Spitze Buben
ähnlich. Anscheinend setzte mir der Fall zu, wenn es denn überhaupt ein Fall war. Davon war ich noch längst nicht überzeugt.
Ich näherte mich dem Kerl von hinten und sang dabei ein Rattenmann-Arbeitslied. Soweit ich weiß, ist es das einzige Arbeitslied, das sie kennen, weil so wenige von ihnen ihre Jobs behalten ... Durch den falschen Akzent und den falschen, trunkenen Gesang ließ sich der Mann einlullen. Er verfluchte mich, statt sich auf Ärger einzustellen.
Ich stolperte näher und erwischte ihn mit meinem Nußknacker zwischen den Augen. Mit einem erstickten »Umpff!« stolperte er auf wackligen Beinen zurück. Ich schnappte ihn am Hemd, riß ihn auf die Knie, stellte mich hinter ihn und preßte ihm meinen Totschläger an die Gurgel. »Okay, Bruno, wenn ich mich zurücklehne, wirst du merken, wie es ist, gehenkt zu werden.« Ich zog kurz an, um meinen Worten Nachdruck zu verleihen. Und dafür zu sorgen, daß er nicht zuviel Luft bekam. Wenn ich ihm die rationierte, würde er an wenig anderes denken. »Kapiert?«
Er hatte kapiert und knurrte kooperativ. Nachdem ich eine Weile seine Sauerstoffleitung unterbrochen hatte.
»Ausgezeichnet. Jetzt kommt der Teil, in dem du mir erzählst, wer dich geschickt hat, wie viele Kumpel du hast und wo die lauern.«
Das mußte ich dem Kerl lassen, seinen Kumpanen gegenüber blieb er loyal. Von solchen Schlägern findet man nicht viele. Ich mußte ihn fast totschlagen, bevor er endlich nachgab. Und das tat er erst, nachdem ich ihm ins Ohr geflüstert hatte: »Ich habe herausgefunden, daß der beste Bluff ist, gar nicht zu bluffen. Wenn du mir nicht hilfst, muß ich mir leider einen anderen jagen.«
Natürlich bluffte ich.
Er gab Geräusche von sich, aus denen zu entnehmen war, daß ich ihn zur Kooperation überzeugt hatte. Ich lockerte den Stock. »Vielleicht redest du besser, während du ausatmest. Sonst werde ich nervös. Was ihr Jungs neulich abends mit mir veranstaltet habt, hat mich ziemlich verstimmt.«
Bumm! Ich zog ihm eins mit dem Stock über die Rübe, als ich merkte, was er vorhatte. »Also, wer hat dich geschickt?« Dann wendete ich wieder die Würgetaktik an.
»Hackebeil!« stieß er hervor. »Ein Kerl namens Hackebeil!«
»Was für eine Überraschung. Hat er zufällig gesagt, warum?«
Knurren und Japsen. Das bedeutete »nein«. Und außerdem: Wen interessierte das schon? Dieser Hackebeil zahlte in harter Währung.
»Wie viele Kumpane hast du dabei?«
Sieben. Sieben? »Ich fühle mich geschmeichelt. Dieser Hackebeil hält offenbar eine Menge von mir.« Dabei hatte ich schon eine hohe Meinung von mir, die meine Feinde normalerweise nicht teilen.
Der Kerl gab Geräusche von sich, die signalisierten, daß er vollkommen anderer Meinung war. Ich entnahm dem, daß er sich zu schnell erholte, und gab ihm meinen Nußknacker zu schmecken.
Je älter ich werde, desto unleidlicher werde ich.
Wir kauten die Geschichte durch, bis ich wußte, wo sich seine Kumpel versteckten und ich über ihre allgemeine Strategie informiert war. Sie wollten mich zu fassen kriegen und in das Versteck ihres Chefs schleppen. Der nette Hacker Hackebeil, Verkäufer für gebrauchtes Eigentum, wollte mit mir plaudern.
»Ja. Die Vorstellung gefällt mir. Das werden wir auch. Allerdings werden wir uns nicht allzu eng an den ursprünglichen Plan halten.«
Ich gab dem Burschen noch eins über den Schädel, hart genug, damit er sich schlafen legte. Er würde mit Kopfschmerzen aufwachen, die erheblich heftiger sein dürften als die, die seine Bande mir bereitet hatte.
Komisch. Es tat mir nicht mal leid.
Danach ging ich herum und klopfte die Birnen von Jungs weich, bis mich das auch nicht mehr befriedigte. Dabei überlegte ich, was wohl die Hintermänner dazu sagen würden, wenn sich das rumgesprochen hatte. Nach Abzug der üblichen Übertreibungen könnte das ernsthaft den Leuten zu denken geben, die mir ständig in die Quere kamen.
Wahrscheinlich würde es keiner glauben. Alle sind der Meinung, daß ich Morpheus Ahrm für meine Dreckarbeit benutze.
Ich schnappte mir den kleinsten Burschen, der so winzig war, daß er ein Mischling sein mußte, betäubte ihn, warf ihn über die Schulter und marschierte mit ihm zur Freudenhöhle.
Manchmal kommt einem eine helfende Hand gut zustatten.
28. Kapitel
Morpheus zerwuselte dem Kleinen die Haare. »Er ist wütend, Garrett. Den solltest du lieber nicht am Leben lassen.« Wir befanden uns in Morpheus' Büro über der Freudenhöhle. Die
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