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Splitter im Auge - Kriminalroman

Titel: Splitter im Auge - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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seinen Plan richtig im Kopf hatte, und so wählte er mit schlechtem Gewissen Janas Handynummer. Fast wäre er dabei von der Karre gestürzt, weil er sich beim Wählen nur mit einer Hand an der Laibung festhalten konnte, aber aus Sicherheitsgründen wollte er das Kennzeichen ablesen, weil er wusste, dass sein Zahlengedächtnis grauenhaft war.
    »Jana«, sagte sie, nachdem es zweimal geklingelt hatte.
    »Jana, gut, dass ich dich erwische. Hier ist Steiger«, sagte er.
    »Was ist los?« Sie klang überrascht.
    »Pass auf, Jana, nur ganz kurz. Ich habe Hinweise auf den silbernen Passat in der Mordsache, du erinnerst dich, und es ist ziemlich wahrscheinlich, dass ich ihn gefunden habe. Mach mir doch bitte mal, so schnell es geht, einen holländischen Halter.«
    »Einen holländischen?«
    »Ja, frag unsere Leitstelle, die wissen das bestimmt, oder noch besser, ruf die Kollegen in Aachen oder Kleve an, irgendeine grenznahe Behörde, die haben meistens so interne Regelungen. Und gib mir die Daten dann durch. Ich gehe jetzt wieder zum Auto und bin über Handy zu erreichen.«
    Steiger hörte ihren Seufzer und gab das Kennzeichen durch.
    »Tut mir leid, Küken, aber es ist das letzte Mal, dass ich dich um so etwas bitte, versprochen. Und ich geb’ ein Rieseneis aus.«
    Er drückte das Gespräch weg und blieb noch einen Moment stehen, um nachzudenken, aber eine andere Idee kam ihm im Augenblick nicht. Er sah sich um, im und am Haus tat sich genauso wenig wie vorher. Mit vorsichtigen Schritten tastete er sich an der Garagenwand entlang, sah nach, ob die Luft immer noch rein war, und ging dann weiter über die Rasenfläche zu den Bäumen.
    »Hallo!«
    Die Stimme kam von hinten links und gehörte zu einem Mann mittleren Alters, der auf Steiger zukam. Er war stehen geblieben und überlegte sich, die Version mit der Panne zu erzählen, die schien ihm glaubwürdiger. Der Mann hatte helles Haar und eigenartige Augen, aber er hatte eigentlich nichts Bedrohliches an sich, als er näher kam, trotzdem hob Steiger die Hände, wie er es bei Ralf Jürgens gelernt hatte. Es war die falsche Bewegung gewesen, das wurde ihm klar, als der Fremde ihn aus nächster Nähe ansah und ihm, ohne seine Arme zu heben, etwas in den Oberschenkel stach, was Steiger erst auf den zweiten Blick als eine Spritze erkannte. Er war so perplex, dass er einige Sekunden nicht reagierte und dann zu spät versuchte, seinen Gegner mit zwei Geraden zu erwischen, aber der wich zurück. Der Schwindel kam ziemlich schnell, und der Stecher ging immer weiter rückwärts, als Steiger auf wackeligen Beinen versuchte, ihn noch zu treffen. Das Letzte, was er bewusst wahrnahm, bevor alles verschwamm, war hinter dem Blonden ein Baum, der kleine Blätter hatte, die wie bei einem Farn angeordnet waren und dessen Früchte in Dolden herabhingen und kleinen Äpfeln ähnelten.

47
    Steigers Anruf hatte Jana auf dem Weg zur Überprüfung einer Adresse in Dortmund-Eving erreicht, und sie war sofort umgekehrt. Weil sie heute keinen Partner hatte – Bulthaup war krank geworden, und Gisa musste ein paar Besprechungstermine hinter sich bringen –, erledigte sie verschiedenen Schreibkram und ein paar Überprüfungen, die man ohne Gefahr auch allein durchziehen konnte.
    Sie fuhr gern mit Steiger, das war ihr schon länger klar, weil er wirklich ein alter Haudegen war, von dem man einiges lernen konnte. Man durfte sich nur nicht von seinem Frust anstecken lassen, aber sie fand, dass ihr das meistens gelang. Sie kam einfach mit ihm klar, auch wenn er es mit den Eingriffsrechten manchmal nicht so ganz genau nahm und die eine oder andere Formvorschrift schon mal vergaß. Aber er machte nie Sachen, die wirklich daneben waren, so schätzte Jana das jedenfalls ein. Das galt auch für diese völlig skurrile Geschichte, die hinter dem silbernen Passat steckte.
    Nach zwanzig Minuten war sie wieder in den Räumen des ET und versuchte es zunächst bei der Einsatzleitstelle. Dort bekam sie aber auch nur denselben Tipp, den Steiger ihr schon gegeben hatte. Im Polizeiadressbuch suchte sie die Nummer der Polizei in Kleve und stellte bei der dortigen Leitstelle dieselbe Frage. Steiger hatte recht gehabt, der Kollege in Kleve konnte ihr weiterhelfen und gab ihr eine Kontaktadresse. Sie notierte sich die Nummer und legte auf.
    »Wozu braucht ihr einen holländischen Halter?«, fragte Gisa und stand plötzlich hinter ihr. Sie hatte ihre Jacke noch an und die Aktentasche unter dem Arm.
    Jana zuckte zusammen und

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