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Splitterseelen

Splitterseelen

Titel: Splitterseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch , Sandra Gernt
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ihr Vater sie endlich anerkannte – unter der Bedingung, dass ihre Mutter in die Verbannung ging, denn er wollte ihren Anblick nicht ertragen müssen. Der Patriarch begegnete ihr mit Misstrauen und Ablehnung, schließlich war sie daran schuld, dass er sich mit seinem Bruder entzweit hatte.
    Andina hatte gelernt, härter als alle anderen zu sein, um überleben zu können, im Gegensatz zu Calael, der stets von seinem Vater verwöhnt und unterstützt worden war. Dieser Wicht würde einen erbärmlichen Patriarchen abgeben!
    Ihre nächsten Schritte musste Andina jetzt vorsichtig planen. Jason durfte auf keinen Fall rituell geopfert werden …
     

Viermal hatten sie die Vögel und die Richtung gewechselt, da die Adras mit einem Chip ausgestattet waren, der ihre Flugroute aufzeichnete. Jason hielt sich ganz gut, wenn man davon absah, dass er ziemlich hastig aus dem Schnabel des ersten Adras geklettert war, um sich herzhaft zu übergeben. Ob es an dem Sturzflug zur Landung gelegen hatte oder an dem etwas unangenehmen Geruch nach Futterresten im Kehlsack, hatte Mijo nicht herausfinden können. Jetzt stapfte ihm Jason brav hinterher, das Gesicht noch etwas grünlich, aber mit emporgerecktem Kinn. Mijo führte ihn über eine Wiese, deren Gras trocken und strohig geworden war und hielt auf einen Wald zu, der direkt an der Wildwiese angrenzte. Über den Baumwipfeln stand die Sonne. Nicht mehr lange und sie würde untergehen. Mitternacht und der einundzwanzigste Geburtstag einer bestimmten fluguntauglichen Person rückte näher.
    Jason verhielt sich sehr still. Bestimmt versuchte er immer noch zu verdauen, wie er hierher gekommen und was das für eine absonderliche Welt war. Über die Schulter hinweg warf ihm Mijo einen Blick zu. Seinem Gefährten hingen die hellbraunen Haarsträhnen wirr in die Stirn. Von der sorgfältig gestylten Frisur von heute Morgen war kaum etwas übrig, nachdem sich Jason alle paar Minuten die Haare raufen musste. Sein blaurot kariertes Hemd war nach Mijos Geschmack viel zu zugeknöpft, dafür saß die dunkelblaue Jeans herrlich knackig. Eventuell sollte er doch versuchen, diesen appetitlichen Happen zu vernaschen, bevor er ihn umbrachte. Denn das wäre das Einfachste, um nicht nur seine Ruhe zu haben, sondern auch aus der Schusslinie der Udeahner zu geraten.
    Denkfehler, dachte sich Mijo und schnitt eine Grimasse. Wenn Calael keinen Seelenzwilling opfert, werden die Spiegelweltler alles daran setzen, um mir das Licht auszuknipsen, damit Andina ihre Macht verliert. Scheiße, verdammte!
    Sie erreichten die ersten Bäume. Ohne langsamer zu werden marschierte er geradewegs durch das Unterholz, an dornigen Sträuchern mit kleinen roten Blüten und riesigen Farnen vorbei. Hinter ihm stolperte Jason über Wurzeln und Äste und verfing sich an den Zweigen, wobei er leise fluchte. Ein Pfadfinder war er anscheinend auch nicht. Anglistik-Student! Mijo schnaufte. Was konnte man mit dem Mist anfangen?
    Unter einem Baum hielt er an, ließ den Rucksack erst von seinen Schultern gleiten und gleich darauf zu Boden fallen.
    „Wir bleiben hier“, erklärte er auf Jasons Blick hin.
    „Über Nacht?“
    Mijo nickte.
    „Und morgen bin ich außer Gefahr? Also … ich meine … Wenn ich den morgigen Tag und damit meinen Geburtstag überstehe, kann ich doch nach Hause zurück. Nicht wahr?“
    „Nein.“
    „Warum nicht?“ Jason schrie jetzt, Mijo konnte es ihm nicht einmal verübeln.
    „Die Macht, die du Calael an deinem einundzwanzigsten Geburtstag verleihen kannst ist sehr, sehr groß, Jason. Einen Tag später ist sie immer noch gewaltig, hat aber bereits ein Stückchen abgenommen. Einen weiteren Tag später ist noch weniger übrig. Und so weiter und so fort.“ Er öffnete den Rucksack und begann die Decke herauszukramen und nach etwas Essbarem zu suchen.
    „Wie lange?“
    Mijo schaute auf. „Hä?“
    „Wie lange wird Calael hinter mir her sein, wenn es wahr ist, was ihr über ihn behauptet?“
    „Och … ein Jahr in etwa.“
    „ EIN JAHR ?“
    Mijo hielt sich die Ohren zu und verdrehte die Augen. „Prima. Brüll ruhig weiter. Vielleicht gelingt es dir, einen Suchtrupp auf uns aufmerksam zu machen und dann hat sich diese ganze verfluchte Angelegenheit sehr schnell erledigt.“
    Langsam rutschte Jason am Stamm des Baumes zu Boden und lehnte den Kopf gegen die zerfurchte Rinde.
    „Wunderbar, ganz wunderbar“, murmelte er. „Ich sitze hier in einer Welt voller Bekloppter fest, die mir ans Leder wollen. Und ich

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