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Splitterndes Glas - Kriminalroman

Splitterndes Glas - Kriminalroman

Titel: Splitterndes Glas - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Will.
    Challoner selbst stand im Vorgarten, als Will vorfuhr: eine dunkelgrüne Wachsjacke, ein kariertes Hemd mit offenem |312| Kragen, eine schlammbespritzte braune Cordhose, Gummistiefel. Ein einziges Wort genügte, um den Hund zum Schweigen zu bringen.
    Er nahm Wills Hand in einen herzhaften Griff. »Haben Sie den Weg gleich gefunden?«
    »Mehr oder weniger.«
    Challoner lachte.
    Will sah auf das Häuschen mit den weißen Wänden und der verblassten grünen Farbe, mit der die Fenster abgesetzt waren. Das benachbarte Haus war beinahe identisch, und die beiden Gärten wurden durch einen niedrigen verschlungenen Eisenzaun begrenzt.
    »Sie leben hier allein?«, fragte Will.
    »Von dem Hund mal abgesehen. Jawohl. Meine Frau ist vor etwas mehr als einem Jahr gestorben. Der böse Krebs. Hat sie binnen kürzester Zeit von innen aufgefressen.«
    »Das tut mir leid.«
    »Nun ja   …« Challoner schüttelte den Kopf. »Wir hatten schon seit ein paar Jahren ein Auge auf dieses Haus geworfen. Hier wollten wir leben, wenn ich alles hinschmeiße. Hab nie geglaubt, dass ich ganz allein hier enden würde. Auf den Gedanken kommt man nicht. Nicht, wenn man so lange zusammen war wie wir. Aber so ist das nun mal   …«
    Er ging jetzt auf das Haus zu und Will folgte ihm. »Aber Sie mögen es hier?«, sagte Will. »Sie wären nicht lieber wieder in der Stadt?«
    Challoner blieb kurz vor der Haustür stehen. »Wollen Sie wissen, was ich gemacht hab? An dem Tag, als ich in Pension gegangen bin? Ich hab all meine Anzüge, Hemden, Krawatten genommen, all das Zeugs, das ich jeden Tag zur Arbeit getragen habe, hab im Garten ein Feuer gemacht und den ganzen Scheiß verbrannt. Asche. Das hier trage ich jetzt immer, das und einen alten Pullover voller Löcher. |313| Seit dem Jahreswechsel war ich kein einziges Mal in Nottingham.«
    »Und Sie sind nicht einsam?«
    »Natürlich. Ich bin verdammt einsam. Aber ich habe den Hund und eine Flasche guten Scotch. Das Paar nebenan, die sind so alt wie Methusalem, aber sie sind sich nicht zu fein, mir zu sagen, was ich bei meinen Stangenbohnen falsch gemacht habe, oder ihre Hilfe anzubieten, wenn ich mich um den Klärbehälter kümmern muss. Die werden mich überleben, alle beide.«
    Das Innere des Hauses war gemütlich, wenn auch etwas beengt: zwei Sessel und ein Zweisitzersofa; Fotos von einem jungen Mann und einer jungen Frau in Talaren bei der Diplomverleihung; Enkelkinder, drei an der Zahl, die den Betrachter aus einfachen Holzrahmen heraus anstrahlten. Schnickschnack, ein paar Bücher, wilde Blumen in einer Vase, ein kleiner Fernseher; alles sauber und am rechten Platz, genauso wie es gewesen wäre, stellte Will sich vor, wenn Challoners Frau noch lebte. Nur ein paar Schlammspritzer auf dem Teppich und etliche verräterische schwarzweiße Haare auf dem Sofa ließen darauf schließen, dass es etwas laxer zuging.
    »Tee oder Whisky? Sie dürfen wählen.«
    »Whisky klingt gut, aber ich halte mich lieber an Tee.«
    »Wie Sie wollen.«
    Vor einem der Sessel stand eine Fußbank, deshalb wählte Will den anderen. Er setzte sich und blätterte die ›Radio Times‹ der vergangenen Woche durch, während der Hund ihn aufmerksam beobachtete und sich Challoner unmelodisch pfeifend in der Küche zu schaffen machte.
    »Also dann«, sagte Challoner, als er sich zu Will gesetzt hatte. »Erzählen Sie mir, was Sie wissen wollen.«
    »Howard Prince.«
    |314| »Was wollen Sie hören?«
    »Alles. Was Sie eventuell mit ihm zu tun hatten, alles, was er lieber verschweigen möchte, was nicht an die Öffentlichkeit dringen soll.«
    Ein Lächeln erschien auf Challoners Gesicht. »Wie lange haben Sie Zeit?«
    »So lange wie nötig.«
    Challoner hob seinen Teebecher und hielt ihn in beiden Händen. Als wäre das ein Signal, sprang der Hund aufs Sofa, rollte sich in einer Ecke zusammen und tat so, als schliefe er.
    »Wann war das eigentlich, als wir das erste Mal auf ihn aufmerksam wurden? Ach, das muss Ende der Siebziger-, Anfang der Achtzigerjahre gewesen sein. Damals hatte Prince schon eine recht große Firma. Ein Bauhandwerker, der in etlichen Häusern tätig war, die Prince von der Bergarbeitergewerkschaft gekauft hatte, kam zu uns und behauptete, dass Prince sie viel zu billig gekriegt hätte. Natürlich kommt es oft aus Neid zu einer solchen Anschuldigung. Das sagt jemand, der sich rächen will, und dabei kann es sich um Geld oder Eifersucht oder irgendwelche sexuellen Rivalitäten handeln. Prince hatte diesem

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