Spitfire: Kühler Tod
betrügt der dich schon? Ich hab hier einen Samendetektor, der bis zu dreißig Jahre alte Spermaflecken aufspüren kann.«
In der Eingangshalle ignoriert mich Boots, wie immer, seit ich mein Jobtauschangebot zurückgezogen habe. Es war hart, ihr nicht sagen zu dürfen, warum. Und da inzwischen natürlich auch schon jeder von dieser Sache gehört hat, werde ich wohl erst mal nicht zur Mitarbeiterin des Monats gewählt.
Ich stecke den Kopf in Scotts Büro. Er ist noch nicht aus der Mittagspause zurück. Gut. Ich aktiviere die Kamera, indem ich am Griff drehe, und stelle den Füller in den Stiftebecher.
An meinem Schreibtisch öffne ich meine Tasche und schalte den Bildschirm ein. Ich sehe einen Wald aus Stiften. Ich rennezurück zu Scotts Schreibtisch und platziere den Füller neu. Nach mehrmaligen Hin-und-her-Gerenne habe ich schließlich Scotts Tastatur auf dem Schirm. Ich schalte die Kamera aus und stelle den Füller sorgfältig wieder in den Becher.
Nachdem ich etwa eine halbe Stunde an meinem Schreibtisch verbracht habe, höre ich Scott »Tomi-zita« rufen, als wäre ich irgendeine Pastasorte.
»Hey.« Ich stehe auf und folge dem Ruf. »Könnten Sie das hier für mich unterschreiben?«
Überraschend gelassen platziere ich ein Blatt Papier vor ihm. Dann greife ich nach dem Spionagefüller, schraube ihn auf und halte ihn Scott hin.
»Schon gut, ich habe selbst einen«, sagt er und tastet in seiner Innentasche nach seinem Montblanc-Füller, ganz wie ich es vorausgesagt habe. Während ich den Spionagefüller, der jetzt aufnimmt, sorgfältig positioniere, klopft Scott seine Taschen ab.
»Oder vielleicht auch nicht. Haben Sie meinen Füller irgendwo gesehen?«
»Wann haben Sie ihn denn das letzte Mal benutzt?«, frage ich und picke schnell einen anderen Stift aus dem Becher, doch er ist schneller. Er schnappt sich den Spionagefüller. Meine Kopfhaut zieht sich zusammen, dann kritzelt er seine Initialen auf das Papier.
Doch bevor ich erleichtert sein kann, weil der Stift tatsächlich schreibt, schließt er den Füller wieder und steckt ihn in seine Bruttasche. »In Royces Büro, glaube ich. Schauen Sie mal nach, ob er da ist.«
Ich rühre mich nicht vom Fleck und versuche mir etwas einfallen zu lassen, damit ich diesen Stift zurückbekomme. »Noch etwas?«, fragt Scott leicht provokativ.
Ich schüttle den Kopf.
Wieder an meinem Schreibtisch angekommen, gehe ich ins Internet und erkundige mich über Spionagefüller. Dieses kleine Ding hat mich soeben einen Wochenlohn gekostet!
KAPITEL 44
Mittwoch, 7. September
Das ging ja gut los heute. Ken, der IT-Typ und Lufterfrischer, hat in seinem Recyclingmüll nach einem verschwundenen Handbuch gesucht und ist dabei auf Scotts Kostenabrechnung gestoßen! Ein Glück, dass er so ein Hamsterer ist und nie etwas wegwerfen kann.
In seinem stinkigen kleinen Büro reicht er mir den Ordner. Überwältigt falle ich auf einen Stuhl. »Der hat sich bestimmt nicht allein bis zum Boden der Mülltonne durchgegraben«, bemerke ich.
Besorgt sieht mich Ken an. »Kann ich dir irgendwie helfen?«
»Ja, mach das Arschloch dingfest, das hier versucht, mich zu sabotieren.« Ich stehe auf. »Danke, Ken.«
Dann marschiere ich schnurstracks zurück in Scotts Büro. Er sitzt am Schreibtisch und kritzelt etwas mit seinem Montblanc. Im Stiftebecher steckt wieder der Spionagefüller!
»Könnten Sie das hier bitte unterschreiben«, frage ich unterkühlt und lege ihm die Abrechnung auf die Schreibtischunterlage, ohne ihn aus den Augen zu lassen.
»Sie haben sie gefunden?« Zwischen seinen Augenbrauen erscheint eine tiefe Furche. Ich erwarte, dass er mich fragt, wo, aber das tut er nicht.
Während er unterschreibt, gibt er mir die Anweisung: »Bringen Sie das hier gleich runter zu Joseph.«
»Natürlich«, sage ich und strecke ihm hinter seinem Rücken die Zunge heraus.
Ich koche vor Wut. Meine Freunde umzubringen war sicher das Schlimmste, was er hätte tun können, aber das hier kommt gleich danach.
Während ich die Abrechnung persönlich abliefere, denke ich an all die verschwundenen Akten und Nachrichten, die ich nie bekommen habe. Trotz Joe Kurts mangelnder Begeisterung würde ich am liebsten einen Triumphhüpfer machen, als ich sein Büro wieder verlasse.
Das iPhone in meiner Tasche vibriert. Es ist Herpes. Ich verschwinde in die Damentoilette und gehe ran. »Was gibt’s?«
»Ich wollte den GPS-Sender unter Scotts Auto anbringen, aber da war schon einer.«
Bei neueren Autos
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