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Spitze Buben

Spitze Buben

Titel: Spitze Buben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Staub in die Nase, so daß ich gegen ein Niesen ankämpfen mußte. Aber da ... da war etwas ...
    Von unten drang ein Schrei zu uns herauf, ein stöhnendes Jammern, das wie der letzte Schrei einer verlorenen Seele klang. »Geister«, sagte ich.
    »Nein.«
    Natürlich nicht. Er hatte recht. Jemand wurde übel zugerichtet. Ich hätte einen Geist vorgezogen.
    Wir wurden noch vorsichtiger.
    Überzeugt davon, daß der Boden unbewacht war, stiegen wir ein Stockwerk hinunter. »Wir kommen zu langsam voran«, murmelte ich.
    Morpheus stimmte mir zu. »Aber was sollen wir tun?« Wir hörten diesen Schrei in verzweifelter Todesangst noch zweimal.
    Wir konnten noch eins tun, bevor der Schlägertrupp ankam: Verschwinden.
    Im nächsten Stockwerk fanden wir Spuren von Menschen. Morpheus und ich stritten schweigend über deren Zahl. Es mußten mindestens ein halbes Dutzend sein und wahrscheinlich noch die ganze Bande Knilche aus diesem häßlichen Lagerhaus.
    Noch ein Schrei. Oben von der Treppe aus, die in den ersten Stock führte, konnten wir gedämpfte Stimmen streiten hören. Morpheus hielt drei Finger hoch, dann vier. Ich nickte. Es waren vier, plus demjenigen, der gequält wurde.
    Mir fiel wieder ein, daß der Regenmacher den Ruf hatte, ein Folterknecht zu sein.
    Dieser Gestank in der Luft war zwar stark, aber noch nicht deutlich genug, daß ich ihn hätte identifizieren können.
    Morpheus zögerte. Ich wollte nicht einmal ein Flüstern riskieren, vertraute also seinen Instinkten. Als er endlich weiter hinunterging, brach unten metallischer Lärm los. Überraschung!
    Drei sehr große, männliche Gestalten fegten mit gezogenen Schwertern durch unser Blickfeld und stürmten hastig die Treppe hinunter ins Erdgeschoß. Leute von der Patrouille. Vermutlich waren sie über die Balkontür eingestiegen. Sie hatten es eilig, weil einer über seinen Schnürsenkel gestolpert war und alle verraten hatte.
    »Versteck dich!« zischte mir Morpheus zu und deutete mit dem Daumen nach oben. Ich nickte. Es war sehr wahrscheinlich, daß jüngere und beweglichere Menschen denselben Weg wählen würden wie wir.
    Unser Timing war spitzenmäßig. Kaum hatten wir uns unter die Decken verkrochen, die über herumstehenden Antiquitäten hingen, als über uns Stiefel dröhnten. Ich hatte Angst, daß ich vielleicht niesen mußte. Dann machte ich mir Sorgen über Fußabdrücke im Staub. Ich wußte nicht mehr, ob genug andere Abdrücke zu sehen waren, damit unsere Spuren dazwischen verborgen blieben.
    Unten brach die Hölle los. Es klang wie eine große Schlacht. Metall schlug gegen Metall, Leute brüllten und schrien, Möbelstücke zersplitterten. Vermutlich war die Patrouille auch ins Erdgeschoß eingedrungen.
    Das Getöse drang die Treppe hoch. Die Abteilung vom Dach stürzte sich mit ins Getümmel. Das Gebrüll und die Flüche waren ohrenbetäubend, aber ich hielt mir trotzdem die Nase zu. Bei meinem Glück würden diese Kerle selbst mein kleinstes Niesen hören.
    Es wurde richtig lebhaft. Eine Weile dachte ich schon, daß die Jungs von der Patrouille trotz ihrer guten Ausgangslage verlieren würden. Es fehlte ihnen an Motivation. Immerhin hatten sie sich nicht dazu verpflichtet, sich für den Schutz von fremdem Eigentum abschlachten zu lassen.
    Und es bestand kein Zweifel daran, daß da unten Leute starben.
    Die Kerle auf der Treppe starteten einen verzweifelten Gegenangriff.
    Danach dauerte der Kampf nur noch Minuten. Bald verlagerte er sich aus dem Haus auf die Straße. Die Patrouille brüllte wütend, während sie diejenigen verfolgten, die stiften gegangen waren.
    Jemand zog an dem Laken, das mich verhüllte. Ich faßte meinen Totschläger fester, bereit, einen mächtigen doppelhändigen Hieb zu landen. »Laß uns verschwinden«, flüsterte Morpheus. »Bevor sie zurückkommen und alles durchsuchen.«
    Er hatte natürlich recht. Sie würden zurückkommen. Aber im Augenblick waren wir unsichtbar. Wenn man davon ausging, daß die Patrouille glaubte, daß die Leute da unten die gewesen waren, die man gesehen hatte.
    Die Stille währte nicht lange. Ich nahm ein Stöhnen wahr, gefolgt von etwas, was ich seit Jahren nicht mehr gehört hatte ... dem Röcheln eines Mannes mit durchbohrter Lunge, der verzweifelt nach Luft rang.
    Morpheus und ich rannten hinunter, jederzeit darauf gefaßt, zu fliehen. Am Fuß der Treppe zum ersten Stock stießen wir auf einige Leichen. Keiner der vier würde je wieder Krawall machen.
    In der Luft hing ein Geruch, den ich kannte

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