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Spittelmarkt

Spittelmarkt

Titel: Spittelmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernwald Schneider
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Landwehrkanal fischt? Davon, dass es immer mehr Fememorde gibt? Glauben Sie ernsthaft, es existierten keine Personen, die hinter diesen Taten stehen und die Befehle zu deren Ausführung geben?«
    »Was für Ziele verfolgt denn dieser Geheimbund?«
    »Er will in Deutschland das Reich der alten Arier erneuern«, antwortete Warburg. »Eine alte Rasse, die es angeblich vor mehreren Tausend Jahren gab, soll zu neuem Leben erwachen. Eine der fragwürdigen Unternehmungen dieses Bundes ist die Suche nach Menschen, die noch Arierblut in möglichst unvermischter Form in den Adern haben. Diese sollen miteinander gepaart werden, um Nachkommen mit Arierblut in reinerer Form zu erhalten. Aus dieser Arierrasse soll eine Elite, ein neuer Adel entstehen.«
    »Vollkommener Quatsch!«, sagte ich, musste aber gleichzeitig an etwas aus meiner Jugend denken, dessen ich nur selten und ungern gedachte, und das mit der Reinheit von Blut zu tun gehabt hatte. Mit diesen Erinnerungen waren Vorstellungen über die von Menschen gemachte Selbsterlösung verbunden, über das große Werk und über auserwählte Eliten und Personen, die angeblich dazu berufen waren, diese großartigen Dinge zu vollbringen.
    Ich schob die Gedanken beiseite. »Mir scheint, Amerika liegt nicht nur geografisch sehr weit von Deutschland entfernt! Geheimbünde und okkulte Gruppen, die irgendwelche obskuren Ziele verfolgen, sind nach dem Weltkrieg in Deutschland wie Pilze aus dem Boden geschossen. Kein vernünftiger Mensch nimmt diesen Unfug ernst.«
    »Nichts ist unsinnig oder lächerlich genug, um nicht wahr werden zu können«, orakelte Warburg. »Ich glaube, man kann diesen Unfug gar nicht ernst genug nehmen!«
    Ich lockerte die Krawatte um meinen Hals. Mir war warm geworden und ich konnte nicht umhin, mir einzugestehen, dass ich verunsichert war. Warum hatte Arnheim mich auf diese Reise geschickt, wenn es nicht um Geld, ja, nicht einmal wirklich um die Regelung einer Scheidung ging? War ich etwa nur in Marsch gesetzt worden, um dieses Dokument, von dem er geredet hatte, zurückzuholen? Eigentlich ließ sich das nicht einmal denken.
    »Arnheim hat mir einen verschlossenen Umschlag für Florence mitgegeben«, sagte ich. »Er hat mich angewiesen, ihr diesen Umschlag nur persönlich zu übergeben – Zug um Zug gegen das Dokument, das sie zurückgeben muss. Ich habe einen guten Draht zu Florence. Lassen Sie mich mit ihr sprechen! Wir werden schon eine Übereinkunft finden.«
    Warburg wirkte nicht überzeugt. »Der böse Schatten Ihres Mandanten färbt nun einmal auf Sie ab, Herr Goltz«, bedauerte er. »Ich kann Florence leider nicht empfehlen, sich mit Ihnen zu treffen. Immerhin gut ist, dass Sie uns etwas mitgebracht haben, aber es muss sich erst noch zeigen, ob der Pharao – ich meine natürlich, ob Arnheim unsere Erwartungen wenigstens einigermaßen erfüllt.«
    »Denken Sie, ich habe diese Reise unternommen, um mit leeren Händen nach Berlin zurückzukehren?«, stellte ich ihn zur Rede und blieb stehen. »Selbstverständlich werde ich mit Florence sprechen.«
    Warburg schien zu zögern. »Der Fall, mit dem wir befasst sind, ist äußerst delikat«, sagte er schließlich, doch der Tonfall, in dem er es äußerte, deutete eine Art Einlenken an.
    Ich schaute zum Himmel. Das Wetter veränderte sich, ein paar schwarzgraue Wolken zogen auf.
    »Wahrscheinlich erledigt sich unser Problem mit dem Austausch der Dokumente«, sagte ich. »Wir können einen Vertrag aufsetzen, mit dem Inhalt, dass Florence der Scheidung zustimmt und die Schuld auf sich nimmt – und als Gegenleistung 50.000 Dollar erhält; die Dokumente werden ausgetauscht und damit sind alle gegenseitigen Ansprüche erledigt. Wenn Sie weitere Erklärungen in den Vertrag aufgenommen haben möchten, werden wir eine Lösung finden. Notfalls könnte ich nach Deutschland telegrafieren, um Arnheims Zustimmung zu bekommen.«
    Warburg blieb eine Zeit lang still. »Vielleicht lässt sich etwas arrangieren«, lenkte er dann ein. »Ohnehin nehme ich an, dass Florence Ihnen den Wunsch, sich mit ihr zu treffen, nicht abschlagen wird.« Er legte die Hand an die Stirn und rieb sich die Schläfe. »Für eine umfassende Scheidungsvereinbarung, die alle beidseitigen Interessen, gleich welcher Art, berücksichtigt, könnte ich mich immerhin stark machen. Bringen Sie einmal zu Papier, was Ihnen zweckmäßig erscheint.«
    »Tun Sie das Ihre, damit wir ein Einvernehmen erzielen. Und wenn wir unsere Hausaufgaben gemacht haben, stimmen

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