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Splitterseelen

Splitterseelen

Titel: Splitterseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch , Sandra Gernt
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hatte.
    „Hättest du mich nicht warnen können?“, schrie er aufgebracht. „Ich dachte, du würdest mich abknallen!“
    „Wie hätte ich das machen sollen? Die Rotschopfer bemerkt man erst, wenn es fast zu spät ist, die können schleichen wie die Jaguare. Es sind die größten Raubtiere in diesem Landstrich. Also, in den Wäldern. Zum Glück strikte Einzelgänger, wenn nicht gerade Paarungszeit ist.“ Mijo grinste anzüglich und spielte mit seiner Waffe herum, was Jason fast in den Wahnsinn trieb. Dieser verdammte Dämon!
    „Es ist keine Paarungszeit, oder?“ Seine Stimme klang zu hoch und viel zu laut, worüber er sich selbst ärgerte. Verdammt, warum war er so ein jämmerliches Weichei? Wenn er in dieser Welt überleben wollte, musste er mit Todesgefahr und solchen Attacken wie eben klar kommen!
    „Hm? Nein, keine wilde Fickerei im Tannendickicht, leider. Soll ein prächtiges Schauspiel sein, die Rotschopfer kämpfen vorher gegeneinander. Wenn das Männchen unterliegt, bringt das Weibchen es um und wartet auf den nächsten Gockel.“ Grinsend baute Mijo sich vor ihm auf und musterte ihn mit gierigen Blicken. „Ich hab gerade dein Leben gerettet, hab ich da kein Küsschen verdient?“
    „Wenn ich wüsste, dass du danach nicht wieder versuchst, mich zu bespringen, vielleicht schon, du …“
    Mijo packte ihn heftig am Kragen und zwang ihm einen harten Kuss auf, ohne sich um Jasons Gegenwehr zu scheren. Erst als sein Widerstand immer heftiger wurde, gab der Dämon ihn frei und marschierte weiter, als wäre nichts geschehen. Dieses elende Schwein!
    „Komm, mein Süßer, wir haben keine Zeit herumzutrödeln. Wir haben noch etwa zwei bis drei Tage Fußmarsch vor uns, bis wir auf das Sumpfgebiet stoßen, wo es wilde Adras geben müsste. Für ein bisschen Futter lassen die sich garantiert überreden, uns zum Alten Mann zu bringen. Die Adras sind interessante Viecher, hab ich das schon erzählt? Die erkennen telepathisch, wohin mal will, sind aber quasi zu blöd, um ohne menschliche oder dämonische Hilfe zu überleben. Wild leben nämlich nur die Jungtiere, die erwachsenen Vögel kommen allesamt freiwillig in unsere Siedlungen. – Hm, vielleicht ist das auch ein Zeichen von Klugheit?“
    Mijo plapperte weiter über die Adras, wie sich die Küken, die allein in der Wildnis aufwuchsen, von Insekten ernährten. Die Mütter legten lediglich Eier in Sumpfgebieten ab, vergruben sie unter der Erde, ohne sich anschließend um den Nachwuchs zu kümmern. Das alles hätte Jason normalerweise brennend interessiert, im Augenblick aber war er mit latenter Panik beschäftigt. Knackte es da drüben verdächtig? Bildete er es sich bloß ein, oder wurden sie tatsächlich beobachtet?
    Plötzlich klopfte ihm jemand gegen die Stirn.
    „Hallo? Jemand zu Hause?“ Mijo grinste. „Das ist nicht gerade ein netter Zug, mich hier Selbstgespräche führen zu lassen, wo ich gerade über die wunderbare Flora und Fauna dieser Welt doziere.“
    „Ich fühle mich beobachtet.“ Unbehaglich schaute sich Jason um.
    „Klar, weil du einem Rotschopfer begegnet bist und nun Schiss hast, siehst du überall welche. Die einzigen, die dich beäugen, sind die dort.“ Mijo deutete auf einen schirmähnlichen Baum, unter dem circa elf gerupft wirkende Vogelküken saßen. Hin und wieder schnappte einer nach einem vorbeifliegenden Insekt, ansonsten saßen sie aneinandergekuschelt da. Jason atmete erleichtert, wenn auch leicht verärgert durch. Er hatte sich erneut lächerlich gemacht.
    „Komm, mein Schnuckel. Wir haben einen weiten Weg vor uns.“
    Mijo ergriff seine Hand und zog ihn vorwärts, auf einen baumbewachsenen Hügel zu. Eigentlich wollte er sich losreißen, ihn anfauchen, dass er allein laufen konnte, jede Nähe und jegliche Geste vermeiden, die diesen sexbesessenen Dämon in Versuchung führen könnte – als ob Dämonen sich irgendwelcher Versuchungen widersetzen würden. Doch es fühlte sich merkwürdig tröstlich an, darum ließ Jason ihn gewähren. Er war Mijo auf Gedeih und Verderb ausgeliefert …
     

     
    Calael rannte durch den Wald. Mit einer Hand umklammerte er den Seelenstein. Jason war ganz nahe, er konnte ihn dank des blauen Saphirs deutlich spüren. Er würde seinen Zwilling heute noch an dessen so wichtigen Geburtstag mit dem Opferstein bekannt machen. Und dann sollte sich Andina hüten. Calael geriet ins Straucheln, fing sich allerdings gleich wieder. Einen bitteren Nachgeschmack gab es bei seinem stillen Triumphgejubel

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