Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spitze Buben

Spitze Buben

Titel: Spitze Buben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
Vom Netzwerk:
ging. Oder zumindest dachte sie, sie würde es gern, wenn sie noch Zähne gehabt hätte.
    Schönchen klopfte mich ab und kontrollierte, ob ich alles genau dort verstaut hatte, wo sie es haben wollte.
    Ich hielt mich an ihre Anweisungen. »Was kannst du mir über ...?«
    »Geh jetzt, Junge. Raus hier. Husch! Verschwinde. Wie soll ich denn arbeiten, wenn ihr Kinder mir den ganzen Tag an der Schürze hängt?«
    War sie plötzlich senil geworden? Oder versuchte sie, bei mir auf die Tränendrüse zu drücken?
    Ich hütete meine Kindheitserinnerungen, aber für mich war es damals nicht die gute alte Zeit gewesen. Die gute alte Zeit hatte es niemals gegeben. Jetzt haben wir die gute alte Zeit, genau heute.
    Und was Besseres werden wir niemals kriegen.

 
45. Kapitel
     
    Ich erzählte Morpheus, daß ich Quefour treffen wollte, obwohl ich bezweifelte, daß es Sinn machte. Aber wie ein braver Soldat, den an seinem Auftrag festhält, versuchte ich eine halbe Stunde lang, dieses nutzloseste aller Geschöpfe aufzutreiben. Wie ich erfuhr, hatte man ihn zuletzt gesehen, als er mir einem törichten Homosexuellen im Tenderloin herumscharwenzelt hatte. Das war ziemlich blöd. Die Gilde würde ihm das Schwimmen beibringen – mit einem hundert Pfund schweren Felsbrocken als Badekappe.
    Das Angenehme als Selbständiger ist, daß man sich seine Arbeitszeit selbst einteilen kann. Wenn es einem paßt, kann man herumlungern, bis der Hunger einen zu Taten treibt.
    Ich ging nach Hause und dachte, das Leben konnte gar nicht besser laufen.
     
    Natürlich gab es immer noch die Steigerung, daß Schatz Blaine auf meinen Stufen hockte, als ich nach Hause kam, und dermaßen strahlte, daß alle Männer aus der Nachbarschaft einen Vorwand suchten, aus ihren Löchern zu kommen und zu gaffen.
    Sie war allein. Ich trottete los, drängte mich durch die Menschenmenge und spürte die Mißbilligung, die solche Bastionen der Moral wie Mrs. Cardonlos Pension ausstrahlten. Schatz war die einzige Frau, die lächelte, als ich schnaufend vor ihr stehenblieb. »Wo ist Eierkopf?« wollte ich wissen.
    »Eierkopf?« Sie wirkte ernstlich verwirrt.
    »Sie wissen schon. Eierkopf Zarth. Der große Gimpel mit den riesigen Zähnen. Ihr Leibwächter. Der kleine Felsbrocken überlistet, wenn man ihm eine Stunde Zeit gibt.«
    Sie lächelte verbissen. Offenbar war sie nicht in der richtigen Stimmung. »Ich habe ihn entlassen.«
    »Und warum haben Sie so was Dämliches getan?« Was bin ich doch für ein Süßholzraspler.
    »Ich brauche mir keine Sorgen mehr zu machen. Es scheint so, als hätte die Episode eines Patienten, weil es keinerlei Unterlagen über eine Einweisung gab, mich erledigt. Das Aderlaß-Spital der Kaiserlich Knöpflerschen Wohltätigkeitsstiftung verzichtet ab sofort auf meine Dienste.«
    »Also hat man Sie gefeuert. Das tut mir leid.«
    »Muß es nicht. Aus Erfahrung wird man klug.«
    »Ehm ... wie?« Diese Philosophie hätte auch der Tote Mann äußern können.
    »Ich habe festgestellt, daß verbitterte alte Zyniker wie mein Vater recht haben. Keine gute Tat bleibt ungesühnt.«
    »Mir gefällt seine Denkweise. Wieso sind Sie hier? Ich meine, ich will mich nicht etwa beschweren. Ich hätte mir keine schönere Überraschung ausmalen können.« Ich hatte Kohldampf. Das konnte ich nicht abstellen, solange ich auf den Stufen meines Heims herumlungerte. Also zog ich den Schlüssel heraus und schob ihn ins Schloß.
    »Vermutlich, weil Sie der einzige sind, der weiß, was hier eigentlich vorgeht.«
    »Schön wär's!« Die Tür war von innen verriegelt. Ich stieß einen Schrei aus, der mir die Aufmerksamkeit jedes hörenden Wesens innerhalb von zwei Blocks sicherte, und hämmerte wie verrückt gegen die Tür. Keiner reagierte.
    »Ist da etwa jemand drin? Mir hat keiner aufgemacht.«
    »Hoffentlich sind sie tot. Wenn nicht, bringe ich sie um. Sie saufen mein Bier, fressen meine Vorräte, und jetzt lassen sie mich nicht einmal in mein eigenes Haus. Ich werde sie häuten und mir einen Anzug aus ihrem Fell machen.«
    »Was wollen Sie jetzt tun?«
    »Wie viele entflohene Patienten sind wieder eingefangen worden?«
    »Nur ein paar. Aber die Wärter strengen sich auch nicht besonders an.«
    »Ein paar von ihnen sind hier aufgetaucht, und ich habe sie bei mir wohnen lassen.« Der Gottverdammte Papagei veranstaltete da drinnen einen derartigen Zinnober, daß ich ihn durch die Tür hören konnte. Mein Lächeln war so gezwungen, daß man bestimmt meine Gesichtsmuskeln

Weitere Kostenlose Bücher