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Splitterseelen

Splitterseelen

Titel: Splitterseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch , Sandra Gernt
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zu dürfen.
    „Mijo, warum hast du ihn hierhergebracht? Du bringst uns alle in Gefahr!“, donnerte es aus sämtlichen Richtungen zugleich. Jason ging unter dem infernalischen Lärm in die Knie, die Hände auf die Ohren gepresst. Er wirkte noch verstörter als zuvor, falls das überhaupt möglich war – vielleicht hätte Mijo ihm mitteilen sollen, was es mit dem Tribunalsaal auf sich hatte …
     
    Jason begriff nicht, wie dieser Dämon cool lächelnd stehen bleiben konnte, während von allen Seiten Stimmen herabschallten. Dieser Raum war so leer, weiß und steril wie die anderen auch, die Jason bislang kennen gelernt hatte. Das quellenlose Licht strahlte greller und pulsierte, blendete allerdings nicht. Andere Dämonen oder irgendwelche Lebewesen waren nicht sichtbar, vom äußeren Anschein her befand er sich mit Mijo allein im Tribunalsaal.
    „Er wollte sich nicht beschützen lassen“, sagte Mijo, als der Hall endlich verklungen war. „Jason hat alles versucht, um mir zu entkommen und sich seinem Seelenzwilling in die Arme zu werfen.“
    „Dann warst du nicht überzeugend genug!“, ertönte der Stimmenchor anklagend, diesmal weniger laut und lähmend.
    „Würde ich nicht sagen. Nein, an mir lag es nicht.“ Mijo zwinkerte ihm zu – Herr im Himmel, dieser Dämon hatte vielleicht ein Selbstbewusstsein!
    „Ich denke eher, dass es an Calael lag, er hat das Bild vom gütigen Retterengel zu stark aufgespielt. Mir blieb keine Wahl, als den Jungen mit hierherzuschleppen. Immerhin hattet ihr mir strikt verboten, mit Calael in direkten Konflikt zu treten.“
    Aus seiner Stimme war herauszuhören, dass Mijo nichts gegen einen Kampf einzuwenden gehabt hätte. Jason hatte schlagartig das Bild eines Ritterfräuleins vor Augen, um das sich zwei hehre Recken prügelten – was wohl die direkte Folge von Mijos Anmachversuchen war. Brrr, er war garantiert kein Fräulein und schon gar kein Preis, um den es sich zu schlagen galt!
    „Warum bin ich eine Gefahr für euch?“, fragte er, als nach Mijos Worten eine kleine Pause eintrat. „Soweit ich verstanden habe, soll ich als Druckmittel dienen, um die Spiegelweltler zu erpressen. Ist es da nicht sogar besser, wenn ihr mich in eurer Gewalt habt?“
    „Törichter Mensch!“, zischelte es empört. „Sprich nicht von Dingen, die du nicht verstehst. Deine Anwesenheit in unserem Gebiet könnte die Feinde provozieren, uns anzugreifen. Einer vereinten Attacke von Magie und archaischer Kampfkunst einerseits, automatischen Schusswaffen und Granaten andererseits, haben wir nichts entgegenzusetzen!“
    Schusswaffen? Granaten? Verdammt, nachdem er diese komischen Transportvögel gesehen hatte, war Jason fälschlicherweise überzeugt gewesen, dass hier alles ein wenig mittelalterlich gehalten wurde … Dumm von ihm, er hatte dieses piepsende Gerät bei Mijo erlebt.
    „Soll ich ihn umbringen? Dann wäre das Problem erledigt, Calael seiner Magie beraubt und die Spiegelweltler müssten sich mit Andina auseinandersetzen. Die ist sicherlich keine schlechte Führerin, ist halt ihr Pech, dass Onkel Patriarch sie nicht leiden kann.“ Mijo grinste lässig, während Jason innerlich erstarrte. Wie konnte dieser Scheißkerl da so ruhig stehen und solche Dinge sagen? Eben hatte er ihn noch ficken wollen und jetzt wäre es ihm egal, ob er ihm eine Kugel in den Kopf jagte oder nicht? Diese Dämonen hatten wahrhaftig keine Seele!
    Und er hatte keine Fluchtmöglichkeit. Wohin auch? Wenn die Dämonen ihn nicht umbrachten, würde die Gegenseite es übernehmen.
    Genau betrachtet wäre es Jason sogar Recht, wenn er von Mijos Hand getötet werden würde. Wenn er schon sterben musste, dann wollte er nicht anschließend als ein ähnlich seelenloses Ding wieder auferstehen!
    Vom Tribunal kam lange Zeit keine Reaktion, was Jason mit jedem Atemzug nervöser machte. Was denn jetzt? Sterben oder nicht sterben? So schwierig konnte die Entscheidung doch gar nicht sein …
    „Wir haben einen Entschluss gefällt“, ertönte es. Die tiefen, vielfältig hallenden Stimmen zerrütten Jasons angespannte Nerven. „Die Gelegenheit wäre günstig, einen …
    „Moment!“ Eine liebliche Stimme fuhr plötzlich dazwischen – Nirta war zurück, beziehungsweise dieses Projektionsbild von ihr, wie auch immer das funktionieren mochte.
    „Der Patriarch schickt mich, um euch ein Ultimatum zu stellen. Innerhalb der nächsten sechzig Minuten habt ihr sowohl Calaels Seelenzwilling als auch den hier zufällig anwesenden Dämon

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