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Spittelmarkt

Spittelmarkt

Titel: Spittelmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernwald Schneider
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auf Santors dunkel leuchtendem, unmaskiertem Gesicht; aber niemand begrüßte uns. Wäre nicht diese Stille gewesen, hätte man glauben können, auf einem Faschingsball in einem öffentlichen Lokal zu sein. Die meisten Anwesenden waren Männer, ausnahmslos in dunklen Anzügen gekleidet, sodass das Gästebild sonderbar einheitlich wirkte. Einige schmuckglitzernde Frauen in Abendgarderobe verfeinerten dieses Bild. Insgesamt waren nicht ganz 30 Personen zugegen. Soweit ich es wegen der Masken beurteilen konnte, befanden sich weder Arnheim noch Haller noch meine Schwester Doris oder ihr Ehegatte unter den Anwesenden.
    Ein schönes, halb nacktes Mädchen in einem dünnen, fast durchsichtigen Trägerkleidchen stand etwas verloren in einen Türrahmen gelehnt. An der Art, wie die anderen Gäste ihr Blicke zuwarfen, spürte ich, dass sie keineswegs übersehen wurde, sondern vielmehr ein besonderer Gegenstand der Aufmerksamkeit war und sogar den heimlichen Mittelpunkt der seltsamen Abendgesellschaft bildete.
    Das Mädchen war unmaskiert. Von ihrer körperlichen Makellosigkeit wie gebannt, erkannte ich erst beim zweiten Blick, dass es sich bei der Schönen um Veronika handelte, Arnheims charmantes Hausmädchen, dem ich vor ein paar Wochen erstmals begegnet war.
    Santor ging auf sie zu, begrüßte sie mit einem dezenten Handschlag und sprach eine Weile leise auf sie ein. Sie sah ihn nicht an, während sie seinen Worten lauschte, aber als Santor von ihr abließ, löste sie sich von dem Türrahmen und schritt aufrecht und gelassen in die Mitte des Raums, wo sie stehen blieb. Sie reckte den schwanengleichen Hals, schaute mit unbestimmtem Blick in die Ferne. Sofort bildete sich eine Art Halbkreis um sie herum, und ich sah, dass die Gesichter der anwesenden Gäste sich nun ganz unverhohlen in gespannter und erwartungsvoller Weise auf ihre berückende Erscheinung zuwandten.
    Zwei maskierte Männer aus der Schar der Gäste traten hinter Veronika und halfen ihr, sich von dem dürftigen Rest ihrer Kleidung zu befreien.
    Nackt stand sie da und badete im Glanz der Beleuchtung, ein selten reizvolles Geschöpf mit schlanken Gliedern und schmalen Hüften – ganz unbekümmert genoss sie das Licht, als würden die lüsternen Blicken der Gäste sie in keiner Weise stören. Sie schien genau zu wissen, dass sie Besseres als die Blicke dieser Leute nicht nur verdiente, sondern bald auch bekommen würde.
    Santor trat wieder neben sie, nahm ihren Arm und führte sie ein Stück zur Seite, zu einem tischartigen Möbelstück in der Nähe der Wand, das wie ein Altar wirkte, da es von den Kerzen darüber hell beleuchtet wurde. Es war kein richtiger Tisch, sondern ein x-förmiges Gestell, auf das sich Veronika nun legte. Sie spreizte die Beine und legte die ellenlangen Arme über den Kopf. Die beiden Männer, die sie zuvor entkleidet hatten, griffen nach weißen Schnüren und banden ihre Fußgelenke und ihre Handgelenke an dem Holzgestell fest; danach schoben sie das Gestell mit der gefesselten Schönen mitten in den Raum und in den Halbkreis der anwesenden Gäste hinein.
    Santor war hinter ihren Kopf getreten und murmelte nun Sätze, die einem okkulten Ritual angehörten. Sie klangen wie aus einer fremden Sprache und waren mir unverständlich. Als er nach ein paar Minuten Gemurmel wieder schwieg, herrschte eine absolute, aber gespannte Stille in dem Saal.
    Ein, zwei weitere Minuten vergingen, dann hörte ich ein Geräusch und sowie ich mich in die Richtung drehte, aus der es gekommen war, erblickte ich einen lediglich mit einer Maske bekleideten Mann, in dessen hoch gewachsener und wohl gebauter Gestalt ich sofort das männliche Pendant zu Irene Varo erblickte. Er war es wirklich, er musste es sein, ich war mir vom ersten Moment an ganz sicher: Roland Olden, Irenes Bruder.
    Er trat in den Halbkreis und an das Gestell zwischen die Beine der gefesselten Veronika, deren Augen vor Freude aufleuchteten, während sie den Kopf etwas anhob und den ehemals Gekreuzigten vor sich erblickte. Er schien unter seiner Maske zurückzulächeln, bevor er begann, ihre schmalen Hüften zu streicheln, und sobald sie so weit war, gab ihm Veronika mit einem Seufzer ein Zeichen und hob ihr Becken, um ihn in sich aufzunehmen. Mit einer ruhigen Bewegung drang er tief in sie ein.
    Schon bald bildete sich auf Veronikas Zügen das Vergnügen ab, das ihr ihr Partner bereitete, zusammen mit einer Art von Triumph darüber, dass sie, obwohl gefesselt und dem Licht wie den lüsternen

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