Spitze Buben
kampieren heute abend alle Bösewichter der Stadt vor meiner Haustür.« Schatz und ich hatten einen perfekten Abend. Fast perfekt. Ich erlebte nur einen kurzen unschönen Moment in der Kneipe, als ich dort Maya Stumb entdeckte. Früher einmal hatte Maya mehr von mir gehalten als ich selbst.
Sie bemerkte mich nicht. Ich dachte nicht mehr an sie und amüsierte mich prächtig.
Schatz war in Ordnung. Ich konnte mich mit ihr entspannen, erzählte ihr die Geschichten von Garrett, die meine innere Zensur passierten, und sie tat dasselbe mit den Stories von Schätzchen Blaine – auch wenn sie nur wenig über ihre Familie erzählte. Wir vergaßen die Zeit. Und die Zeit vergaß uns. Ein Typ kam zu uns und erklärte verlegen, daß er bald schließen würde. Wir nickten, baten um Verzeihung, bezahlten zuviel und gingen. Wir spazierten die Straße entlang, ohne etwas zu sehen. Die Welt war für uns beide sehr klein geworden. Wir bildeten unser eigenes Universum. Da war es wieder, dieses Gefühl wie damals, als Teenager ...
»Meine Güte, bist du schön ...«, erklärte ich ihr in einem fremden Zimmer. Und das war sie auch, schöner, als ich sie mir vorgestellt hatte.
Ihre Unsicherheit kam durch. »Meine Nase ist krumm«, protestierte sie, »und ein Auge ist höher als das andere, und mein Mund ist krumm, und eine Brust ist größer und sitzt höher als die andere.«
»Du hast auch schlimme Zehen, aber das interessiert mich überhaupt nicht. Hast du gehört, wie ich rumprahle, wie toll ich bin? Sei froh, daß du noch nicht das Ende des Regenbogens gefunden hast.«
»Wir sind zur Zeit alle ziemlich gestreßt, nicht?« »Absolut.« Niemand fühlte sich nirgendwo so richtig wohl. Die Konflikte stachelten sich gegenseitig an. »Ein Augenblick, der uns kurz von dem Kreislauf der Verzweiflung befreit, ist ein Schatz.«
»War das ein Kompliment? Ich nehme es so.« Eigentlich war es ein Zitat vom Toten Mann, aber warum sollte ich die Lady unnötig enttäuschen?
Offenbar werde ich alt. Als ich aufwachte, fühlte ich mich schuldig, weil ich nichts Nützliches in Sachen Smaragd Jenn unternommen hatte, eine ungewohnte Empfindung. Ich betrachtete das schlafende Schätzchen, und mir fiel Morpheus' Bemerkung über ihre Klasse ein. Das erinnerte mich an Maya. Ich spürte einen scharfen Stich.
Schatz machte ein Auge auf, ertappte mich, lächelte und streckte sich. Dabei rutschte das Laken von ihrem Körper. Ich schnappte nach Luft, erneut von Staunen übermannt.
Erst eine Stunde später kam ich wieder zur Besinnung und hatte in der ganzen Zeit von meinem »Was wäre wenn« nichts gehört.
»Was hast du vor?« wollte Schatz wissen, nachdem sie alle Einzelheiten des Falles gehört hatte.
»Genau das ist mein Problem. Der gesunde Menschenverstand brüllt mir ins Ohr: Verschwinde! Ich sage mir, daß mich einige Leute benutzt haben und daß ich Geld verdient habe, also: Die Bilanz ist ausgeglichen.«
»Aber ein anderer Teil von dir will wissen, was los ist. Und wieder ein anderer Teil sorgt sich um das Mädchen.«
Ich hütete mich, etwas zuzugeben.
»Waldo hat mir von dem Fall erzählt, bei dem er dir geholfen hatte.«
Natürlich. Es war klar, daß er sich die Chance nicht entgehen ließ, seine große »Es war alles meine Schuld«-Szene hinzulegen. »Waldo?« Duzten sie sich etwa?
»Waldo Zarth.«
»Eierkopf. Manchmal vergesse ich völlig, daß er ja auch einen richtigen Namen hat.«
»Und dein Freund Morpheus hat mir von einem Fall erzählt, in dem eine gewisse Maya und die Schwestern der Verdammnis eine entscheidende Rolle gespielt haben.«
»Ehrlich?« Das überraschte mich.
»Es ist ziemlich offensichtlich, Garrett. Du bist ein Idealist und ein Romantiker. Vielleicht stolperst du über deine Füße, aber du bist einer der letzten wirklich guten Menschen.«
»He! Warte mal! Du treibst mir ja die Schamröte ins Gesicht! Es gibt niemanden, der pragmatischer wäre als der gute alte Garrett.«
»Davon kannst du nicht mal dich selbst überzeugen, harter Mann. Geh, such Smaragd Jenn. Und hilf ihr, wenn es nötig ist. Ich halte mich da raus. Du kannst im Moment keine Ablenkungen gebrauchen.«
»In dem Punkt sind wir uns absolut nicht einig.«
»Kusch, Junge. Wenn du den Fall erledigt hast, schick mir eine Nachricht zum Haus meines Vaters. Ich klopfe schneller an deine Tür, als du sagen kannst: ›Schätzchen ist ein verdorbenes Mädchen.‹«
»Oh-oh.« Nicht schon wieder.
»Was denn?«
»Werd nicht wütend. Aber ich
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