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Splitterndes Glas - Kriminalroman

Splitterndes Glas - Kriminalroman

Titel: Splitterndes Glas - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Bauhandwerker eine Menge Arbeit gegeben, aber dann bekamen sie wohl Streit, und Prince ließ ihn fallen und gab die Aufträge einem anderen.«
    »Aber Sie haben trotzdem ermittelt?«, fragte Will.
    »Was er sagte, passte zu ein paar anderen Sachen, die wir gerüchteweise gehört hatten. Und es war auch kein Kleinkram, da war viel Geld im Spiel. Es ging um wenigstens zweihundert Häuser im Norden. Aus diesen oder jenen Gründen waren sie baufällig geworden. Das wurde nach dem Bergarbeiterstreik natürlich noch schlimmer, aber das ist eine andere Geschichte. Also, Prince machte Folgendes: |315| Einige der Häuser sanierte er und verkaufte sie dann für das Vier- oder Fünffache des Schleuderpreises, den er für sie bezahlt hatte. Andere riss er einfach ab, ganze Straßenzüge, und baute an ihrer Stelle neue Häuser. Damit hat er ein Vermögen gemacht.«
    »Und was wurde ihm unterstellt? Hat er Bestechungsgelder verteilt?«
    »Schmiergeld, teure Einladungen zum Essen, Wochenenden in Landhaushotels, die eine oder andere Urlaubsreise. Der übliche Kram.«
    »Was hat er gesagt, als Sie ihm das vorhielten?«
    Challoner lachte. »Sie haben wohl nie beim Betrugsdezernat gearbeitet, was?«
    Will schüttelte den Kopf.
    »Wir ermitteln nämlich anders. Wenn wir die Angelegenheiten von jemandem unter die Lupe nehmen, ist der Betreffende der Letzte, mit dem wir reden. Erst wird das Beweismaterial gesammelt, und wenn es so aussieht, als hätte der Fall Hand und Fuß, knöpfen wir uns den Täter vor.«
    »Und was ist, wenn er Wind davon bekommt und abhaut?«
    »Das kann passieren. Es ist dann zwar kein regelrechtes Schuldeingeständnis, aber so gut wie. In unserem Fall blieb Prince jedoch an Ort und Stelle, was immer ihm vielleicht zu Ohren gekommen war. Wir begannen mit der Vernehmung von Zeugen und fanden heraus, ja, es hatte Einladungen gegeben, darunter auch üppige. Aber es ist eine Gratwanderung, wenn man festlegen will, wo Bestechung anfängt. Besonders wenn am Ende Geschworene überzeugt werden müssen. Dann meldet sich ein Beamter von der Baubehörde und ist bereit zu beschwören, dass er einen seiner Vorgesetzten und Prince bei einem hübschen kleinen Tête-à-Tête beobachtet hat. Bei dieser Gelegenheit hat |316| Geld den Besitzer gewechselt, behauptet er. Später stellen wir fest, dass der Vorgesetzte es der Frau dieses Beamten ein Jahr lang besorgt hat. Natürlich hätte der Mann alles Mögliche gesagt, um es seinem Chef heimzuzahlen. Aber in der Zwischenzeit hatten wir einen richterlichen Beschluss erlangt, Princes Bücher überprüfen zu dürfen – Kontoauszüge, Verträge, Umsatzsteuererklärungen, das ganze Drum und Dran. Prince hatte sich für besonders schlau gehalten und die Unterlagen bei seinem Anwalt hinterlegt, als wären sie dort unantastbar.«
    Challoner schüttelte den Kopf. »Ich werde nie den Ausdruck auf dem Gesicht des Anwalts vergessen, als wir in sein Büro einmarschierten. Saß auf seinem hohen Ross, als wäre er wer weiß wie wichtig. Wir haben ihn aber auf Normalgröße gebracht und jeden Fetzen Papier mit Princes Namen drauf mitgenommen. Eine verdammte Kiste nach der anderen.«
    »Und Sie konnten Ihre Anklage beweisen?«
    »Am Ende waren die Unterlagen alles, was wir hatten. Die Geschworenen ließen den Rest nicht als Beweis zu. Der Verteidiger hat uns mehr oder weniger in Stücke gerissen. Gerüchte, unbewiesene Behauptungen, Eifersüchteleien. Wir konnten Prince lediglich für ein Versäumnis verurteilen, weil er bestimmte gesetzlich vorgeschriebene Schriftstücke für das Handelsregister nicht vorgelegt hatte.«
    »Er kam mit einer Geldstrafe davon.«
    »Mit der Auflage, fünf Jahre lang keine Firma betreiben und keinen Direktorenposten bekleiden zu dürfen. Der Richter war auf unserer Seite und wollte ihn nicht ungeschoren davonkommen lassen.«
    »Und Sie glauben, er war schuldig.«
    »Bin mir verdammt sicher.«
    |317| Will seufzte und sah weg. Der Collie winselte, es sah so aus, als schliefe er jetzt wirklich und hätte einen bösen Traum.
    »Hier«, sagte Challoner und griff nach Wills Becher. »Ich schenke Ihnen noch mal heißen nach.«
    »Nein, danke.«
    »Machen Sie schon, geben Sie her.«
    Während Challoner in der Küche war, ging Will an die Tür und sah hinaus. Die Aussicht unterschied sich nicht allzu stark von der, die er zu Hause hatte – natürlich war es hügeliger, es gab mehr Bäume, aber kaum Wohnhäuser oder sonstige Gebäude. Er versuchte sich vorzustellen, wie es wäre,

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