Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Splitterndes Glas - Kriminalroman

Splitterndes Glas - Kriminalroman

Titel: Splitterndes Glas - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
beiden Seiten des Sharphill Wood sehen. Felder und Bäume, die in absehbarer Zeit – wenn die Verwaltung ihre Entscheidung nicht revidierte – den Bulldozern der Bauentwickler und ihrem Plan, tausend neue Häuser zu bauen, zum Opfer fallen würden.
    Das letzte Mal war sie mit Stephen hier gewesen, und er hatte ihr erzählt, es sei die Stelle, an der Albert Finney und Rachel Roberts in dem Film ›Samstagnacht bis Sonntagmorgen‹ |248| gestanden hatten, hinter sich die diesige Landschaft der Stadt in verhangenem Schwarz-Weiß.
    Bei der Erinnerung an Stephen presste sie ihre Hände fester auf die grobe Oberfläche des Steins.
     
    Nach ihrem Besuch bei Prince Holdings und der Burg, hatte Lesley für den Rest des Tages viel zu tun: die Kopfhörer auf den Ohren, die Finger auf dem Keyboard, die Augen auf den Bildschirm geheftet. Als sie endlich fertig war, taten ihr die Schultern weh, sie spürte einen dumpfen Schmerz im Kreuz und sie hatte mindestens fünfundvierzig Minuten länger gearbeitet, als sie musste, eine Überstunde, die nie bezahlt werden würde.
    Sie glaubte, Alan Pike wäre längst gegangen, aber als sie ihren Mantel anzog, trat er aus seinem Büro.
    »Howard Prince, Lesley, da gibt es nichts, was uns zu interessieren hätte.«
    Lesley errötete. »Ich dachte, ich könnte die Sache mit Natalie weiterverfolgen, dieser Film, weißt du.«
    »Nein.«
    »Komm schon, Alan. Solange ich meine eigene Zeit dafür verwende   …«
    »Lesley, du hörst nicht zu. Lass die Finger davon. In Ordnung?« Seine Kleidung war etwas in Unordnung geraten, der Schlips hing auf Halbmast, aber seine Stimme war fest und entschlossen.
    »In Ordnung.«
    »Das kommt nicht nur von mir«, sagte Pike.
    »Roger?«
    Pike nickte.
    Lesley fragte sich, was der Leiter des Senders damit zu tun hatte.
    »Jemand hat Druck auf ihn ausgeübt«, sagte sie.
    |249| »Vielleicht. Ich weiß es nicht.«
    »Prince.«
    »Lesley, geh nach Hause. Es ist spät.« Pike ging in sein Büro zurück.
    Lesley hatte keine andere Möglichkeit, als ihre Tasche zu nehmen und zu gehen.
    Am Empfang war um diese Zeit niemand mehr. Eine Putzfrau manövrierte einen runden Staubsauger um die Ständer in der hinteren Ecke, Lesley rief ihr »Gute Nacht« zu und verließ das Gebäude.
    Auf der London Road staute sich wie immer der Verkehr; die Autos standen nicht direkt, bewegten sich aber kaum voran. Träger Nieselregen fiel, das Pflaster war nass und rutschig.
    Sie war beinahe am Ende der Treppe angelangt, die hinauf in Richtung Commerce Square führte – ihre übliche Abkürzung   –, als sie ein Geräusch hinter sich hörte, Schritte, die nicht ihre eigenen waren, aber als sie sich umdrehte, war niemand da. Nur die kahlen rauen Backsteinmauern zu beiden Seiten und die ausgetretenen Stufen, die in die Dunkelheit hinunterführten.

23
    Will fuhr unter finsteren Wolken nach Nottingham, während das Autoradio einen Strom von dahingeplapperten Worten und einlullender Musik absonderte, die keinerlei Bezug zu dem hatten, was sich in seinem Kopf abspielte. Die Prognose für Helen war gut: Wenn es mit ihrer Genesung weiterging wie erwartet, würde sie in wenigen Tagen entlassen werden.
    Der Theologiestudent dagegen hatte sich zunächst erholt, |250| im Laufe der Nacht jedoch hatte sich sein Zustand wieder verschlechtert; er wurde künstlich beatmet und die Situation gab Anlass zu größter Sorge.
    Noch immer keine Spur von dem Messer, mit dem Helen verletzt worden war, auch nicht von den diversen anderen Waffen, die die Angreifer benutzt hatten; Seitengassen und ungenutzte Grundstücke in der Nähe des Tatorts wurden immer noch durchkämmt; Taucher suchten auch in diesem Augenblick den Fluss ab, wie Will vermutete.
    Als er in Nottingham ankam, stellte er fest, dass es aufgrund des Abrisses und Wiederaufbaus von Gebäuden im Stadtzentrum diverse Umleitungen auf dem Weg zur Zentralen Polizeidienststelle gab, und er musste mehrere Anläufe nehmen, um auf den Parkplatz hinter dem Gebäude zu gelangen.
    Nick Moyles war unabhängig von ihm gefahren und wartete in der Eingangshalle auf ihn, wie immer schick angezogen. Moyles’ Kleidung, hatte er Will einmal verraten, kam von White Stuff, gelegentlich auch von Diesel und tendierte zum modisch Lässigen, ohne jedoch eine unsichtbare, aber anerkannte Grenze zu überschreiten.
    Chris Parsons erwartete sie in einem Raum im zweiten Stock mit einem Ausblick auf diverse Grundstücke voller Bauschutt und einen großen Kran.
    Parsons war

Weitere Kostenlose Bücher