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Splitterseelen

Splitterseelen

Titel: Splitterseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch , Sandra Gernt
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Mijo auszuliefern. Solltet ihr euch weigern, werden wir angreifen. Gehorcht ihr, könnt ihr mit großzügiger Belohnung rechnen. Als Zeichen unseres guten Willens schicken wir zwei von euren Leuten, die bei uns inhaftiert waren, in dieser Minute über die Grenze.“
    Mit diesen Worten verschwand Nirta wieder, diesmal ohne ein sinnesverwirrenden Lächelns.
    An ihrer Stelle erschienen ein halbes Dutzend Männer, bis an die Zähne mit Maschinenpistolen bewaffnet.
    „Führt sie in den Haftraum!“, befahl das Tribunal vielstimmig. „Lasst sie nicht entkommen, während wir beraten.“
    Mit hängendem Kopf ließ Jason sich von den Dämonen abführen. Wirre Gedanken schossen ihm durch den Sinn. Sollte er versuchen, Selbstmord zu begehen? Alles war besser, als auf irgendeinem Opferblock abgeschlachtet zu werden! Was hatte das Tribunal wohl ursprünglich entschieden, bevor Nirta sie unterbrochen hatte? Und zur Hölle, warum wollten die Spiegelweltler Mijo haben?
     

     
    „Was für eine Scheiße“, murrte Mijo, als sie sich allein in einer Zelle befanden, die – welch Überraschung – völlig in Weiß gehalten war.
    „Ihr meditiert offenbar an jedem Ort“, murmelte Jason und lehnte sich mutlos gegen eine Wand. Er vergrub die Hände in den Hosentaschen, um nicht nervös an seinen Fingern herumzupulen. Oder an den Nägeln zu kauen. Eine Unsitte, die ihm seine Pflegefamilie mühsam hatte abgewöhnen wollen.
    „Wo hast du mich da bloß mit hineingerissen?“, hörte er Mijo weiter grummeln.
    „Bitte WAS ?“ Das schlug ja dem Fass den Boden aus! „Ihr seid diejenigen, die mich entführt haben und umbringen wollen. Ich hatte lediglich vor, eine Vorlesung zu besuchen und meinen Geburtstag zu feiern“, zischte er und zog die Hände wieder hervor, da sie sich in den Taschen schlecht zu Fäusten ballen ließen. Wütend trat er ein paar Schritte auf Mijo zu, der ihm aufmerksam entgegenblickte.
    „Wenn Calael vor mir bei dir gewesen wäre und dich mitgenommen hätte, würdest du dann auch von Entführung sprechen oder eher von einem romantischen Abenteuer?“, fragte er mit diesem unverschämten Grinsen im Gesicht. Vor Empörung blieb Jason glatt die Luft weg. Plötzlich stand Mijo hinter ihm und schlang seine Arme derartig um Jason, dass er sich nicht bewegen konnte. Der Dämon schmiegte seine Wange an die seine und raunte:
    „Wir könnten es uns auch romantisch machen. Und hinterher stirbst du. Wie Calael das vorgesehen hat. Na, was meinst du?“
    So wie sich Mijo an seinen Rücken schmiegte, konnte Jason nicht daran zweifeln, was der unter Romantik verstand.
    „Scheißkerl!“
    „Oh! Das klingt wahnsinnig leidenschaftlich. Komm, mach weiter! Ein bisschen Dirty Talk …“
    Jason rammte ihm den Ellenbogen in den Leib und befreite sich mit einer raschen Drehung.
    „Sag lieber, was wir jetzt tun sollen.“
    „Na, immerhin bist du endlich bei wir angekommen.“ Mijo griff sich hinten in die Hose und zog das kleine Gerät hervor, mit dem er vorhin noch gespielt hatte.
    „Mijo!“
    Der Dämon schaute auf, ein freches Funkeln in den Augen. „Wie liebevoll du meinen Namen aussprichst …“
    Jason fauchte wütend. Hier stand sein Leben auf dem Spiel und dieser verdammte Irre machte sich über ihn lustig.
    „Es geht nun offenbar auch um deinen Arsch“, erinnerte er Mijo.
    „Habe ich registriert. Und deswegen werden wir uns auch ganz gepflegt verpissen.“
    Bestimmt hatte er gerade wie eine Kuh geguckt, wenn es donnert, denn Mijo ließ sich tatsächlich dazu herab, ihm seinen Plan näher zu erläutern:
    „Ich habe noch genügend magische Energien übrig, um ein weiteres Mal einen Spiegel zu benutzen. Und wenn man den Trawell an Körperstellen versteckt, die man nicht so gerne betatscht, hat man gute Chance, sich vom Acker zu machen.“ Der Dämon winkte kurz mit dem seltsamen Gerät in seiner Hand.
    „Brauchen wir nicht einen Spiegel, um durch einen Spiegel gehen zu können?“ Suchend schaute sich Jason um, aber die Wände waren vollkommen kahl.
    „Tadaaaaa!“ Mijo zog aus seiner Hose einen kleinen Spiegel hervor, der Jason an den Schminkspiegel seiner Pflegemutter erinnerte. „Allzeit bereit, Süßer.“
    „Ist der nicht ein bisschen klein?“
    „Nichts, was ich aus meiner Hose ziehe, ist klein. Merk dir das.“
    Jason kämpfte mit seiner Beherrschung. Wieso half hier sein Aikido-Training nicht? Er war kurz davor, Mijo die Gurgel umzudrehen. Der tippte etwas in das kleine Gerät ein, das einmal kurz piepste.

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