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Spitze Buben

Spitze Buben

Titel: Spitze Buben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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keinen Humor. Und hier stand ein Prachtexemplar dieser Gattung vor mir. Fürchtenicht lächelte nicht und zuckte nicht einmal mit einem der Wäldchen über seinen Augen. Aber er war der Sprache mächtig. Und zwar eines einigermaßen verständlichen Karentinisch. »Haben Sie einen Grund, dieses Haus heimzusuchen?«
    »Klar.« Mir gefiel sein Ton nicht. Der Ton von Hügelianerlakaien gefiel mir nie. Ihr Näseln hat immer etwas Arrogant-Snobistisches. »Ich wollte nur rausfinden, ob ihr Jungs tatsächlich in der Sonne schrumpelt.« Ich saß bei unserem Spielchen am längeren Hebel, denn ich wurde erwartet, und man hatte ihm meine Beschreibung gegeben. Er hatte mich nämlich erkannt.
    Im anderen Fall hätte er mir die Tür vor der Nase zugeschlagen und die Patrouillen verständigt, die die Reichen und Mächtigen vor solchen Würmern wie mich schützen. Dann wäre schon eine Legion hierher unterwegs, um mir eine saftige Abreibung zu verpassen.
    Wenn ich so darüber nachdachte, mußte ich die Möglichkeit einräumen, daß sie durchaus trotzdem unterwegs sein könnten, falls Fürchtenicht einen Kumpel mit genausowenig Humor hatte. »Ich heiße Garrett«, verkündete ich. »Maggie Jenn hat mich zum Abendessen eingeladen.«
    Der alte Knacker trat zurück. Er sagte kein Wort, aber es war deutlich, daß er im stillen die Weisheit seiner Herrschaft in Frage stellte. Ganz offenbar ließ er nur ungern Leute wie mich ins Haus. Nicht auszudenken, was sie alles aus meinen Taschen holen mußten, bevor sie mich gehen ließen. Noch schlimmer: Vielleicht schleppte ich ja Flöhe mit ein, die bald ihre Teppiche bevölkern würden.
    Ich warf einen Blick zurück auf meinen Schatten. Der arme Kerl versuchte nach Kräften, so unverdächtig wie möglich zu wirken.
    »Nette Tür«, erklärte ich, als ich sah, wie dick sie war. Sie maß bestimmt zehn Zentimeter. »Erwarten Sie den Schuldeneintreiber mit einem Rammbock?« Die Hügelianer könnten sich solche Probleme leisten. Mir würde nie jemand genug Gold borgen, daß ich in eine solche Bredouille käme.
    »Folgen Sie mir.« Fürchtenicht drehte sich um.
    »Es sollte heißen: ›Folgen Sie mir, Sir.‹« Warum entwickelte ich nur sofort eine Abneigung gegen den Kerl? »Ich bin der Gast und du der Handlanger.« Ich fing an, Revolutionen mit anderen Augen zu betrachten. Wenn ich mich mit Linda in der Königlichen Bibliothek treffe, stöbere ich auch ein bißchen in den Büchern herum. Einmal habe ich eins über Rebellionen in die Finger gekriegt. Anscheinend bekamen die Diener bei solchen Umstürzen ihr Fett weit mehr weg als ihre Herren, es sei denn, sie waren umsichtig genug, sich als Spitzel der Rebellen zu verdingen.
    »Tatsächlich.«
    »Oh. Es spricht. Geh er voran, Fürchtenicht.«
    »Ich heiße Zeck, Sir.« Das ›Sir‹ klang sehr sarkastisch.
    »Zeck?« Das war so schlimm wie Fürchtenicht. Fast.
    »Ja, Sir. Folgen Sie mir. Die Herrin wartet nicht gern. Sir.«
    »Dann geh voran. Die tausend Götter TunFaires mögen verhüten, daß wir den Zorn Ihrer Rothaarigkeit entflammen.«
    Zeck würdigte mich keiner Reaktion. Er dachte wohl, ich hätte ein Verhaltensproblem. Womit er vollkommen richtig lag, wenn auch aus den falschen Gründen. Und ich schämte mich ein wenig. Er war vermutlich ein netter alter Herr mit einer ganzen Herde von Enkeln, der gezwungen war, über seine Pensionierung hinaus zu arbeiten, weil er undankbare Sprößlinge versorgen mußte, Leibesfrüchte irgendwelcher im Cantard gefallener Söhne.
    Ich glaubte den Schmonzes nicht eine Sekunde.
    Das Innere des Palastes hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit seinem Äußeren. Es war zwar inzwischen ziemlich angestaubt, mußte aber früher einmal der Wunschtraum eines Verlierers aus dem Hafenviertel gewesen sein, der sich für einen großen Potentaten hielt. Oder eines großen Potentaten mit dem scheußlichen Geschmack eines Spießers aus dem Hafenviertel. Es gab ein bißchen davon und ein wenig hiervon und ... es fehlten eigentlich nur noch ein paar verschleierte Bauchtänzerinnen.
    Es war ein schauderhafter Ort, mit stillos zur Schau gestelltem Wohlstand. Kitsch überall, wo man hinsah, und zwar zuviel davon. Und es wurde noch mehr, je weiter wir uns dem Mittelpunkt der Höhle näherten. Wir schienen von Zone zu Zone zu geraten, und jede wetteiferte mit der vorherigen um den Wanderpokal für schlechten Geschmack.
    »Wow!« Ich konnte mich nicht länger beherrschen. »Das ist das I-Tüpfelchen.« Es war ein Schirmständer

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