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Splitterfasernackt

Splitterfasernackt

Titel: Splitterfasernackt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilly Lindner
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Irgendwer, wenn ich das schon nicht alleine kann. Außerdem will ich genug Geld verdienen, damit ich mit achtunddreißig in Rente gehen kann, um mein
neues gesundes, verjährtes Ich
in aller Ruhe genießen zu können.
    Da fällt mir Lisa ein, die ich vor einigen Wochen im Passion kennengelernt habe, sie war nur für ein paar Tage bei uns, aber sie hat mir gleich an ihrem zweiten Abend gesagt: »Lilly, wenn du irgendwann einmal die Nase voll hast von diesem Laden hier, dann ruf mich an – ich kann es für dich organisieren, dass du eine wirklich schöne Wohnung in der Schweiz bekommst, und da kannst du dann ganz privat arbeiten. Die Männer dort sind nett, sie bezahlen sehr anständig, und außerdem können sie verdammt gut französisch verwöhnen …«
    Ich kann mit Geld umgehen. Ich habe kein Problem damit, es in Unmengen zu besitzen. Und ich kann mit Männer umgehen. An guten Tagen jedenfalls. Zwei Gründe für die Schweiz. Außerdem bin ich dort noch Jungfrau.
    Und unvergewaltigt.
    Besser kann es gar nicht sein.
    Ich springe also von der Brüstung, flitze ins Mädchenzimmer, krame dort in meiner Handtasche nach meinem Handy und rufe Lisa an, um eine selbständige Nutte zu werden.
    Nach dem zweiten Klingeln geht Lisa an ihr Telefon.
    »Schön, dass du dich endlich mal meldest!«, sagt sie mit ihrer freundlichen Stimme.
    »Ja … es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat«, erwidere ich. »Wie geht es dir denn so?«
    Lisa erzählt mir, was sie in den letzten Wochen alles erlebt hat, und da erfinde ich auch schnell ein paar normale Geschichten, damit ich nicht von den Stunden mit Ana und Mia berichten muss.
    »Hast du das eigentlich ernst gemeint?«, frage ich zum Schluss etwas unsicher. »Dass du mir dabei helfen kannst, in der Schweiz zu arbeiten?«
    »Natürlich Lilly, das habe ich dir doch versprochen!«, antwortet Lisa sofort und lacht. »Also hör zu, der Mann, der das alles organisiert, heißt Row. Er ist sehr nett, und er arbeitet nur mit zuverlässigen und charmanten Frauen zusammen – aber keine Sorge, das bist du ja alles, und wenn ich ihm sage, dass ich dich kenne und dass ich dich jederzeit empfehlen würde, dann bekommst du den Job auf jeden Fall. Also, ich gebe Row heute noch Bescheid, und er meldet sich dann bestimmt in den nächsten Tagen bei dir. Dann kannst du erstmal einen Kaffee mit ihm trinken gehen, und Row erklärt dir genau, wie alles läuft, und wenn du dann noch Lust hast, kann es auch schon losgehen. Ich sage dir, Lilly, die Wohnungen in der Schweiz sind wirklich wunderschön. Ganz diskret und privat, und du kannst deine Termine selbst ausmachen. Row organisiert alles für dich, Werbung, Flug, Wohnung … und wenn du magst, bringt er dich auch zum Flughafen und holt dich wieder ab. Er ist total in Ordnung, nicht so ein Zuhältertyp, sondern ein richtig lieber Mensch. Mach dir keine Gedanken, rede in Ruhe mit ihm, dann wirst du schon sehen, dass wirklich alles ganz unkompliziert ist.«
    »Okay«, sage ich erleichtert, »vielen Dank, ich schulde dir etwas.«
    »So ein Quatsch!«, sagt Lisa zum Abschied. »Pass einfach gut auf dich auf, Lilly.«
    »Ja, das mache ich«, antworte ich.
    Aber sind wir mal ehrlich: In nichts versage ich kläglicher.
    Auf mich aufpassen gehört nicht zu meinem Wortschatz.
    Nicht einmal annähernd.
    Der Regen prasselt gleichmäßig trommelnd gegen die Fensterscheiben vom Mädchenzimmer, ich stehe barfuß in einem kurzen weißen Kleid auf den hölzernen Dielenbrettern und trage keine Unterwäsche, dafür aber ungezählte Lasten.
    Ich bin ganz still, ich bin ganz leicht.
    Und ich weiß genau: Es beginnen endlich neue Zeiten.
     
    Drei Tage später treffe ich mich mit Row im Café Miro. Wir trinken Latte macchiato, und er schenkt mir seinen Karamellkeks. Ich mag alle Menschen, die mir Kekse schenken, es sei denn, sie vergewaltigen mich vor- oder nachher.
    Nachdem wir uns eine Weile lang über alle möglichen Dinge unterhalten haben, erklärt Row mir den Ablauf für die Schweiz: »Du sagst mir einfach Bescheid, von wann bis wann du jeweils fliegen möchtest, ich kümmere mich dann um die Tickets, bringe dich zum Flughafen und hole dich natürlich auch wieder ab. In der Schweiz wartet ein Fahrer auf dich, damit du nicht mit der Bahn oder dem Taxi weiterfahren musst. Du kannst dir aussuchen, ob du nach Zürich, Bern, Mellingen, Olten, Basel, Luzern oder Spreitenbach gehen möchtest. Alle Wohnungen sind gepflegt und völlig diskret. Ich würde dir raten, beim

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