Spitze Buben
»Allmählich dämmert es mir.«
»Wunderbar. Dann kann ich mir einen Haufen weiterer Erklärungen schenken.«
»Ich weiß nicht viel. Das alles war während meiner Dienstzeit bei den Marines. Im Cantard haben wir den Skandalen am Hof wenig Beachtung geschenkt.«
»Keiner wußte, wer König war, und es scherte sich auch niemand darum. Das habe ich gehört.« Maggie Jenn lächelte strahlend. »Vermutlich interessieren Sie sich noch immer nicht für Skandale des Königshauses.«
»Sie haben wenig Einfluß auf mein Leben.«
»Es wird Ihre Arbeit für mich genausowenig beeinträchtigen, ob Sie den ganzen Schmutz kennen oder nicht.«
Eine Frau trat ein. Wie Zeck mußte auch sie zur Zeit der Erbsünde geboren worden sein. Sie war winzig und hatte die Größe eines Kindes, das ins Teenageralter kommt. Und sie trug einen Zwicker. Maggie Jenn sorgte anscheinend gut für ihre Angestellten. Brillen sind verdammt teuer. Die alte Frau blieb stehen und verschränkte die Hände vor sich. Sie bewegte sich nicht und sprach kein Wort.
»Wir beginnen, wenn Sie soweit sind, Laura.«
Die alte Frau neigte den Kopf und verschwand.
»Ich werde Ihnen trotzdem etwas erzählen, um Ihre berüchtigte Neugier zu befriedigen. Damit Sie das tun können, wofür Sie bezahlt werden, statt in meiner Vergangenheit herumzustochern.«
Ich knurrte.
Laura und Zeck brachten den ersten Gang, eine Suppe. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Ich hatte mich schon zu lange von meinem eigenen Fraß ernährt.
Was das Kochen anging, vermißte ich Dean wirklich.
»Ich war die Geliebte des Königs, Garrett.«
»Ich erinnere mich.« Ja. Seinerzeit war es der Skandal schlechthin. Der Prinz hatte sich so heftig in eine Bürgerliche verliebt, daß er sie in die Oberstadt holte. Seine Frau war nicht besonders begeistert gewesen. Der gute alte Theo hatte sich nicht mal die Mühe gemacht, Diskretion zu heucheln. Er war verliebt, und es scherte ihn einen Dreck, ob die ganze Welt es erfuhr. Ein bedenkliches Verhalten für einen Mann, der König werden sollte.
Es deutete auf Charakterfehler hin.
Was sich auch als richtig erwies. König Teodoric IV. entpuppte sich als arroganter, engstirniger, selbstverliebter Narr, der innerhalb eines Jahres vom Thron gestoßen wurde.
Wir tolerieren die Macken unserer Könige nicht besonders. Das heißt, unsere Hoheiten und unser Adel sind nicht tolerant. Ansonsten würde niemand auf die Idee kommen, einen König umzulegen. Dieses Hobby bleibt sozusagen in der Familie. Selbst unsere ausgeflipptesten Revoluzzer schlagen nie vor, die Könige auszulöschen.
»Und was ist mit seiner Tochter?«
»Sie ist nicht von Theo.«
Ich schlürfte meine Suppe. Es war Fleischbrühe mit Knoblauch, in die jemand mal kurz eine Hühnerkeule gehalten hatte. Ich mochte sie. Die leere Schüssel verschwand, und eine kleine Vorspeise tauchte auf. Ich sagte kein Wort. Vielleicht redete Maggie ja, um das Schweigen zu brechen.
»Ich habe einige dumme Fehler gemacht, Garrett. Meine Tochter war das Ergebnis einer abgekarteten Ehe.«
Meine Vorspeise duftete nach Hühnerleber, Speck und einem riesigen Nußschinken. »Schmeckt großartig.«
»Ich war erst sechzehn. Mein Vater verheiratete mich mit einem Tier, das besessen nach Jungfrauen war und dessen Töchter meine Mütter hätten sein können. Es war gut fürs Geschäft. Da mir nie jemand erklärt hatte, wie man verhütet, wurde ich schwanger. Mein Gatte bekam einen Anfall. Ich sollte nicht werfen, sondern sein Bett wärmen und ihm sagen, daß er darin der Größte war. Und als ich eine Tochter bekam, flippte er fast aus. Noch eine Tochter. Er hatte keine Söhne. Seiner Meinung nach handelte es sich um eine weibliche Verschwörung. Wir wollten ihn fertigmachen. Ich hatte nie den Mut, ihm ins Gesicht zu sagen, was ihn erwartete, wenn wir Frauen ihm wirklich gaben, was er verdiente. Aber er bekam es trotzdem zu spüren.« Sie lächelte bösartig, und einen Moment kam eine finstere Maggie zum Vorschein.
Sie kostete ihr Essen und ließ mir Raum für eine Bemerkung. Ich nickte bloß und kaute weiter.
»Der alte Mistkerl hat mich trotzdem weiter mißbraucht, ganz gleich, was er von mir hielt. Seine Töchter hatten Mitleid und zeigten mir, was ich wissen mußte. Sie haßten ihn noch mehr als ich. Ich ließ mir Zeit. Dann wurde mein Vater von Räubern getötet, die zwölf Kupfermünzen und ein Paar billige Stiefel erbeuteten, die schon über ein Jahr alt waren.«
»Typisch TunFaire.«
Sie nickte. So war
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