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Splitterseelen

Splitterseelen

Titel: Splitterseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch , Sandra Gernt
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mir beim Denken.“
    Wie bitte? Jason fühlte sich verarscht. Abrupt blieb er stehen.
    „Stopp!“ Nach Luft ringend beugte er sich vor, zwang sich regelmäßig und tief zu atmen. Zu seiner Erleichterung blieb Mijo tatsächlich stehen.
    „Wir rennen, weil du denkst? Ich dachte, dafür brauchst du eine komplett weiße Umgebung“, fauchte er diesen arroganten Dämon an, sobald sein Seitenstechen auf ein erträgliches Maß abgeklungen war. „Und über was musst du derart angestrengt nachdenken?“
    „Über Nirta.“
    „Wer genau ist sie eigentlich?“
    „Noch jemand, der dir den Tod wünscht, Süßer.“ Mijo kam zu ihm zurückgestapft, packte ihn am Arm und zog ihn weiter. Wenigstens ging er jetzt langsamer. „Sie ist Calaels Schwester. Ein gefährliches Luder, wenn du mich fragst. Ihr Seelenzwilling war erbärmlich schwach, deswegen mangelt es ihr an Magie. Aber wenn du einer wirklichen Zicke begegnen möchtest, dann brauchst du nicht länger zu suchen.“
    „Sie hat ein schönes Lächeln“, murmelte Jason, der sich an die Projektion des hübschen Mädchens in Mijos karger Bude erinnerte.
    „Magisch“, brummte der Dämon an seiner Seite. „Damit versucht sie dich zu manipulieren.“
    Wie konnte ein Lächeln magisch sein? Okay, wenn man es von der romantischen Seite aus betrachtete, konnte ein Lächeln durchaus zauberhaft sein. Allerdings hatte Jason das Gefühl, das in Mijos Wörterbuch Romantik herausradiert worden war. Woher hatte der Dämon die ganzen Narben?
    „Mijo?“
    „Hm?“
    „Deine Verletzungen …“
    Mijo runzelte die Stirn. „Was ist damit?“
    Neugierig platzte es aus Jason heraus: „Woher hast du die?“
    „Ich gehörte zu den New Yorkern Street Rats“, gab Mijo bereitwillig Auskunft.
    „Du warst eine Straßenratte?“
    „Oh Mann! Aus welchem Kaff kommst du eigentlich, dass du nie von den Street Rats gehört hast?“
    „Bangor, Maine“, antwortete Jason. „Du warst also in einer Straßengang? So richtig mit Bandenkriegen, Revierabstecken und Schlägereien?“
    „Für die Heilsarmee haben wir jedenfalls nicht gesammelt.“
    Jason konnte nicht widerstehen und zupfte Mijos Rippshirt aus dessen Hose, um es zu lüpfen. Kritisch begutachtete er die entblößte Haut.
    „Du warst kein Kind von Traurigkeit, richtig?“
    „Ich war überhaupt nie Kind“, zischte Mijo, drehte sich von ihm weg und lief weiter. Jason hatte erneut Mühe, nicht den Anschluss zu verlieren.
    „Erzähl es mir doch“, bat er.
    „Da gibt es nicht viel zu erzählen. Als Kind habe ich meine Mahlzeiten aus Mülleimern gesucht und in einem Karton gehaust. Später erschien es mir sicherer, mich den Street Rats anzuschließen.“
    Jason verzog das Gesicht. „Sicherer?“, fragte er skeptisch und deutete auf Mijos Rippengegend. „Du siehst aus, als hätte ein Metzger an dir üben wollen.“
    Der Dämon an seiner Seite stieß ein böses Grollen aus und wirbelte zu ihm herum. Erschrocken taumelte Jason einen Schritt zurück.
    „Ich war ein hübscher kleiner Junge mitten in New Yorks dreckigsten Vierteln und niemand war da, der auf den süßen Mijo aufpasste.“
    Jason brauchte einen Moment, bis er begriff, was Mijo da andeutete.
    „Oh mein Gott! Du bist … man hat …“
    „Ich konnte immer entwischen. Und der eine, der mich einmal trotz meiner Tricks geschnappt hatte, dem habe ich ordentlich in den Schwanz gebissen.“ Mijo grinste, doch das Grinsen kam nicht in seinen Augen an, was Jason keineswegs entging.
    „Das tut mir leid.“
    „Oh, hör auf, Mutter Theresa. Das ist ewig her und es ist ja nichts passiert.“
    „Du hattest bestimmt Angst.“
    Mijo schwieg und starrte ins Leere.
    „Was ist denn mit deinen Eltern?“, fragte Jason behutsam weiter.
    „Meine Mutter war auf Drogen und mein Vater poppte alles, was nicht bei Drei auf dem Baum war. Der hat garantiert bei einem seiner Orgasmen sein Hirn verspritzt. Wir wohnten in einem Trailer und sind immer dann weitergezogen, wenn die Polizei uns suchte oder meine Eltern Ärger mit irgendwelchen Leuten hatten. In New York haben sie mich zum Pipimachen an einer Tankstelle rausgelassen und sind ohne mich weitergefahren. Bist du nun zufrieden?“
    Zufrieden war er noch lange nicht. Mijo tat ihm leid. Kein Wunder, dass er so ein Großmaul geworden war. Seine gewaltige Klappe war nichts weiter als ein Selbstschutz.
    „Und bei deiner Straßengang hattest du es auch nicht leicht?“
    „Man ist gezwungen, sich ständig zu behaupten. Cool sein ist an der

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