Spionin wider Willen: Fall 1 für Markus Neumann und Janna Berg (German Edition)
merken, dass Sie auf ihn aufmerksam geworden sind. Kriegen Sie das hin?«
Janna zögerte. Er hörte sie heftig atmen. »Ich schätze schon.«
»Gut. Verlassen Sie den Laden auf keinen Fall. Ich bin schon auf dem Weg.«
»Markus, wo willst du denn jetzt hin? Wir haben gleich ein Meeting …«, rief Melanie ihm nach, als er endlich den Aufzug betrat.
»Ich muss weg!«, antwortete er. »Notfall. Ich melde mich.« Die Aufzugtür schloss sich, bevor Melanie noch etwas erwidern konnte.
***
Rheinbach
REWE-Center
Freitag, 22. Juli, 9:55 Uhr
Janna kam sich merkwürdig vor, im Schneckentempo durch die Gänge des Supermarkts zu wandern. Normalerweise erledigte sie ihre Einkäufe zügig und organisiert. Nun hatte sie ihren Einkaufswagen zur Hälfte mit irgendwelchen Lebensmitteln gefüllt und blieb alle paar Meter stehen, gab vor, die Etiketten auf den Konservendosen zu lesen und hoffte, Markus Neumann würde endlich auftauchen. Wie lange würde er von Bonn hierher benötigen? Mindestens eine dreiviertel Stunde, denn bestimmt herrschte noch Berufsverkehr.
Sie erreichte einen Stand mit DVDs und Computerspielen. Im Prospekt hatte sie gelesen, dass es diese Woche DVDs im Sonderangebot gab. Unauffällig, wie sie hoffte, sah sie sich um, konnte aber nirgends ihren Verfolger ausmachen. Vielleicht wartete er draußen auf sie. Aber würde er nicht misstrauisch, wenn sie so lange im Laden blieb?
Um noch etwas mehr Zeit totzuschlagen, griff sie nach einer DVD mit schreiend bunter Frontseite, auf der unter anderem ein Männchen in Blaumann und roter Kappe abgebildet war. Sie grinste. Super Mario , eines der offenbar zeitlosen Computerspiele. Auch im Angebot natürlich. Sie erinnerte sich an den gestrigen Abend, an Tills und Susannas Zusammenfassung des Films, den sie in der Schule angeschaut hatten. Natürlich hatte Sander den Film gekannt. Er kannte sich mit fast allem aus.
»Folgen Sie mir, Frau Berg. Wir müssen durch den Lieferantenausgang raus.«
Sie zuckte heftig zusammen und fuhr herum, als die dunkle Männerstimme so unvermittelt hinter ihr ertönte.
»O Gott, haben Sie mich erschreckt!«, rief sie leise.
Markus Neumann blickte sie nur auffordernd an und bedeutete ihr noch einmal mit einer Geste, ihm zu folgen.
»Schleichen Sie sich immer so an?«
»Ich habe mich nicht angeschlichen. Sie haben vor sich hingeträumt.« Er nahm sie beim Handgelenk und zog sie mit sich. »Los, wir müssen hier raus. Ich habe unseren Freund draußen gesehen. Er hat nicht weit von Ihrem Golf geparkt, also nehmen wir mein Auto.«
»Wohin fahren wir denn?« Automatisch zog Janna den Einkaufswagen mit sich.
Markus drehte sich kurz um und warf ihr einen strafenden Blick zu. »Was machen Sie denn da? Lassen Sie den Wagen stehen!«
Sie gehorchte und stolperte hinter ihm her. Er schien ganz Herr der Lage. Ein Protest lag ihr auf der Zunge, als sie die Verkaufsräumlichkeiten durch eine Tür mit der Aufschrift Nur Personal verließen, doch einen Augenblick später standen sie bereits im Freien.
Markus hielt sie zurück, spähte zunächst in Richtung Haupteingang, dann zum Parkplatz. Wieder zog er sie mit sich. »Kommen Sie!« Sein schwarzer Z3 stand gleich gegenüber dem Lieferanteneingang, durch den sie gekommen waren. Markus hielt ihr die Tür auf der Beifahrerseite auf; Janna schlüpfte hinein. Markus klemmte sich hinters Steuer und startete den Motor. »Runter«, befahl er. »Ducken Sie sich!«
»Aber …« Sie rutschte so tief hinunter in den Fußraum, wie nur irgend möglich, doch in dem kleinen Sportwagen war das gar nicht so einfach.
»Bleiben Sie da unten, bis ich es Ihnen sage!«
Markus steuerte den Z3 langsam über den Parkplatz und dann auf die Straße. Prüfend blickte er in den Rückspiegel. »Okay, Sie können wieder raufkommen.«
»Danke.« Janna quälte sich in eine sitzende Position und strich ihre Bluse glatt. »Was jetzt?«
»Gute Frage.« Markus fuhr sich mit gespreizten Fingern durchs Haar. »Ich bringe Sie erst mal ins Institut. Dort sind Sie sicher. Dann müssen wir herausfinden, warum Sie von diesen Typen noch immer verfolgt werden.«
»Was ist mit meiner Familie? Sind meine Kinder in Gefahr? Oder meine Eltern?«
Markus hob die Schultern. »Das ist schwer zu sagen.«
»Schwer zu sagen?«, echote sie empört.
»Ich habe veranlasst, dass Ihr Haus und ihre Familie von unseren Leuten überwacht werden. Machen Sie sich keine Sorgen.«
»Keine Sorgen?« Sie starrte ihn an. »Hören Sie mal, seit Sie mir diese
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