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Splitternest

Titel: Splitternest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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sie den Hügel erklimmen sehen.
    »Zum Splitternest wollt ihr also … kein gutes Versteck! Dort oben finde ich euch rasch und strafe euch für die törichte Flucht. Es ist mein Recht! Es ist mein …«
    Er spähte über die Kuppe in den Krater. Sogleich musste er die Augen abwenden, geblendet vom Licht.
    Steinsplitter spritzten durch die Luft. Sie warfen vielfarbig das Sonnenlicht zurück, spielten mit den Strahlen. Klirrend und sirrend tanzten sie umher, ihr Funkeln grell. Talomar blinzelte, versuchte etwas zu erkennen.
    Zwischen den umherfliegenden Splittern erblickte er die Mädchen. Sie drängten sich um eine Frau mit blondem Haar. Sie sah zu Talomar auf. Goldene Augen, strahlend wie Spiegel. Sie schienen in sein Innerstes zu dringen.
    Nun begriff Talomar. Orusit hatte die Wahrheit gesprochen!
    Jundala, seine geliebte Jundala … sie lebte! Sie war zurückgekehrt!
    Er erbleichte.
    »Jundala!«
    Er zog das Mondamulett aus der Tasche, umklammerte es fest. Dann erhob er sich.
    Die Steinsplitter verharrten in der Luft. Es war, als stünde die Zeit um ihn still. Die Sphäre hielt den Atem an.
    Vorsichtig stieg er in den Krater. Seine Hände teilten die schwebenden Steine. Klimpernd glitten sie zur Seite; einige ritzten seine Arme und seinen Hals. Blutfäden perlten unter der Haut hervor. Er achtete nicht darauf, bahnte sich einen Weg durch das unwirkliche Netz aus Splittern.
    »Jundala! Du bist es tatsächlich!«
    Er stand nun vor ihr. Die drei Mädchen blickten ihn mit großen Augen an. Doch er achtete nur auf sie, auf Jundala. Tränen rannen aus seinen Augen.
    »Ich dachte, du wärest tot«, stammelte er, »verschollen, fort für immer.« Er presste das Mondamulett an seine Brust. »Mondschlund hat dich zu mir geführt, so wie Gubyr es mir versprach. Geh und kämpfe um diese Frau, sagte er … wenn du sie liebst, dann hol sie dir zurück! Wie recht er doch hatte … in allem hatte er recht.«
    »Talomar. Nach so langer Zeit treffen wir uns wieder.« Jundalas Stimme ließ nicht erkennen, ob sie überrascht oder erfreut war. »Trägst du noch immer die Fäustlinge, die ich dir schenkte?«
    »Ich habe sie nie abgelegt, seit wir uns trennten. Wenn ich sie ansehe, denke ich nur an dich; an die Stunde, als du den Krebs in den Handschuh gestickt hast mit einem Goldfaden. Du sagtest mir damals, der Faden wäre wie unsere Liebe; schimmernd und kostbar, aber zu kurz, um uns ganz zu verknüpfen.«
    Jundala schob ihre Töchter zur Seite. Sie trat auf Talomar zu. »Habe ich das gesagt? Dann hättest du auf mich hören sollen, schon früher. Viel zu lange bist du mir nachgerannt. Es hat dir nicht gut getan, Talomar. Dein Herz ist kalt geworden, weil du nicht loslassen konntest.«
    »Ich habe losgelassen«, widersprach er. »Du batest mich damals zu bleiben, als dein Mann wieder einmal für Wochen fortging. Damals war ich es, der dich zurückgewiesen hat! Ich brachte den Mut auf, Gehani zu verlassen …«
    »Und doch konntest du nicht loslassen. Wie oft habe ich dir gesagt, dass es ein Spiel ist – alles, was zwischen uns war. Ein Faden aus Gold; er zerreißt leicht und trägt keine Lasten.« Sie legte ihre Hand auf Talomars zerrupften Fäustling. »Dennoch muss es eine Bedeutung haben, dass wir heute aufeinander treffen. Was führt dich zu mir? Warum suchst du mich nach so langer Zeit?«
    »Ich will dich retten«, stieß er hervor. »Ich bringe dich in die Stadt aller Städte, in Mondschlunds Reich.« Zitternd hob er das goldene Amulett. »Die Mondsichel … Gubyr hat sie mir geschenkt, ein Zauberer der Solcata. Er wusste, was mit Gharax geschehen wird; dass diese Welt untergeht und die Sphäre uns knechten will. Nur die Stadt aller Städte bietet uns Zuflucht. Sie nahm die Menschen von Imris auf, und auch uns wird sie ihre Tore öffnen.« Er blickte sie beschwörend an. »Deine Augen, Jundala … in ihnen funkelt die Macht der Sphäre. Ich habe sie am eigenen Leib erfahren müssen – die zerstörerische Macht, die uns Menschen hasst, unseren Körpern die Wärme neidet. Ich sah mit an, wie die Klaue des Winters Gubyr zerriss. Auch dich wird sie töten, wenn du dich nicht von ihr lossagst. Aber Mondschlund kann dich befreien.« Er nahm ihre Hand, küsste die Fingerspitzen. »Komm mit mir! Zusammen können wir den Weg finden und die Tore der Stadt öffnen. Ich bin kein Zauberer und verstehe nichts von der Magie. Aber ich weiß, dass Mondschlund uns helfen kann. Dann werden wir zusammen sein, für immer.«
    Sie entzog sich ihm.

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