Spionin wider Willen: Fall 1 für Markus Neumann und Janna Berg (German Edition)
ihm erneut zögernd, blieb aber wie angewurzelt in der Tür stehen. Das Nebenzimmer war Axels Schlafraum gewesen. Auf dem Bett prangte ein großer, roter Blutfleck, um den mit grüner Farbe die Umrisse des Toten kenntlich gemacht worden waren.
Sie schluckte und richtete ihren Blick rasch auf Markus, der mit geübten Handgriffen auch diesen Raum durchsuchte. Er fand noch zwei weitere Spiele-DVDs, die er ihr ebenfalls übergab. Schon wenig später war er mit der Durchsuchung fertig. Er verließ die Wohnung jedoch nicht gleich, sondern trat zuerst an eines der Fenster im Wohnzimmer und blickte hinunter zur Straße.
Janna, die immer nervöser wurde, je länger sie sich hier aufhielten, ging ebenfalls zum Fenster. »Stimmt etwas nicht?«, wollte sie wissen. »Haben Sie jemanden gesehen?«
»Reine Vorsichtsmaßnahme«, murmelte er. »Kommen Sie, wir verschwinden hier.«
Als sie wieder im Z3 saßen, betrachtete Janna die Spiele etwas genauer. Markus steuerte den Wagen aus der Angelbisstraße heraus und fuhr Richtung Südstadt.
»Das sind alles Kriegs- und Strategiespiele«, stellte sie fest.
Markus nickte. »Unsere Computerspezialisten werden sich damit befassen. Wenn auf den DVDs oder in den Konsolen ein Code versteckt ist, werden sie ihn finden.« Er warf einen Blick in den Rückspiegel und setzte den Blinker, um nach rechts abzubiegen.
»Ja, aber …« Sie runzelte die Stirn.
»Was aber?«
»Es ist kein Super Mario -Spiel dabei und das sind auch nicht alles DVDs.«
»Ich weiß.«
Überrascht sah Janna ihn von der Seite an. »Müsste denn nicht der Code auf einer DVD dieses Spiels zu finden sein? Wozu sonst der Hinweis auf dem Zettel?«
»Es kann sein, muss aber nicht. Vielleicht war Mario nur ein Hinweis auf die Spiele allgemein. Axel und Bernd waren schon sehr lange Partner. Sie hatten ihr eigenes Codesystem.«
Janna hob fragend den Kopf. »Wer ist Bernd?«
In Markus‘ Wange zuckte ein Muskel. »Ein weiterer unserer besten Agenten. Er hat undercover in den Reihen der Terroristen ermittelt und wurde bei der Übergabe der DVD erschossen.«
»O mein Gott!« Erschrocken schloss Janna die Augen. »Waren Sie … ich meine …«
»Ich habe die DVD von ihm entgegengenommen. Deshalb war ich am Sonntag am Flughafen so in Eile.«
»In Eile.« Janna verdrehte die Augen. Dieser Mann war ein Meister der Untertreibung.
Er warf erneut einen Blick in den Rückspiegel und zog die Augenbrauen zusammen.
Sie bemerkte seinen veränderten Gesichtsausdruck. »Was ist? Folgt uns jemand?«
»Ich bin nicht sicher. Nicht umdrehen!« Ohne zu blinken, bog er erneut rechts ab, diesmal in eine schmale Seitenstraße. Dann gab er Gas und bog erneut ab.
»Was jetzt?« Jannas Herzschlag beschleunigte sich unangenehm. Wieder umklammerte sie den Türgriff.
»Bleiben Sie ruhig«, brummte er kurz angebunden und warf immer wieder Blicke in den Rückspiegel. Dann fluchte er. »Die sind doch wirklich wie die Schmeißfliegen! Halten Sie sich fest!«
Er bremste scharf und riss das Lenkrad herum. Janna schnappte erschrocken nach Luft und griff mit der linken Hand an den Rand ihres Sitzes. Die Reifen des Z3 quietschten, als er um die nächste Kurve flog. Einige der Spiele rutschten ihr vom Schoß und landeten klappernd im Fußraum. Irgendwo hupte jemand hinter ihnen.
»Was machen Sie denn da?«, rief sie entsetzt, als Markus über eine Ampelkreuzung schoss. Die Ampel war gerade auf Rot umgesprungen. Markus antwortete nicht, sondern überprüfte erneut im Rückspiegel, was hinter ihnen vorging. »Mist.« Er trat noch stärker aufs Gas und schoss mit weit überhöhter Geschwindigkeit durch die Stadt, wich dabei immer wieder anderen Autos aus oder umfuhr sie in halsbrecherischem Schlingern.
Für einen Moment schloss sie die Augen, riss sie aber gleich wieder auf, als sie Markus sprechen hörte. Er hielt sich sein Mobiltelefon ans Ohr und steuerte nur noch mit einer Hand.
»O Gott!«, schrie sie und flog gegen die Tür, als der Wagen erneut um eine Kurve schoss. »Benutzen Sie denn niemals eine Freisprecheinrichtung?«
Markus beachtete sie gar nicht. »Neumann hier. Sicherheitscode 727. Ich brauche dringend Verstärkung. Lokalisieren Sie mein Handy per GPS. Verfolger in dunkelgrünem Ford Focus, zwei Männer, soweit ich erkennen kann.« Er gab das Nummernschild durch und fügte dann hinzu: »Code 56 gelb an Walter Bernstein – und ich habe eine Zivilistin bei mir.« Er unterbrach die Verbindung und schob das Handy zurück in seine Tasche.
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