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Spittelmarkt

Spittelmarkt

Titel: Spittelmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernwald Schneider
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wissen.
    »50.000«, sagte ich, um der Sache eine andere Wendung zu geben. »Das Ganze in Dollar!«
    Warburg blickte mich an, als hätte ich einen unpassenden Scherz gemacht. Schließlich erwiderte er: »Das Geld lassen wir lieber beiseite.«
    »Als Gegenleistung gibt Florence das Dokument heraus, das sie mitgehen ließ, und übernimmt die Scheidungsschuld«, ergänzte ich. »Wenn sie das Geld nicht will, muss sie es natürlich nicht nehmen.«
    Warburgs blaue Augen musterten mich sinnend. »Haben Sie noch etwas in Ihrem Reisegepäck – oder stapelt sich dort nur das Geld?«
    Ich beobachtete einen Vogel mit weiten Schwingen, ein Falke, der von irgendwo hinter den Bäumen in den azurblauen Himmel stieg.
    »Und ich dachte immer, Florence sei ein bescheidener Mensch.«
    »Also habe ich mich nicht geirrt«, sagte mein Kollege. »Sie kommen mit leeren Händen und geben uns weder eine Sicherheit noch ein Pfand.«
    Es kostete Anstrengung, mir meinen Ärger nicht anmerken zu lassen. »Pfand auf was? Einen Vertrag können Sie bekommen. Ich bin bevollmächtigt, alle notwendigen Erklärungen abzugeben.«
    »Ein Pfand auf Florence’ Leben natürlich!«, erwiderte Warburg unerwartet heftig. Dann setzte er, wie die Katze, die es nun leid war, um den heißen Brei herumzuschleichen, hinzu: »Es geht um nichts weniger als um das Leben von Florence! Ein Vertrag ist nichts! Die Scheidung – lieber heute als morgen«, er machte eine wegwerfende Handbewegung, »das Geld«, eine weitere solche Handbewegung folgte, »darüber brauchen wir uns nicht zu unterhalten. Bei Gott nicht! Aber ein Pfand – ein Pfand könnte hilfreich sein.«
    Irgendwie musste es ja weitergehen, und ich hatte auch nicht vergessen, dass ich derjenige war, der von den anderen etwas wollte.
    »Also gut«, lenkte ich vorsichtig ein, »an welche Art von Pfand haben Sie gedacht?«
    »Ein Pfand könnte etwa eine Schutzerklärung des Pharaos sein, eine schriftliche Erklärung, deren Veröffentlichung für ihren Verfasser oder den Pharao ein Schaden wäre. Irgendetwas in dieser Art.«
    Pharao? Ich verstand nur noch Bahnhof. »Ich nehme an, Sie sprechen nicht von Ramses oder Tutanchamun?«
    Warburg blickte mich prüfend an. »Vielleicht hat Florence sogar recht, Ihnen zu vertrauen«, sagte er. »Wenn Sie wirklich so unwissend sind, wie es den Anschein hat, mag das Ihnen durchaus zur Ehre gereichen. Trotzdem verstehe ich nicht, dass Sie – also, wenn man Sie nicht informiert hat, warum sind Sie dann eigentlich hier?«
    »Bestimmt nicht, um mich von Ihnen schulmeisterlich belehren zu lassen. Ich weiß auch nicht, was ich Ihrer Ansicht nach wissen sollte. Doch das ist nicht mein Problem! Wer ist dieser Pharao? Etwa kein Ägypter?«
    Warburg seufzte und wandte sich zum Weitergehen. »Er ist Deutscher. Sie nennen ihn den Pharao. Er steht der Berliner Loge vor, deren Mitglied Arnheim ist. Der auch Florence angehörte.«
    »Eine Loge? Auch das noch! Eine Freimaurerloge?«
    »Nein. Keine Freimaurerloge! Loge ist nicht das richtige Wort. Ich würde diese Gesellschaft einen obskuren Geheimbund nennen.«
    Ein obskurer Geheimbund? Ich wollte schon lachen, dann stutzte ich. Hatte mir nicht Haller, mein Seniorpartner, einmal erzählt, dass er einer Loge angehörte? Er hatte mir nicht gesagt, um welche Organisation es sich dabei handelte, und ich hatte ihn nicht danach gefragt, weil es mich nicht interessierte. Möglicherweise hatte Warburg Hallers Loge im Sinn, welcher, wenn meine Vermutung zutraf, auch Philipp Arnheim angehörte. War Arnheim deshalb Hallers guter Mandant und Freund, weil die beiden Logenbrüder waren?
    »Hat dieser Pharao auch einen bürgerlichen Namen?«, fragte ich.
    »Ich weiß nicht, wie er heißt«, erwiderte Warburg. »Sein Name ist nur wenigen führenden Mitgliedern der Gesellschaft bekannt; wenn ich Florence richtig verstanden habe, ist der alte Pharao vor einiger Zeit verstorben und die Loge hat einen neuen Pharao gewählt. Florence kannte den alten – den neuen kennt sie jedoch nicht.«
    »Dieser Pharao scheint ja eine bedeutende Gestalt zu sein«, versetzte ich etwas bemüht spöttisch.
    »Innerhalb der Loge ist er ein absoluter Herrscher über Leben und Tod. Und außerhalb davon bisweilen auch!«
    »Hm! Mir ist bislang nicht zu Ohren gekommen, dass Logenvorsitzende Todesurteile fällen.«
    »Haben Sie noch nicht davon gehört, dass in Ihrem Lande Menschen spurlos verschwinden? Steht in Ihren Zeitungen nichts von den Leichen, die man Tag für Tag aus dem

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