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Splitterherz

Titel: Splitterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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wie du das begründen magst, es fühlt sich beschissen an. Bei uns Menschen ist das so, dass man Zeit miteinander verbringen möchte, wenn man sich kennenlernt. Aber du schickst mich fort, sobald ich anfange, Vertrauen zu fassen. Sollte das irgendeine Methode sein, um mich zu einem unterwürfigen Hündchen mutieren zu lassen - vergiss es!«
    Zum ersten Mal erlebte ich es, dass Colin meinem Blick auswich.
    »Ich mag keine Hündchen«, sagte er. »Schoßhündchen schon gar nicht.« Doch der tiefe Ernst in seiner Stimme ließ den Humor in seinen Worten verblassen. Seine Leichtigkeit war verloren.
    »Und ich mag keine Spiele«, erwiderte ich hart.
    Jetzt sah Colin mich wieder an. Das Schillern in seinen schwarzen Augen machte mich mürbe.
    »Ich auch nicht, Ellie. Ganz und gar nicht. Genau deshalb ...« Er brach ab. »Was immer du auch von mir denkst - ich wollte dir deine Tagträume weder stehlen noch sie in den Schmutz ziehen.«
    »Aber wie kannst du mich jetzt überhaupt noch ernst nehmen?«
    »Wie könnte ich dich nicht ernst nehmen nach all diesen schönen Bildern? Gut, manchmal ein bisschen kitschig. Aber ansonsten - großes Kino.« Mein Zorn schoss immer noch heiß und kalt durch mein Blut, doch etwas anderes begann ihn zu zähmen. Es war in
    Colins Blick. Ich konnte es nicht deuten. War es Schmerz? Aber was schmerzte ihn denn so sehr?
    »Außerdem habe ich sie mir nur ein Mal angesehen. Und selbst das hatte ich nicht geplant. Bei dir lässt sich nur sehr wenig pla­nen.«
    Und deshalb war er mir anschließend im Traum begegnet? Doch ich war seelisch schon zu entblößt, um ihn danach zu fragen. Mehr würde ich heute nicht verkraften. Und rein körperlich fühlte ich mich auch nicht unbedingt ordnungsgemäß bekleidet. Ich war mir meiner nackten Haut unter dem kurzen Trägerhemd überdeutlich bewusst. Es reichte nicht einmal bis über die Knie.
    »Aber wenn du immer nur schaust und nicht isst - wirst du dann nicht furchtbar hungrig?«, fragte ich mit leiser Provokation.
    Colin griff blitzschnell in die Luft, schloss die Hand und nahm sie langsam wieder herunter. In Zeitlupe öffnete er seine langen weißen Finger. Eine Fledermaus schmiegte sich in seine Handfläche und bewegte zuckend ihre Schwingen. Doch sie floh nicht.
    »Na, du kleines Biest«, raunte Colin. Neugierig beugte ich mich nach vorne. Das Tierchen stellte seine runden, pelzigen Ohren auf­merksam in alle Richtungen. Dichter dunkelgrauer Flaum bedeckte seinen Rücken und seinen Bauch. Nun breitete es zögernd seine hauchdünnen Schwingen aus, hob aber nicht ab.
    »Berühre sie«, forderte Colin mich auf. Ein feines Surren durch­strömte meine Hand, als ich über die Flügel des winzigen Geschöp­fes strich. Sie fühlten sich eigentümlich an - warm und kühl zu­gleich und fast ein wenig klebrig. Die Fledermaus ließ alles mit sich geschehen, ohne ihre stecknadelkopfgroßen Augen auch nur eine Sekunde von Colins Gesicht abzuwenden.
    »Ja, ich habe Hunger«, sagte Colin mit rauer Stimme und schickte die Fledermaus zurück in die Schwärze der Nacht. »Aber ich will noch ein wenig warten. Du musst nach Hause.« »Wie ich schon erwähnt habe -«
    »Ja, ich weiß«, unterbrach mich Colin grinsend. »Du hasst mich. Siehst du den Pfad da unten? Der führt dich direkt zum Feld ober­halb eures Hauses. Ich begleite dich noch bis zum Fuß der Burg.«
    Schweigend kletterten wir durch das Geröll hinab und hin und wieder jaulte ich auf, weil sich scharfkantige Steine in meine nack­ten Sohlen bohrten. Dann waren wir unten und standen vor einem hohen Bauzaun.
    »Hä?«, machte ich und sah mich rätselnd um. »Und da bin ich rü­bergeklettert? Im Traum?«
    »Wie war das noch mal mit fünf Jahren Ballett?«
    Ich wollte mir nicht ausmalen, wie ich den Zaun genommen hatte in meinem viel zu kurzen Hemd. Aber anscheinend war es mir gut gelungen. Ich hatte keinerlei Verletzungen davongetragen. Doch jetzt, in wachem Zustand, erschien mir das Stahlgeflecht schier un­überwindbar.
    »Ja, du kannst es, aber wir haben keine Zeit mehr«, sagte Colin undurchsichtig. Fragend schaute ich ihn an. Ohne ein weiteres Wort nahm er mich hoch, legte mich über seine Schultern und federte mit einem raubtierhaften Sprung über die Absperrung.
    »Ich wünsche schöne Träume«, hauchte er mir spöttisch ins Ohr und ließ mich wieder herunter.
    »Ja, schon klar«, knurrte ich. Pikiert strich ich mein Nachthemd glatt. »Sofern ich lebend zu Hause ankomme.«
    »Ich bin in der Nähe.« Er

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