Splitter im Auge - Kriminalroman
sagte: »Ach, das ist für …, das ist in so einer Sache, die mit den OK -Leuten …, ja, mit den OK -Leuten hat das zu tun, OK .«
»Hatte ich den Vorgang schon auf dem Tisch? Kann mich gar nicht dran erinnern«, sagte Gisa, hatte sich schon umgedreht und ging in ihr Büro.
Jana war erleichtert, dass die Stammelei keine Folgen hatte, als Gisa wieder im Türrahmen erschien und sie mit einer Falte zwischen den Brauen ansah.
»Was für eine Sache mit den OK -Leuten, Jana?«, fragte sie, und am Tonfall merkte Jana, dass sie verloren hatte.
Gisa kam langsam auf sie zu und sah sie von oben herab an, warf dann einen Blick auf den Bildschirm, auf der die Homepage der Polizei in Kleve geöffnet war.
»Jana«, ihr Ton war ungeduldig und drohend, »hat das was mit Steigers bescheuerter Sache zu tun?«
Jana hatte noch nie Leute verpfiffen, früher in der Schule nicht, und sie würde es auch jetzt nicht tun. Sie hätte auch nein sagen können, als Steiger sie darum gebeten hatte, aber sie hatte sich auf das Ding eingelassen, und damit war es jetzt ihre Sache, fand sie.
»Ich wollte nur mal sehen, wie das geht«, sagte sie.
Gisa sah sie lange an, und Jana war klar, dass sie nichts mehr zu sagen brauchte.
»Du kannst es mal weit bringen Jana«, Gisas Ton war plötzlich völlig anders, »aber pass auf, dass du dir nicht bei den falschen Leuten was abguckst, oder meinetwegen auch bei den richtigen das Falsche. Es ehrt dich, dass du das Maul hältst, und Steiger ist eigentlich kein schlechter Kerl, aber fürs Leichte hat der manchmal kein Talent. Pass auf, was du tust, Jana, und lass dich nicht für irgendwas einspannen! Ein guter Rat von einer alten Kollegin.« Sie nickte zur Bestätigung und ging dann. Auf halbem Wege drehte sie sich um und sagte: »Und in der Sache machst du gar nichts mehr, das ist ein guter Rat von deiner Chefin.«
Jana sah ihr nach, wie sie in ihrem Büro verschwand. Dann schaltete sie den Rechner aus, nahm sich den Autoschlüssel und ging.
Als sie im Wagen saß, wollte sie Steiger sagen, dass es nichts würde mit dem holländischen Halter, jedenfalls im Augenblick nicht, er war aber nicht zu erreichen. Vielleicht war er aber auch nur in einem Funkloch. Sie nahm sich vor, es in einer halben Stunde noch einmal zu versuchen und ihm ansonsten eine SMS zu schicken. Und sie hoffte, dass er es verstand.
48
Auf Mitte fünfzig tippte er das Alter, und der Mann sah aus, als habe er schon bessere Tage gesehen, was auch für das Jackett und die Hose galt. Er hielt ein Handy und den Autoschlüssel in den Händen, sonst war nur noch etwas loses Geld in den Taschen gewesen, ein paar Scheine und Münzen.
Es war eine Dilemmaentscheidung gewesen, den Mann zunächst unschädlich zu machen, das wusste er. Er hätte ihn auch gehen lassen und abwarten können, was passierte. Vielleicht wäre nichts passiert, aber dafür war das Verhalten einfach zu verdächtig gewesen. So nahe war ihnen in all den Jahren niemand gekommen. Er hoffte, sich richtig entschieden zu haben in der Eile.
Aber was hatte es zu bedeuten, dass ein älterer Mann um sein Haus schlich und sich sehr eigenartig benahm?, fragte er sich. Das Handy war noch eingeschaltet, er überprüfte die Listen; offensichtlich hatte er es mit keinem intensiven SMS -Nutzer zu tun. Die letzte SMS war vor einer Woche eingegangen, selbst gesendet hatte er zuletzt vor vier Wochen. Bei den Anrufen sah es anders aus. Das letzte eingehende Gespräch war vom Vormittag, aber selbst telefoniert hatte er noch vor etwa vierzig Minuten, und zwar mit einer anderen Handynummer, die unter »Jana« abgespeichert war. Er rechnete nach, und ihm wurde klar, dass das etwa zu der Zeit gewesen war, als er die Gestalt auf dem Monitor entdeckt hatte oder unmittelbar davor. Sein Puls beschleunigte sich, und er überlegte, die Nummer anzurufen, aber was sollte das bringen? Es würde sich Jana melden, natürlich, wer immer das war. Und dann? Sollte er fragen: Wer bist du, Jana? Und wer ist dieser Mann, der hier herumschleicht? Ihm wurde sofort klar, dass der Gedanke idiotisch war, und das erschreckte ihn, denn er hatte sich bisher immer auf seinen Verstand verlassen können. Es hatte in den Jahren einige brenzlige Situationen gegeben, aber er war immer ruhig geblieben, hatte nachgedacht und Lösungen gefunden. Allerdings war ihm noch nie jemand so nah gekommen. Er könnte Jana eine SMS schreiben, so wie er beim letzten Mal gesimst hatte, als es ihm zu spät aufgefallen war, dass das Objekt
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