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Spitfire: Kühler Tod

Spitfire: Kühler Tod

Titel: Spitfire: Kühler Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Sandoval
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sieht er immer wieder mich an.
    Während Nickels zwangsweise seine Marke herumgehen lässt, fragt Gabriel: »Wie geht es deiner Mutter?«
    »Sehr gut«, antwortet Nickels. »Sie ist in Afrika … und ich soll euch alle ganz herzlich grüßen, sie will Fotos von jedem von euch.«
    »Hey Nick, hast du schon mal jemanden umgebracht?«, fragt Iggy und kippelt mit dem Stuhl.
    Meine Schwägerin Abbey plustert sich verärgert auf. Sie konnte Iggy noch nie leiden, was eigentlich komisch ist, weil sie sich so ähnlich sind. »Ich glaube nicht, dass das hierhergehört.« Sie gestikuliert zu ihren Kindern, die plötzlich aufhorchen, ganz wie bei der Vorlesestunde in der Bücherei.
    Ohne auf Abbey zu achten, setzt Iggy noch einen drauf. »Wie viele Leichen hast du schon gesehen?«
    »Ignacio!«, rügt Papa.
    Aber Iggy versucht es weiter. »Was war das Schlimmste, das du jemals gesehen hast?«
    Nickels lächelt.
»Gigli«,
antwortet er und seine Augen funkeln im Kerzenlicht.
    Alle Erwachsenen lachen, außer Papa, der den Namen nicht recht einordnen kann. Ich helfe ein wenig nach und erinnere ihn an diesen so richtig miesen Film mit Jennifer Lopez, den wir uns einmal ausgeliehen, aber nie zu Ende gesehen haben. Zum Glück für ihn weiß er das aber nicht mehr.
    »Wie war dein Nachmittag?«, frage ich.
    »Gut, ich habe mit einem Makler die Stadt abgeklappert und tatsächlich eine Wohnung gefunden.«
    Ich starre Nickels an.
Du Arsch!,
denke ich und fühle mich übergangen. Warum hat er mich nicht gefragt, ob ich mitkommen will? Ich bin doch so schrecklich neugierig.
    »Glückwunsch«, sagt Gabriel. »Wo denn?«
    »Bernal Heights. Ihr müsst mich unbedingt besuchen kommen.«
    Das ist gar nicht mal so weit von mir. Gerade überlege ich, welche Busse da fahren, als Iggy meine Gedanken unterbricht. »Wie viel Miete zahlst du?«
    »Ignacio!« Diesmal ist es Lydia. Ich glaube, hinter jedem dämlichen Mann steht eine Frau, die mit den Augen rollt.
    Auf der Tanzfläche wiegt sich gerade Mrs Sanchez, die Mutter der Braut, nicht des Bräutigams, in den Armen von Clavo Ibarra,einem Autoverkäufer, zu einem langsamen Takt. »Die Show geht los«, sage ich und alle sehen auf.
    Weil Clavo ein berüchtigter Frauenheld ist, drängt die Familie Mr Sanchez, einzuschreiten und seine Ehe zu retten. Als er Clavo daraufhin auf die Schulter tippt, klammert sich Mrs Sanchez aber nur umso fester an ihren blutjungen Tanzpartner und erlaubt ihrem Ehemann nicht, ihn abzulösen. Nicht einmal, als Mr Sanchez den Arm zwischen die beiden schiebt und sie zu trennen versucht, als wären sie ein klebriger Brotteig.
    Dann bricht auf einmal die Hölle los. Einer der Brüder der Braut, Gordo, glaube ich, verpasst Clavo einen Faustschlag ins Gesicht. Dann verschwindet alles in einem Strudel aus Ellenbogen, Fäusten und Taft.
    »Wie in alten Zeiten«, sagt Nickels.

    Nickels und ich lassen praktisch keinen Tanz aus, sogar die schwer nach Polka klingenden Rancheras schrecken uns nicht ab. Wenn man Spaß hat, verfliegt die Zeit nicht einfach nur, sie überspringt ganze Stunden. Als es auf Mitternacht zugeht, sammeln wir die Kinder und plattenweise Tortenstücke und die Tischdekoration ein und gehen.
    Die kühle Luft im Freien fühlt sich angenehm an auf meiner erhitzten Haut. Nickels begleitet uns noch zum Minivan. »Wo hast du geparkt?«, fragt Gabriel. »Wir setzen dich dort ab.«
    »Nicht nötig. Die kleine Abkühlung tut gut«, lehnt Nickels ab.
    »Dann bis gleich bei uns zu Hause«, ruft ihm Papa beim Einsteigen zu.
    Gerade will ich anbieten, mit Nickels zu fahren – und so endlich ein bisschen mit ihm allein zu sein –, als er schon wieder ablehnt. »Ich wünschte, ich könnte, aber ich fahre besser gleich zurück in mein Hotel. Ich muss morgen früh meinen Flug kriegen.«
    Neiiiin!!!,
will ich aufschreien.
Du kannst jetzt nicht gehen, wir haben doch kaum Zeit gehabt!
    »Am 25. August bin ich wieder da. Endgültig«, versichert Nickels und sieht dabei mich an.
    Ist ja nur eine gute Woche bis dahin, so ungefähr, denke ich und fühle mich besänftigt. »Dann gute Reise. Wir sehen uns im Herbst«, sage ich und boxe ihm gegen den Oberarm, so wie wir es als Kinder immer getan haben.

KAPITEL 17
    Sonntag, 7. August
    Heute Morgen habe ich eine SMS von Whim bekommen. Sie wäscht heute in der
Gehirnwäsche,
und
Amscray,
eine unserer Lieblingsbands aus der Gegend, spielt dort am Nachmittag. Ich beschließe etwas früher als geplant zurück in die Stadt zu fahren, mit ihr

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