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Splitterndes Glas - Kriminalroman

Splitterndes Glas - Kriminalroman

Titel: Splitterndes Glas - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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stellte sie den Motor an, fuhr auf der engen Straße ein Stück zurück, stellte den Motor ab, blieb sitzen und beobachtete das Haus. Zum ersten Mal seit einer ganzen Weile wünschte sie, ihr Autoradio wäre nicht gestohlen worden. Wenn sie wenigstens ein Buch zum Lesen mitgebracht hätte. Die Zeit verging langsam: fünfzehn Minuten, dreißig, fünfundvierzig. Niemand kam zum Haus oder verließ es. Nichts bewegte sich am Horizont, nichts änderte sich am Himmel.
     
    |265| Als Lesley schließlich nach Hause kam, war es spät in der Nacht: Sie hatte eine SMS von ein paar Kollegen bekommen, erst etwas gezögert, dann aber eingewilligt, auf einen Feierabenddrink im Pub zu ihnen zu stoßen. Natürlich war es nicht bei einem Glas geblieben, und schließlich hatten sich vier von ihnen zusammengetan und waren Pizza essen gegangen. Weil sie dazu auch noch eine Flasche Wein getrunken hatten, merkte Lesley jetzt, dass sie leichte Kopfschmerzen bekam. Sie ermahnte sich, viel Wasser zu trinken, bevor sie ins Bett ging. An ihrer Haustür fummelte sie mit dem Schlüssel herum, bis er ihr aus der Hand fiel, und sie bückte sich rasch danach. Das war überhaupt keine gute Idee. Einen Augenblick lang suchte sie an der Wand Halt.
    Die Deckenlampe in ihrer Wohnung war so grell, dass sie zurückzuckte und das Licht schnell wieder ausmachte. Sie durchquerte den Raum und schaltete die Lampe auf ihrem Schreibtisch an. Sofort lief es ihr kalt über den Rücken.
    Sie hielt die Luft an.
    Jemand war in diesem Zimmer, in der Wohnung gewesen. Sie konnte es sich nicht erklären, aber sie spürte es. Sie wusste es. Alles an ihr bis hin zu den Fingerspitzen schien lebendig und gleichzeitig taub zu sein. Sie konnte sich nicht bewegen. Es dauerte nur ein paar Sekunden, kam ihr aber viel länger vor.
    Dann sah sie sich in den anderen Zimmern um.
    Nichts war in Unordnung gebracht worden.
    Sie kehrte ins Wohnzimmer zurück und kontrollierte ihren Schreibtisch, den Aktenschrank, die Schubladen. Es gab keine Anzeichen dafür, dass das Schloss aufgebrochen worden war; die Fenster waren immer noch fest geschlossen. Du bildest dir das ein, sagte sie sich. Du hast James Crawfords Geschichte, wie der Geheimdienst seine |266| Wohnung ausgeräumt hat, zu viel Aufmerksamkeit geschenkt.
    Beruhige dich.
    Aber sie konnte sich nicht beruhigen.
    Sie wärmte Milch in einem kleinen Topf und machte sich eine Tasse Milo, die sie trank, während sie sich auszog und bettfertig machte.
    Obwohl sie sich inzwischen so nüchtern wie eine Nonne fühlte, trank sie ein ganzes Glas kaltes Wasser, nachdem sie sich die Zähne geputzt hatte. Im Bett versuchte sie zu lesen, konnte sich aber nicht konzentrieren. Selbst als keine Autos mehr zu hören waren, als weniger Grüppchen auf dem Heimweg von den Pubs und Clubs am High Pavement vorbeikamen und sich nur noch gelegentlich ein oder zwei Personen bemerkbar machten, lag sie mit offenen Augen da, starrte an die Decke und konnte nicht einschlafen.

|267| 52.   AUSSEN – SWIMMINGPOOL – NACHT
    Kleine Scheinwerfer beleuchten den Pool auf der Rückseite des Hauses. PHILIP wendet am anderen Ende und schwimmt kraftvoll auf die Zuschauer zu.
    Als er sich aus dem Wasser zieht, tritt RUBY in einem weißen Bademantel vor und reicht ihm ein Handtuch.
    Philips Körper glänzt.
    Philip: Wo ist Alma?
    Ruby: Ist das wichtig?
    Als sie einen weiteren Schritt auf ihn zugeht, legt er die Arme um sie und sie küssen sich leidenschaftlich.
    Rubys Bademantel gleitet nach unten auf den gefliesten Boden.

|268| 25
    Stück für Stück. Kleckerweise. Einen Schritt vor und zwei zurück. Nichts passte zusammen, wie es sollte. Will war gereizt. Er fuhr Lorraine an, schimpfte mit Jake, das Haus war spannungsgeladen, wartete darauf, dass er explodierte. Die Frage, ob Lorraine wieder arbeiten sollte, hing ungelöst in der Luft.
    Nachts, bevor er zu Bett ging, stand Will allein am dunklen Fenster und starrte hinaus; am nächsten Morgen war er vor Tagesanbruch wach, spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, zog seine Laufschuhe an und ging dann hinaus.
    Trotz verstärkter Bemühungen hatten sie immer noch keine Waffe gefunden, die bei dem Angriff auf die beiden Studenten aus Cambridge benutzt worden war; nicht nur das, auch waren bis jetzt noch keine Handyfotos im Internet aufgetaucht. Weder Helen noch der Architekturstudent hatten auf den Fotos, die Chris Parsons geliefert hatte, jemanden identifizieren können. Junge Gesichter mit kurz geschorenen Haaren, Tattoos

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