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Spitze Buben

Spitze Buben

Titel: Spitze Buben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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TunFaire wirklich.
    »Ihr Vater war tot«, drängte ich sie sanft.
    »Also hatte ich keinen Grund mehr, meinem Ehemann weiter zu Diensten zu sein.«
    »Sie sind weggelaufen.«
    »Nachdem ich ihn im Schlaf überrascht und mit einem Schürhaken die Scheiße aus ihm herausgeprügelt habe.«
    »Ich werde es beherzigen.«
    »Gute Idee.« Ihre Augen funkelten übermütig. Maggie Jenn gefiel mir. Jeder, der so etwas durchgestanden hat und dann noch einen Funken Übermut behalten hatte ...
    Es war ein interessantes Essen. Ich erfuhr alles darüber, wie sie Theo kennengelernt hatte, ohne daß sie auch nur ein Sterbenswörtchen darüber verloren hätte, was sie zwischen ihrer Scheidung per pedes und dieser ersten explosiven Begegnung mit dem zukünftigen König getan hatte. Man würde so etwas Häßliches wie dieses Scharlachrote Zimmer nicht in Ehren halten, wenn man die betreffende Person nicht gemocht hätte.
    »Dieses Haus ist ein Gefängnis«, sagte sie etwas sentimental.
    »Immerhin hatten Sie Freigang, damit Sie mich aufsuchen konnten.« Vielleicht ließ man sie ja die Freiheit nur schnuppern.
    »Nicht so ein Gefängnis.«
    Ich aß schweigend, bis die Stille sie zum Reden brachte. Metaphern sind nicht unbedingt mein Spezialgebiet.
    »Ich kann jederzeit gehen, Garrett. Man hat mich sogar dazu aufgefordert. Mehr als einmal. Aber wenn ich es tue, verliere ich alles. Es gehört nicht wirklich mir. Ich darf es nur benutzen.« Sie beschrieb einen Kreis mit der Hand. »Solange ich es nicht im Stich lasse.«
    »Verstehe.« Ja. Sie war Gefangene der Umstände. Sie hing hier fest. Immerhin war sie eine ledige, alleinerziehende Mutter. Sie kannte die Armut und wußte, daß Reichtum besser war. Armut war auch eine Art Knast. »Ich glaube, ich fange an, Sie zu mögen, Maggie Jenn.«
    Sie hob eine Augenbraue. Was für eine liebenswerte Fertigkeit! Nur wenig Menschen haben genügend angeborenes Talent dafür. Und nur die Besten unter uns beherrschen den »Brauen-Blick-Trick«.
    »Ich mag nicht viele meiner Klienten.«
    »Vermutlich geraten liebenswerte Personen nicht in Situationen, in denen sie die Hilfe von jemandem wie Ihnen benötigen.«
    »Jedenfalls nicht oft, da muß ich Ihnen zustimmen.«

 
9. Kapitel
     
    So, wie sich die Dinge anließen, gewann ich immer mehr die Überzeugung, daß eine gewisse Eventualität von dem Augenblick vorherbestimmt war, an dem ich die Tür öffnete. Ich bin nicht der Typ, der sofort zur Sache kommt, aber ich wehre mich auch nicht allzu heftig gegen die Launen des Schicksals. Vor allem kämpfe ich gegen ein ganz bestimmtes Schicksal nicht an.
    Das Dinner war zu Ende. Ich war unruhig. Maggie Jenn hatte mir diese Blicke zugeworfen. Blicke, die das Gehirn eines Bischofs in Gelee verwandeln und einen Heiligen der Enthaltsamkeit dazu gebracht hätten, dreimal hintereinander in diesen klaren Quellen unterzugehen. Ihre Spielchen hätten die Gedanken eines Fundamentalistenpredigers in Gefilde der Phantasie abgleiten lassen, die so weit entfernt waren, daß eine Rückkehr nicht möglich war, ohne etwas vollkommen Dummes zu tun.
    Ich war so gefesselt, daß ich nicht mal wußte, ob ich mich schon vollgesabbert hatte.
    Wir hatten uns während des Dinners geneckt. Sie war geistreich, wirklich schlagfertig. Ich hätte mir am liebsten das nächste Jagdhorn greifen und das große Halali blasen mögen!
    Sie saß da, betrachtete mich abschätzend und versuchte wohl herauszufinden, ob ich noch medium oder schon durch war.
    Ich riß mich heroisch zusammen und versuchte, mich zu konzentrieren. »Können Sie mir eins verraten, Maggie Jenn?« Meine Stimme hätte den Oberboß vor Neid erblassen lassen, so heiser und rauh klang sie. »Wer hätte Grund, sich für Ihre Angelegenheiten zu interessieren?«
    Sie erwiderte nichts, sondern wandte wieder den Brauen-Blick-Trick an. Das hatte sie wohl nicht erwartet. Sie spielte auf Zeit.
    »Versuchen Sie nicht, mich reinzulegen, Weib. So einfach kommen Sie um eine Antwort nicht herum.«
    Sie lachte kehlig, übertrieb die natürliche Heiserkeit ihrer Stimme und rekelte sich ein wenig, nur um mir zu zeigen, daß sie mich zappeln lassen konnte, wie es ihr gefiel. Ich spielte kurz mit dem Gedanken, aufzuspringen und mich damit abzulenken, daß ich mir die Bilder an den Wänden ansah. Aber nach einem kurzen Blick nach unten stellte ich fest, daß es sehr ungemütlich und ausgesprochen peinlich werden würde, wenn ich aufstand. Also drehte ich mich auf meinem Stuhl herum und tat, als

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