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Spitze Buben

Spitze Buben

Titel: Spitze Buben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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lange, ist dir das klar?«
    »Das kannst du laut sagen.«
    »Gut. Wir haben uns kennengelernt ...«
    »Und du wirst jeden Tag, den ich dich kenne, immer mehr zu einem Klugscheißer. Der Garrett, den ich einmal kannte ...« Damit verlor er sich in die Gefilde der Wirklichkeitsüberarbeitung. Wir leben in verschiedenen Welten. Er hat alles anders in Erinnerung als ich. Vielleicht ist es kulturell bedingt.
    Die alte Arbeitsethik zahlte sich aus. Beim vierten Versuch kamen wir endlich durch. Als wir uns endlich unserem Ziel näherten, knurrte ich: »Ich hatte schon befürchtet, mein Zauberamulett wirkt umgekehrt.«
    »Dein was?«
    »Ich ... ich habe so ein Amulett. Jemand hat mich mit einem Fluch belegt. Ich kann sie in die Irre leiten.«
    »Ach ja?« Morpheus musterte mich mißtrauisch.
    Ich erzählte ihm nicht alles. Und er verschweigt mir manches. Man teilt eben nicht alles, ob man nun befreundet ist oder nicht.
    Als wir uns der düsteren Häuserschlucht der Hohen Straße näherten, wurden wir vorsichtiger. Ich wurde nervös, als hätte ich eine Vorahnung. »Irgendwie habe ich ein merkwürdiges Gefühl«, erklärte Morpheus im selben Moment.
    »Es ist ruhig. Aber hier oben ist es immer ruhig. Die Leute mögen es so.«
    »Also spürst du es auch.«
    »Ich spüre irgendwas.«
    Aber wir sahen niemanden und konnten auch nicht das kleinste Anzeichen von einer Patrouille hören oder riechen.
    Wir näherten uns dem Jenn-Anwesen durch die Gasse und schlenderten daran vorbei. Wir taten, als wären wir Scouts der Rattenmüllmänner, die gleich den Müll abholten.
    Jemand war über die Balkons eingestiegen. Ein sehr unvorsichtiger Jemand. Es mußte ein sehr frischer Einbruch gewesen sein, weil es keine Anzeichen dafür gab, daß die Patrouille Gegenmaßnahmen ergriffen hatte.
    »Ich muß da rein«, sagte ich zu Morpheus.
    Ahrm widersprach nicht, aber er war nicht gerade begeistert von der Vorstellung. »Die Dachluke ist nicht verriegelt, falls niemand sich darum gekümmert haben sollte, wie wir vorher rausgekommen sind.«
    Wir hatten sie unverschlossen gelassen, weil man den Haken von außen nicht vorlegen konnte. »Genau darauf freue ich mich schon den ganzen Tag. Auf Dächern rumzuklettern.«
    »Du bist derjenige, der es nicht sein lassen kann.«
    »Der Feuerlord bezahlt mich sehr gut dafür.«
    »Einverstanden. Laß uns nicht streiten.« Morpheus sah sich um. Ich auch. Es schien, als wären wir in einer Geisterstadt. Abgesehen von den Häusern gab es keine Anzeichen auf menschliches Leben.
    »Unheimlich«, sagte ich leise, während Morpheus wie ein spitzohriger Affe ein Abflußrohr hinaufkletterte. Ich zerrte mich hinter ihm hoch und stöhnte, als er mir half, mich auf das Dach zu rollen. »Ich dachte, ich wäre besser in Form.« Ich schnaufte und keuchte.
    »Wenn du Bierkrüge stemmst, trainiert das deine Beinmuskeln nicht mal annähernd genug. Komm schon.«
    Bierkrüge stemmen? Und ich war ein Klugscheißer? Ha!
    Bevor ich Morpheus folgte, warf ich noch einen Blick hinunter in die Gasse. Dabei erspähte ich auf einem Balkon ein Hausmädchen, das uns mit offenem Mund hinterherstarrte. Sie mußte herausgekommen sein, während wir hochkletterten. »Es gibt Ärger«, sagte ich zu Morpheus. »Eine Zeugin.«
    »Dann sei leise. Wenn sie nicht sieht, wohin wir gehen, bleibt uns genug Zeit.«
    Zeit wofür? Mich befielen ziemliche heftige Zweifel an der Klugheit meines Vorgehens.
    Als wir uns der Dachluke näherten, bemerkte ich, daß auch Morpheus nicht sehr zuversichtlich wirkte. Aber er war teilweise ein Dunkler Elf. Wegen einer Vorahnung würde er nicht aufgeben.

 
57. Kapitel
     
    Wir lauschten angestrengt, konnten jedoch auf der anderen Seite der Luke nichts hören. Mürrisch öffnete ich sie einen Spalt. Morpheus lauschte mit seinen besseren Ohren und spähte mit seinen besseren Augen in die Finsternis. Er schnüffelte und runzelte leicht die Stirn.
    »Was?«
    »Weiß nicht.«
    »Jemand da?«
    »Das nicht. Mach auf. Wir müssen uns beeilen.«
    Ich hob die Luke an. Noch war es leise auf der Straße, aber ich bezweifelte, daß dieser Zustand lange anhielt. Sonnenlicht flutete ins Treppenhaus, und weder Ganoven noch Monster warfen sich uns entgegen.
    Morpheus stieg schnell hinunter. Ich folgte ihm weniger eilig, weil es wieder stockfinster war, seit ich die Klappe geschlossen hatte. Ohne Zwischenfall gelangten wir ins oberste Stockwerk. Morpheus schnüffelte weiter, und ich folgte seinem Beispiel. Dabei bekam ich reichlich

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