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Splitterndes Glas - Kriminalroman

Splitterndes Glas - Kriminalroman

Titel: Splitterndes Glas - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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waren.«
    »Ja. Sie könnten aus Cambridge sein, aber auch von weiter weg. Möglicherweise aus Newmarket. Wir gehen dem gerade nach.«
    »Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit«, fragte Parsons, »dass eines der Opfer die Angreifer identifizieren kann?«
    Will schüttelte den Kopf. »Zweifelhaft.«
    »Wir haben nämlich Namen und Gesichter in unserer Kartei, einige wenigstens. Da könnte man anfangen.«
    »Danke«, sagte Will. »Wir können es versuchen.«
    »Und wenn man nun ein paar von ihnen einkassiert?«, schlug Moyles vor. »Ein bisschen mit den Säbeln rasselt?«
    »Wir müssen vorsichtig sein«, sagte Parsons. »Wenn man aufs Geratewohl zuschlägt und Verhaftungen vornimmt, werden sie wahrscheinlich samt und sonders achtundvierzig Stunden später wieder freigelassen. Das hilft niemandem.« Er machte eine Pause. »Die angezeigten schwulenfeindlichen Delikte sind gestiegen, wie ich schon sagte, aber die Zahl der erfolgreichen Anklageerhebungen hinkt hinterher. Frag mal die Staatsanwaltschaft, und du bekommst |254| zu hören, dass wir ihnen nicht immer alle Munition liefern, die sie benötigen.«
    »Klar, dass sie das sagen«, sagte Moyles.
    »Da sind wir uns einig. Ich hätte aber lieber etwas in der Hand, bevor wir uns in die Karten sehen lassen.«
    »Verstanden«, sagte Will, und Moyles nickte.
    Parsons erhob sich und sie folgten seinem Beispiel.
    »Es gibt aber etwas, das sich als nützlich erweisen könnte«, sagte Will. »Es scheint, als hätten ein paar aus der Gang ihre Handys benutzt, um Fotos von dem Geschehen zu machen.«
    »In diesem Fall werden sie früher oder später im Internet auftauchen«, sagte Parsons. »Auf der einen oder anderen rechtsextremen Seite. Es erfordert Zeit, aber wir könnten einen Fischzug machen und feststellen, ob wir auf etwas stoßen.«
    Er brachte sie nach unten, und sie schüttelten sich die Hand.
    »Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben«, sagte Will.
    »Jederzeit gerne«, sagte Parsons. »Nick, wir sehen uns.«
    »Sicher.«
    Kräftige Männer in Neonjacken und gelben Helmen standen am Eingang zur Baustelle gegenüber und hielten Zigaretten in der hohlen Hand. Der Lärm hinter ihnen war so gewaltig, dass Will und Nick Moyles ihr eigenes Wort nicht verstanden.
     
    Auf der Rückfahrt nach Cambridge dachte Will besorgt darüber nach, was ihn im Büro erwarten würde. Die Tatsache, dass er seinem Schreibtisch so häufig den Rücken kehrte, brachte ihm eine Menge Kritik von oben ein; seine Chefs wurden nämlich nicht müde, darauf hinzuweisen, dass er |255| inzwischen eine Leitungsfunktion hatte und nicht mehr persönlich ermitteln sollte. Wenn ich auf eine Leitungsfunktion scharf gewesen wäre, wollte Will dann am liebsten sagen, hätte ich Wirtschaft studiert und wäre zu Shell oder Unilever gegangen, nicht zur verdammten Polizei.
    Der Gedanke an die Arbeit erinnerte ihn an ein Gespräch, um das Lorraine ihn gebeten hatte, das er aber zu umgehen suchte. Über ihre Arbeit, nicht seine. Erst heute Morgen hatte sie ihn wieder bedrängt, weil sie die Chance des Wiedereinstiegs nicht verpassen wollte. Sie hatte behauptet, es würde allen gut tun. Eine ihrer Freundinnen aus dem Geburtsvorbereitungskurs arbeitete schon wieder drei Tage die Woche bei der Versicherungsgesellschaft, bei der sie zuvor gewesen war. Kurze Tage, wohlgemerkt, bis drei Uhr. Das Baby war bei einer Tagesmutter und alles lief bestens. Tat ihnen beiden ausgesprochen gut, meinte diese Frau, wenn sie eine Pause einlegten und nicht immer den ganzen Tag zusammen verbrachten. Die Gesellschaft von Erwachsenen, das war der springende Punkt. Gleichaltrige, mit denen man reden konnte.
    »Du kannst mit mir reden«, hatte Will gesagt.
    Lorraine hatte ihn angesehen. »Während du die Zeitung liest, während du frühstückst, während du deine Schuhe putzt.«
    »Was soll daran falsch sein?«
    »Nichts, solange du zuhörst.«
    »Ich höre doch zu.«
    »Zuhörst und antwortest.«
    Will hatte den Hals gereckt, um auf die Uhr an der Küchenwand zu sehen. »Ich muss los.«
    Jetzt sah er in den Rückspiegel, betätigte den Blinker, beschleunigte und fädelte in die Überholspur ein.
     
    |256| Helen saß aufrecht im Bett, als er an diesem Abend ins Krankenhaus kam, und blätterte eine ›Marie Claire‹ durch. ›Vogue‹ und ›Harper’s‹ und mehrere andere Zeitschriften lagen auf ihrem Bett verstreut. Sie schien sich so gut zu fühlen, dass sie, wie Will feststellte, ein wenig Make-up aufgelegt hatte. Ihre Haare sahen

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