Spitze Buben
ihm immer, wenn ich weiß, was ich will, zu seinem Nachteil gereicht. Wie er darauf kommt, ist mir schleierhaft. »Tu mir einen großen Gefallen. In ein paar Stunden werde ich diesen tapsigen Trottel durch dein Viertel führen. Hilf mir, ihn zu schnappen.«
»Warum?«
»Ich will mit Winger sprechen. Er wird wissen, wo sie wohnt.«
Erneut musterte er mich voller Mißtrauen. »Sei vorsichtig. Im Augenblick dürften sie hier oben ziemlich empfindlich sein. Sie werden alles plattmachen, was sich bewegt.«
Ich nickte, machte mir aber weniger Sorgen um mich als um ihn.
59. Kapitel
Ich hatte ziemlich miese Laune und schlug nicht gerade einen Purzelbaum vor Freude, als Oberst Block seine Clowns zurückpfiff. »Entspannen Sie sich, Garrett. Es ist alles in Ordnung.«
»Wieso lassen Sie diese Idioten auf die Straße, wenn sie nicht mal einen Passierschein erkennen, den ihr heißgeliebter Häuptling ausgestellt hat?« Warum sollte ich Angst haben, aus der Oberstadt zu kommen? Ich hatte einen Haufen Passierscheine von einem ganzen Regiment Oberbonzen.
»Kerle, die lesen und schreiben können, entscheiden sich gewöhnlich nicht für eine Karriere bei den Gesetzeshütern. Und Sie müssen zugeben, daß Sie keine besonders plausiblen Gründe anführen konnten, warum Sie hier aufgegriffen wurden.«
»Wo ich aufgegriffen wurde? Ich war ...«
»Dann eben aufgehalten.«
»Und mit viel zuviel Begeisterung. Ich habe versucht zu kooperieren. Sie wollten mich nicht mal ausreden lassen.«
»Ich schon.«
»Hä?«
»Ich lasse Sie erklären. Nach Herzenslust.«
Was für ein Klugscheißer. Garrett, sei vorsichtig, sagte ich mir. Ganz ruhig. »Ich hab' nur versucht zu tun, was der Feuerlord von mir erwartet. Mir ist das Gerücht zu Ohren gekommen, daß der Regenmacher sich hier in der Oberstadt versteckt hält.«
Block sah mich aufmunternd an. Versuch's noch mal, hieß das. Ihn konnte ich nicht reinlegen. Seine Agenten hätten ihm solche Gerüchte mit Sicherheit zugetragen. »Was ist in dem Haus geschehen, Garrett?«
»Sie bringen mich in eine Klemme, Hauptmann.«
»Ich bin Oberst, Garrett. Wie Sie sehr wohl wissen. Und Sie haben recht. Ich habe Sie am Arsch. Wenn ich wollte, könnte ich Sie ins Al-Khar stecken, damit man Sie dort verhört. Dort kann man ohne weiteres verschwinden, wie im Aderlaß-Spital.«
Das Al-Khar ist TunFaires Gefängnis. »Warum sollten Sie das tun?«
»Hauptsächlich deshalb, weil ich mich nicht gern verscheißern lasse. Ich habe eine Augenzeugin, die gesehen hat, wie zwei Männer ein Abflußrohr hinaufgeklettert sind. Einer war gekleidet wie Sie.«
»Aber nicht mit so vielen Rissen und Kratzern, wette ich. Zweifellos war es ein kühner Jugendlicher, der so getan hat, als wollte er ein paar Schnallen waschen. Ein verblüffender Zufall.«
»Die Zeugin hat die Patrouille gerufen. Die Männer haben sich das Haus angesehen und bemerkt, daß es Spuren von mehrfachem gewaltsamen Zugang aufwies. Drinnen stießen sie auf Leichen und kampfbereite Männer. Ich will Sie nicht beschuldigen, die Gesetze ein wenig ... strapaziert zu haben, Garrett. Wie käme ich dazu? So einer sind Sie ja nicht. Aber wenn ich etwas auf billige Weissager geben würde, könnte ich Sie bestimmt in diesem Haus wiederfinden. Hm?«
Ich gab nichts zu.
»Geben Sie mir einen Tip, Garrett. Wer sind diese Leute?«
Ich konnte keinen sichtbaren Vorteil darin sehen, den Mund zu halten und mir noch weiter das offizielle Wohlwollen zu verscherzen. »Einige waren die Leute von Regenmacher.«
»Nun, war das so schwer?«
Natürlich. Typen wie ich sollen nicht mit Leuten wie ihm zusammenarbeiten, vor allem dann nicht, wenn es einem Kopfschmerzen ersparen würde. In meinem Job muß man stur wie ein Troll sein. Allerdings hilft es meistens auch, sich dumm zu stellen. »Die anderen gehörten der Gilde an. Ich habe gehört, daß Hackebeil vor langer Zeit etwas mit dem Tod von Kains Bruder zu tun hatte.« Zweifellos waren das für Block keine großen Neuigkeiten.
»Verstehe. Und Kain zahlt seine Schulden.«
»Immer.«
Block war hinter der Festung seines Schreibtisches sitzen geblieben. Jetzt nahm er ein gefaltetes Dokument mit einem schweren Siegel auf und tippte damit gegen die Schreibtischoberfläche. »Wie schlimm ist es, Garrett? Sieht es nach einem Bandenkrieg aus?« Das würde in seiner Personalakte nicht sonderlich gut wirken.
»Wohl kaum. Sie kennen Kains Ruf. Hackebeil müßte sich seine Schläger aus anderen Städten holen. Nach
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