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Splitterseelen

Splitterseelen

Titel: Splitterseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch , Sandra Gernt
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habe nicht einmal eine Ahnung, wer Freund und wer Feind ist. Meine Pflegeeltern machen sich bestimmt schon Sorgen, weil ich nicht zum Essen kam. Dabei wissen sie, dass ich Apfelpfannkuchen nicht widerstehen kann und selbst noch mit gebrochenen Armen und Beinen angekrochen käme. Sie werden sich also die Finger wund telefonieren, mich nicht erreichen, panisch werden, die Krankenhäuser abklappern, meine Freunde befragen und bei der Polizei aufschlagen …“
    „Jason!“ Mijo legte eine gute Portion Schärfe in seinen Ton und erreichte tatsächlich, dass ihm Jason Aufmerksamkeit schenkte. „Hör auf zu jammern. Was immer deine Pflegefamilie auch unternimmt, du hast keinen Einfluss darauf.“
    „Du hast leicht reden.“
    „Schon vergessen, dass die hinter mir ebenfalls her sind? Dein liebreizender Calael wird nicht lange fackeln, sondern mir kalt lächelnd eine Kugel in den Kopf jagen, um sein magisches Gleichgewicht zu Andina wieder herzustellen.“
    „Das ist nicht wahr“, protestierte Jason schwach.
    „Er ist kein Schutzengel. Trenn dich endlich von diesem Gedanken. Er hat dir lediglich geholfen, damit du unbeschadet deinen ach so wichtigen Geburtstag erlebst. Allerdings nicht, damit du ihn über lebst.“
    Jason begann an seinem Fingernagel zu kauen, was Mijo ganz nervös machte. Also suchte er weiter nach den Vorräten in seinem Rucksack. Wortlos warf er Jason eingeschweißtes Brot und eine Tüte mit harten Würsten zu.
    „Ich habe lediglich eine Flasche Wasser dabei. Wir werden es uns einteilen müssen, bis wir sie irgendwo auffüllen können.“
    „Und was machen wir jetzt?“ Jason hatte die Brotverpackung aufgerissen und knabberte an einer trockenen Scheibe herum.
    „Jetzt überlegen wir, welchen Grund du mir bietest, dass ich dir nicht die Lebenslichter auspuste.“
     

     
    Jason schlang die Arme um sich. Nachdem die Sonne untergegangen war, war es saukalt geworden. Mijo hatte sich in die Decke gehüllt. Er dagegen hatte nicht einmal eine Jacke und inzwischen fror er erbärmlich. Schweigsam hatten sie etwas gegessen, obwohl es Jason noch ein bisschen flau im Magen gewesen war. Dieser verflixte Flug hatte jede Achterbahnfahrt in den Schatten gestellt. Hätte er nicht solche Angst gehabt, sich in dem Schnabel eines dieser Vögel zu übergeben, hätte er vermutlich bereits in der ersten Sekunde gekotzt.
    Er rieb sich die Arme, stand auf und begann hin und her zu laufen, damit ihm etwas wärmer wurde.
    „Jason, verflucht, setz dich. Du machst mich ganz irre.“
    „Irre bist du von ganz alleine.“
    „Du erregst bloß Aufmerksamkeit.“
    Er schnaufte. „Fühlen sich die Eichhörnchen in ihrer Ruhe gestört?“
    „Das nicht. Aber die Spiegelwelter können Vögel ausschicken, die nach uns suchen. Mit ihrer Magie sind sie in der Lage, alles das zu beobachten, was ein Suchvogel auf seinem Flug entdeckt. Außerdem wird das Tribunal Dämonen nach uns ausgeschickt haben. Also setz dich hin.“
    „Es ist dunkel.“
    „Es gibt eine Art Eule, die nachts unterwegs ist.“
    „Mir ist kalt, Mijo. Können wir nicht wenigstens ein kleines Feuer machen?“
    „Sag mal, hast du Tomaten auf den Ohren oder lediglich ein Kommunikationsproblem?“
    Allmählich wurde Jason richtig ärgerlich. „Ist dir eigentlich schon aufgefallen, dass ich für einen Campingausflug nicht richtig angezogen bin?“
    „Das ist mir völlig egal.“
    „Fein, dir kann sowieso alles scheißegal sein! Du hast ja deinen Arsch schön warm eingewickelt, und weil du ein Dämon bist, hast du keine Angst vor dem Tod, und mit Gewissensbissen musst du dich auch nicht quälen. Weißt du was? Bring mich einfach um, Mijo! Na los, erwürg mich, erschieß mich, ganz egal, dann hab ich’s endlich hinter mir!“ Er schlug blindwütig auf Mijo ein, als wäre dessen Körper ein Sandsack. Es half ein wenig, die nagende Angst loszuwerden. Außerdem wärmte es, sich zu verausgaben. Der Dämon ließ ihn für einige Sekunden gewähren, bevor er ihn packte, seine Arme einklempte und ihm den Mund zuhielt. Jason tobte, schrie, biss und zappelte, bis ihm die Kraft ausging und er in Mijos Griff zusammensackte. Eigentlich rechnete er mit dem nächsten demütigenden Spruch oder handfester körperlicher Anmache, doch zu seinem Erstaunen gab Mijo ihn schweigend frei. Jason krabbelte unter ein seltsames Gewächs, das wie eine Mischung aus Tanne und Riesenkaktus aussah. Es war der einzige Strauch, der dicht genug gewachsen war, um ihn vor Blicken von oben zu

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