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Spitze Buben

Spitze Buben

Titel: Spitze Buben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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nicht.« Mir fiel auf, daß wir nicht mehr »wir« waren. »Es wäre wohl eine gute Idee, sich zu verabschieden.« Bald durften wir die blutrünstigen Patrouillenbrunos hier erwarten und die Wache gleich auf deren Fuß.
    Ein blutiges Messer lag am Boden. Wahrscheinlich war es ein Folterinstrument. Ich hob es auf und legte es vor Eisenfaust hin. »Los, laß uns verduften.«

 
58. Kapitel
     
    »Rühr dich nicht vom Fleck, du Schleimbeutel!«
    Wie bitte?
    Ich war von Natur aus ein Rebell. Ich rührte mich nicht nur, sondern ich sah nicht mal nach, ob ich vielleicht zahlenmäßig unterlegen war.
    Morpheus war auch ein kleiner Wilder. Außerdem stand er da, wo das Großmaul ihn nicht sehen konnte.
    Ich tauchte weg, rollte mich ab, sprang auf die Füße und außer Sicht. Dann stürmte ich vor. Morpheus griff von der anderen Seite der Tür an und schrie los.
    Ein einziger Gorilla hatte gedacht, er konnte mich bluffen. Aber er schaffte es nicht.
    Morpheus schlug und trat ihn etwa neunzehnmal. Ich zog ihm meinen magischen, unzerbrechlichen Kartoffelstampfer über die Rübe. Der Junge ging zu Boden, und seine Miene sagte deutlich, wie unfair er das fand. Der arme Kleine. Ich wußte, was er meinte. Gerade, wenn man glaubt, man hat alles gewuppt, kommt irgend so ein Blödian mit einem längeren Knüppel.
    Morpheus und ich fanden leider keine Zeit, uns zu gratulieren. Noch mehr Patrouillenbrunos tauchten auf. Einer stellte die für die intellektuelle Fähigkeit ihrer Unterspezies typische Frage: »Was geht hier vor?«
    Bumm, Bumm, Bumm, Bumm!
    Mir war nicht entgangen, daß wirkliche Helden eigentlich mit einem Schwert herumfuchteln, während ich mit einem verzauberten Eichenstöckchen hantieren mußte.
    Morpheus schrie und brüllte und verteilte die Brunos in alle vier Ecken. Er amüsierte sich prächtig. Wenn er genügend motiviert war, konnte er einen ganz schönen Zahn zulegen.
    Wir brachen durch, liefen nach oben und verschmähten den Vordereingang. Dort hatten sich alle Patrouillenheinis aus der ganzen Oberstadt versammelt, weil sie bei der großen Sause mitmachen wollten. Die bestand darin, Leichen zu zählen, Ganoven zu verfluchen und Gefangene zu mißhandeln.
    Normalerweise pflegte mein Glück sich in solchen Momenten zu verabschieden. Diesmal jedoch hatte ich Dusel, hauptsächlich, weil die Patrouillenheinis so einen Lärm machten. Deshalb hörten sie nicht, wie Morpheus und ich flüchteten.
    »Erst zum Balkon«, schlug Morpheus vor. »Schnell.«
    Ich erwartete keine leichte Flucht. Jeder mit auch nur fünf Hellern Verstand hätte eine Wache an jedem möglichen Ausgang postiert.
    Aber man kann nie wissen, was passiert, wenn man es mit TunFaires Schlägertrupps zu tun bekommt. Die meisten denken nicht weiter als bis zum nächsten Arm, den sie umdrehen wollen. Sie sind zwar auf ihrem Spezialgebiet effektiv und technisch hervorragend, aber ihre Schwäche liegt im Bereich der Planung und Entscheidung.
    Im ersten Stock hatte es in der Nähe der Balkontür eine heftige Auseinandersetzung gegeben. Überall stießen wir auf Blut und Leichen. Blutige Spuren auf dem Boden legten die Vermutung nahe, daß einige Leichen aus einem Raum gezerrt worden waren, der bei meinem Besuch bei Maggie Jenn als Rumpelkammer benutzt wurde. Ich hatte das Gefühl, daß die Eindringlinge aus der Gilde hier das erste Mal auf ernsten Widerstand stießen. Warum wohl? Der Raum war für ein Gefecht denkbar ungeeignet.
    Ich nahm mir die Zeit, genauer hinzusehen.
    Was war das?
    Sekunden später rief Morpheus leise vom Balkonzimmer aus: »Was machst du da? Beweg dich! Im Augenblick ist niemand auf der Straße.«
    Ich löste den Blick von dem Pergament. Es war eins von mehreren Blättern aus einem Buch, das offenbar während des Kampfes beschädigt worden war. Der Rest des Buches war weg. Die losen Seiten waren vielleicht bei einer hastigen Flucht verlorengegangen.
    »Ich lass' dich hier hängen!« zischte Morpheus drohend.
    Ich faltete das Pergament und schob es in mein Hemd. Es war wohl besser, zu verschwinden und Morpheus' Verdacht nicht zu erregen. Immerhin kannte ich die Geschichte schon. Ich hatte das ganze Buch gelesen, nicht nur eine Seite.
    Ich kam auf dem Balkon an und sah gerade noch, wie Morpheus sich bereits auf die Gasse hinunterließ. Ein kurzer Blick nach rechts und links: Niemand in Sicht, der Ärger machen konnte. Ich landete neben Ahrm. »Wir sollten uns besser trennen.«
    Er musterte mich prüfend, weil er davon überzeugt ist, daß es

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