicht des Mannes zu erkennen glaubte. War das nicht einer der Kerle vom Flughafen?
Nervös umklammerte sie das Lenkrad. Was nun? Sie konnte nicht einfach wieder wegfahren. Dann würde der Mann wissen, dass sie ihn bemerkt hatte. Zu lange im Auto sitzen zu bleiben, war aber auch verdächtig. Also atmete sie tief durch, nahm ihre Handtasche und stieg aus dem Wagen. Nachdem sie abgeschlossen hatte, schob sie den Schlüsselbund in ihre Hosentasche und machte sich auf den Weg zum Eingang des Supermarktes. Rechtzeitig dachte sie daran, einen Einkaufswagen mit hineinzunehmen. Es fiel ihr schwer, sich nicht nach dem Kadett umzudrehen.
Sobald sie im Markt war, steuerte sie in Höchstgeschwindigkeit eine der hinteren Abteilungen an und kramte gleichzeitig in ihrer Handtasche, bis sie ihr Handy gefunden hatte. Mit zitternden Fingern klickte sie sich durch ihr Telefonbuch, bis sie die Nummer fand, die Herr Bernstein ihr gegeben hatte. Mit pochendem Herzen lauschte sie dem Klingelton.
***
Bonn, Kaiserstraße
Institut für Europäische Meinungsforschung
Freitag, 22. Juli, 9:15 Uhr
Markus quälte sich stirnrunzelnd durch den mehrseitigen Fragebogen, den Dr. Schwartz ihm hatte zukommen lassen. Der Leiter der Abteilung für interne Angelegenheiten hatte seine Drohung wahr gemacht und sämtlichen Papierkram, der mit der Benutzung der neuen Gesichtserkennungs-Software zusammenhing, an ihn weitergeleitet. Ärgerlich legte er die Papiere beiseite, um sich dem Bericht Gabriel Riemanns, eines der Analysten, zu möglichen Bedeutungen des Wortes Mario zuzuwenden, den Melanie ihm gerade wortlos überreichte. Resignierend warf er die Akte schon bald wieder auf den Tisch zurück. Nichts. Absolut nichts Brauchbares. Es war zum Verrücktwerden. Wenn nicht mal Riemann sich einen Reim darauf machen konnte, steckte der Karren tief im Dreck. Gabriel Riemann war zwar erst 29, jedoch bereits eine der Koryphäen im Dechiffrieren von versteckten Botschaften, Codes und allem, was sich analysieren ließ. Dabei befand er sich noch in der praktischen Ausbildung, die sich an sein Studium anschloss. Dennoch hatte er im Institut bereits den Spitznamen »Professor«, und zwar wohlverdient. Aber nicht mal er hatte auch nur einen stichhaltigen Hinweis gefunden. Wie sollten sie nun weiter vorgehen? Jeder Tag, jede Stunde, die sie verloren, würde die Söhne der Sonne ihren terroristischen Vorhaben näherbringen. Verflucht, sie wussten nicht einmal, wer der Anführer dieses Haufens war!
Das Klingeln seines Handys riss Markus aus seinen trüben Gedanken. Die Nummer auf dem Display kam ihm vage bekannt vor; stirnrunzelnd nahm er das Gespräch an. »Neumann?«
»Oh, Gott sei Dank! Bitte, Herr Neumann, Sie müssen mir helfen. Jemand verfolgt mich. Er war schon gestern Abend da und hat unser Haus beobachtet. Dann kam mein Vater mit Bella und er fuhr weg, aber später muss er zurückgekommen sein. Und heute Morgen war er noch immer da. Jetzt hat er mich bis zum Supermarkt verfolgt, und ich weiß nicht, was ich machen soll.«
Markus schüttelte irritiert den Kopf. »Frau Berg?«
»Ja, hier ist Janna Berg. Was soll ich denn jetzt machen?«
Markus hörte ihrer Stimme die Panik an. »Wo sind Sie jetzt, Frau Berg?«
»In Rheinbach, im REWE. Er war vorne am Parkplatz, aber ich weiß nicht, ob er mir in den Laden gefolgt ist.«
»Wer ist Ihnen gefolgt?«
»Der Mann. Vom Flughafen. Also einer von den Männern, die hinter Ihnen her waren.«
Markus sprang von seinem Stuhl auf, und griff nach seinem Jackett. »Sind Sie sicher? Wie sieht er aus?« Er war bereits zur Tür hinaus und auf dem Weg zum Aufzug.
»Ziemlich sicher. Ich weiß nicht. Er war ja ein Stück weg und saß im Auto. Aber er hatte braune Haut, einen dunklen Schnauzbart. Er fährt einen alten braunen Kadett. Was soll ich jetzt tun?«
Markus wartete ungeduldig, bis sich die Aufzugtür öffnete. »Sie bleiben, wo Sie sind. Im Supermarkt sind Sie sicher. Tun Sie so, als würden Sie ganz normal einkaufen. Falls er im Laden auftaucht, beachten Sie ihn nicht. Er soll nicht
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