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Spitze Buben

Spitze Buben

Titel: Spitze Buben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Bibliothek besitzt es seit frühen kaiserlichen Zeiten.« Sie fing an davon zu plaudern, wie ein früher Kaiser versucht hatte, eine Gesamtausgabe des Originals zusammenzutragen, weil er den sagenhaften Schatz des alten Falk finden wollte. Angeblich wußte kein Außenstehender, daß dieses Buch existierte.
    »Ha! Also hatte ich recht! Zwar das falsche Buch, aber die richtige Idee!« Ich zog das Pergament aus meinem Wams, das ich von Maggie Jenns Haus hatte mitgehen lassen – es war eine einzelne Seite aus dem Schlachten-Sturm, Ausgabe ungewiß, aber die Leute, die versucht hatten, es zu beschützen, waren von Leuten umgebracht worden, die es überhaupt nicht interessiere. Die Intensität dieser Erfahrung hatte den Ton für die folgenden Feindseligkeiten festgelegt.
    »Was ist mit den Wütenden Klingen?« wollte Linda wissen. »Davon hatten wir nie eine Erstausgabe.«
    »Ich habe davon neulich erst eine Ausgabe gesehen. Und zwar an einem Ort, an den sie nicht gehörte. Aber das ist mir erst heute klargeworden. Dann dachte ich, ich könnte deine Probleme lösen.«
    Langsam begann ich, mir Ärger zu machen. Linda wollte nicht ruhig stehenbleiben, und ich war abgelenkt. Sie war zu nah und zu warm und fing an zu schnurren, als gefiele es ihr wirklich, daß ich an sie dachte.
    »Komm einfach her, Jacke! Ich zeig' es dir. Du wirst es mir nicht glauben, aber ich kann es dir beweisen!«
    Eine knurrige Stimme antwortete. »Ich würde dir nicht mal glauben, wenn du mir erzählst, daß der Himmel oben ist, Weib.«
    »Du bist eingeschlafen. Lüg du nur weiter, aber wir alle wissen, daß du auf deinem Posten einschläfst und einen Außenstehenden hereingelassen hast. Du bist einfach zu alt.«
    Ich haßte die Stimme der Frau beinah so sehr wie die Des Gottverdammten Papageis, obwohl ich sie erst selten gehört hatte. Doch diese paar Male waren schon ein paarmal zuviel. Sie klang wie Nägel, die über eine Schiefertafel kratzen, näselnd und immer vorwurfsvoll.
    »Wo wir gerade von alt reden, du bist schon seit drei Jahren tot, aber zu blöd, es zu merken. Aber du mußt immer noch den Leuten das Leben schwermachen.« Grau Jacke kümmerte es nicht, ob er ihr zu nahe trat. Außerdem war es unwahrscheinlich, weil sie fast ganz taub war.
    »Du hast fest geschlafen, als ich gekommen bin.«
    »Ich hab' nur meine Augen ausgeruht, du dämliche Schreckschraube.« Bumm. Grau Jacke brach zusammen. Seine Finger funktionierten nicht mehr richtig, und wenn er sich zu sehr beeilen mußte, dann gelang es ihm manchmal nicht, sein Holzbein richtig festzubinden.
    Ich küßte Linda Luther auf die Stirn. »Ich sollte lieber verduften.«
    »Bis später.« Sie zwinkerte hinreißend. Ich hatte schon immer eine Schwäche für Frauen, die zwinkern. »Versprochen«, hauchte sie mir ins Ohr und kümmerte sich dann um Grau Jacke. Sie ignorierte die alte Frau, der das ziemlich egal war. Sie hatte keine Schwierigkeiten, beide Seiten in dem Wortwechsel zu übernehmen.
    Ich huschte schnell davon. Der Alte hatte mich nicht bemerkt, also fing er an, über frustrierte alte Jungfern zu schimpfen, die hinter jedem Regal einen Mann lauern sehen.

 
61. Kapitel
     
    Es war ein langer, anstrengender Tag gewesen, und er war immer noch nicht zu Ende. Mir taten Stellen am Körper weh, die manche Leute gar nicht kennen. Ich war zuviel gelaufen und zu oft verprügelt worden. Verdammt, es war fast wie damals, als der Tote Mann dafür sorgte, daß ich keine Ruhe bekam.
    Diesen einen Besuch noch, sagte ich mir, dann machst du Feierabend. Ich stöhnte, als mir meine Verabredung mit Morpheus einfiel.
    Nicht auch noch Winger. Warum nur hatte ich das getan?
    Aber ich war ein braver Soldat und marschierte weiter.
    Welcher Blödmann sich wohl diese Metapher ausgedacht hatte. Ich kannte keinen Soldaten, der einen einzigen Muskel bewegte, es sei denn, es wäre seine letzte Chance gewesen.
    Lange bevor ich den Laden von Kupfer & Feld erreichte, konnte ich den Ärger schon riechen. In dem Viertel herrschte diese Stille, die sich immer einstellt, wenn etwas unvorstellbar Schreckliches passiert ist.
    Der Augenblick ging wieder vorbei. Die Geister versammelten sich bereits, als ich vor dem Geschäft ankam und angesichts dieser blutigen Verwüstung heftig nach Luft rang.
    Ein Blick genügte. Jeder, der einigermaßen bei Verstand ist, hätte sich rumgedreht, einen Fuß vor den anderen gesetzt und diesen Vorgang so schnell und so lange wie möglich wiederholt. Und zwar in Richtung Süden. Aber

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