Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spitze Buben

Spitze Buben

Titel: Spitze Buben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
Vom Netzwerk:
Schilde führte. Er war nicht besonders gut, also wog ich meine Möglichkeiten ab.
    Am besten gefiel mir, den Spieß einfach umzudrehen. Ich konnte ihn abschütteln und ihm folgen, wenn er losging, Bericht zu erstatten.
    Ich muß zugeben, daß ich leider Feinde habe. Im Verlauf meiner Arbeit verstimmte ich gelegentlich einige unerfreuliche Leute. Einige von ihnen wollen vielleicht eine alte Rechnung begleichen.
    Ich kann keine schlechten Verlierer leiden.
    Mein Freund Morpheus Ahrm ist ein professioneller Killer, der sich als vegetarischer Gourmet tarnt. Er behauptet, daß ich selbst schuld bin, wenn ich meine Verfolger lebendig zurücklasse.
    Ich beschattete meinen Schatten, bis ich sicher war, daß ich mit ihm fertig werden würde. Dann beeilte ich mich, um rechtzeitig zu meiner Verabredung mit Maggie Jenn zu kommen.

 
7. Kapitel
     
    Die Jenn-Residenz war ein Fünfzig-Zimmer-Schuppen am Rand des innersten Zirkels der Oberstadt. Kein einfacher Händler, ganz gleich wie reich oder mächtig, konnte den innersten Kreis jemals erreichen.
    Seltsam. Maggie Jenn hatte gar nicht so aristokratisch auf mich gewirkt.
    Der Name nagte immer noch an mir. Ich wußte immer noch nicht, warum ich glaubte, ihn kennen zu müssen.
    Dieser Teil der Oberstadt bestand fast ausschließlich aus Stein, wo auch immer man hinsieht. Keine Höfe, keine Gärten, keine Bürgersteige, kein Grün, außer in sehr seltenen Balkonkästen im zweiten Stock. Keine Ziegelsteine. Rote und braune Ziegel waren was für den Plebs. Das konnte man vergessen. Hier wurden Steine aus Steinbrüchen anderer Länder benutzt, Steine, die Hunderte von Meilen transportiert worden waren.
    Ich war noch nie hiergewesen und verlor folglich die Orientierung.
    Es gab keine Zwischenräume zwischen den Gebäuden. Die Straße war so schmal, daß zwei Kutschen nicht aneinander vorbeipaßten, ohne daß eine fast an die Wand gedrückt wurde. Es war hier sauberer als in der restlichen Stadt, aber die grauen Steinpflaster und die Häuser schufen trotzdem eine trübe Atmosphäre. Zwischen den Häuserschluchten entlangzugehen war, wie auf dem Grund einer trostlosen Kalksteinschlucht dahinzuwandern.
    Jenn wohnte mitten in einem unauffälligen Block. Der Eingang ähnelte eher einem besäulten Tor als einer heimeligen Haustür. Kein einziges Fenster führte zur Straße, sondern man sah sich einer glatten Steinwand gegenüber, die nicht einmal geschmückt war, sehr untypisch für die Oberstadt. Der Baustil der Hügelianer wetteifert normalerweise darum, den schlechten Geschmack ihrer Nachbarn in den Schatten zu stellen.
    Irgendein cleverer Architekt muß einem ansonsten intelligenten Typen die Vorstellung untergejubelt haben, daß Reinheit das Symbol des Ruhms wäre. Zweifellos hatte ein Vermögen den Besitzer gewechselt, denn dieses asketische Aussehen war sicherlich kostspieliger als jedes steinerne Lebkuchenhäuschen.
    Ich dagegen mag es gern billig. Mir reichen ein Haufen besonders häßlicher Wasserspeier und ein paar kleine Jungs, die von den Ecken der Dachrinnen runterpissen.
    Der Klopfer war so vornehm, daß man ihn suchen mußte. Er bestand nicht aus Messing, sondern aus irgendeinem grauen Metall, vielleicht Zinn. Er brachte ein dezentes und schwaches Tick Tick hervor, das unmöglich jemand da drin hören konnte.
    Die einfache Teakholztür schwang sofort auf, und ich stand einem Kerl gegenüber, der aussah, als hätten ihm böswillige Eltern irgendwann um die Jahrhundertwende den Namen Fürchtenicht angehängt. Er wirkte, als hätte er zahllose Dekaden damit zugebracht, sich dagegen zu wehren, dem Bild zu entsprechen, das ein solcher Name mit sich bringt. Er war lang, knochig und gebeugt. Seine Augen waren gerötet, er hatte weißes Haar, und seine Haut war leichenblaß wie die eines Dunkelelfen, eines Geisterbeschwörers. »Das wird also aus ihnen, wenn sie alt werden. Sie hängen die Schwarzen Schwerter an den Nagel und werden Butler.« Sein Adamsapfel sah aus, als würge er gerade an einer Pampelmuse. Er sagte kein Wort, sondern stand nur da wie ein Bussard, der darauf wartet, daß sein Imbiß abkühlt.
    Er hatte die größten, knochigsten und buschigsten Augenbrauen, die ich je gesehen habe. Es waren die reinsten Dschungel.
    Unheimlicher Bursche.
    »Dr. Tod, nehme ich an?« Dr. Tod war eine Figur aus den herumreisenden Kasperltheatern. Fürchtenicht und der böse Doktor hatten einiges gemeinsam, nur war die Handpuppe etwa einsachtzig kleiner.
    Einige Menschen haben einfach

Weitere Kostenlose Bücher