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Spitze Buben

Spitze Buben

Titel: Spitze Buben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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war noch gar nicht lange her, daß ich Lou Latsch ein Essen und soviel Bier, wie er trinken konnte, ausgegeben hatte, damit er mich einem Kutschbauer vorstellte. »Aber ich will nicht streiten.« Ich würde es ihm zeigen. »Kommst du mit?«
     
    Die Schwierigkeit mit Lou Latschs Größe ist, daß er nicht einfach nur ein einziges Bier trinken kann. Ein Bier ist nur wie der Tropfen auf dem heißen Stein. Wenn der Mann sich wirklich betrinken will, muß man einen ganzen Bierwagen bestellen.
    Er suchte die Kneipe aus. Es war eine kleine, dunkle, schäbige Kaschemme mit einem Gastraum, eingerichtet in Früh-Karentinischem Sperrmüll. Dort kannten alle Lou Latsch und sagten Hallo. Es dauerte eine Weile, bis wir uns endlich unterhalten konnten. Und selbst dann wurden wir ständig von Neuankömmlingen unterbrochen.
    Inzwischen aßen wir etwas. Und tranken. Auf meine Rechnung. Meine Geldbörse schrie gequält auf.
    Obwohl die Kneipe winzig war, bekam man hier ein sehr gutes Dunkelbier, das angeblich an Ort und Stelle gebraut wurde. Und in der Küche hatte jemand das Kommando, der ganz offensichtlich mehr als nur flüchtige Kenntnisse von der Kochkunst besaß. Ich verzehrte genießerisch eine Bratenscheibe nach der anderen. Sie mußten sich nicht einmal hinter Deans besten Leistungen verstecken.
    Die Preise blieben dabei im Rahmen, jedenfalls für die Kunden, die nicht den Verzehr eines ganzen Ein-Mann-Regiments bezahlen mußten. »Wieso wimmelt es hier nicht von Gästen?« erkundigte ich mich.
    Lou Latsch bedachte mich mit einem seiner offenen, nachdenklichen Blicke. »Vorurteile, Garrett.«
    »Wie bitte?« Es war mal wieder Probezeit. Lou Latsch, der früher mal Priester werden wollte, muß sich immer wieder versichern, daß ich wirklich mehr gut als schlecht bin.
    Ich war vorgewarnt. Sicher würde er mir gleich erzählen, daß der Laden von Rattenmännern geführt wurde, die ich noch weniger leiden kann als Pferde, aus zugegebenermaßen noch dünneren Gründen. Deshalb war ich angenehm überrascht, als er mir den Grund nannte. »Das Restaurant wird von Zentauren geführt. Es sind Flüchtlinge aus dem Cantard.«
    »Woher sonst?« Nur durch eine heroische Kraftanstrengung gelang es mir, eine ernste Miene zu behalten. »Ich kann verstehen, daß sie Schwierigkeiten haben, sich einen Kundenstamm aufzubauen.« Zentauren sind nicht sehr beliebt. Lange haben sie Karentas Streitkräften als Hilfstruppen im Cantard gedient. Doch als der Söldnerführer Glanz Großmond übergelaufen ist und die Freie Republik Cantard ausgerufen hat, schlossen sich ihm sämtliche Zentaurenstämme an. Es war durchaus denkbar, daß auch diese Familie bis vor kurzem noch gegen Karenta gekämpft hatte. Und als dort unten alles auseinanderbrach: Wohin sind sie geflüchtet? Geradewegs in die Städte Karentas, dessen Soldaten sie tags zuvor noch getötet hatten.
    Ich verstand nicht, warum sie überhaupt eingelassen wurden. Sicher, in unserer Volkswirtschaft gab es genügend freie Stellen, da alle jungen Männer Soldaten waren. Aber auch diese jungen Männer würden einmal nach Hause kommen. Venageta ist aus dem Cantard vertrieben worden. Glanz Großmond wurde zerschmettert. Jedenfalls gewissermaßen.
    Zentauren. Verfluchte Scheiße!
    Diese Überlegungen behielt ich für mich und wechselte das Thema. Statt dessen erzählte ich Lou Latsch, was ich für Maggie Jenn erledigen sollte. Dabei ließ ich nicht einmal peinliche Abenteuer wie meine unbeabsichtigte Stippvisite im Aderlaß-Spital aus. Lou Latsch war nicht Winger. Er würde es nicht in der ganzen Stadt herumerzählen. Er lächelte freundlich und verzichtete darauf, eine Bemerkung über meinen geistigen Zustand zu machen. Deshalb mag ich den Kerl so. Von meinen anderen Freunden hätte keiner der Versuchung widerstanden.
    »Was brauchst du von mir?« wollte er wissen.
    »Brauchen? Nichts.«
    »Du bist vorbeigekommen, hast mich hierher geschleppt, mich abgefüttert und mit Bier satt versorgt, Garrett. Also ist klar, daß du was willst.«
    »Dieses Geschwafel war mal lustig, Lou Latsch. Vor tausend Jahren vielleicht. Wenn du mich aus Spaß piesacken willst, mach nur, damit kann ich leben. Jedenfalls eine Weile. Aber langsam hat der Witz einen Bart. Ich wünschte, ihr Jungs würdet euch allmählich mal was anderes ausdenken.«
    »Meinst du das ernst?«
    Ich blieb eiskalt. »Worauf du wetten kannst.« Schließlich hatte ich schon bekommen, was ich brauchte: ein unkritisches Ohr und eine kurze Abwechslung in

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