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Splitterseelen

Splitterseelen

Titel: Splitterseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch , Sandra Gernt
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Udeah häufig mitgelaufen, um das Land kennen zu lernen. Eine feindliche Welt, in der man seine Gegner nicht genau studierte, brachte den Ahnungslosen den Tod. Tatsächlich starben die Opfer der Treibjagden häufiger durch Raubtiere, Giftpflanzen und scheinbar harmlose Eigenheiten der Umgebung, als dass die Jäger sie töteten. Dass Mijo das Gelände in hunderten Meilen Umkreis gut kannte, war jetzt ihr Glück, sonst wären sie längst verloren gewesen.
    „Darüber!“, befahl er, als er fand, wonach er bereits stundenlang Ausschau gehalten hatte: Den Bau eines Blauhakennasen-Fledermausschwarms. Diese Viecher fand man ausschließlich auf Geru-Bäumen, die entfernt an Trauerweiden erinnerten, allerdings äußerst schmackhafte Nüsse lieferten. Leider nicht zu dieser Jahreszeit. Tagsüber schliefen die Blauhakennasen natürlich, darum griff Mijo unbekümmert in die schmale Öffnung und zerrte eine der darin befindlichen Fledermäuse heraus. Das Tier stieß wütende, schrille Töne aus, die Spiegelweltler nicht hören konnten, sondern ausschließlich Dämonen.
    „Komm her, Kleiner.“ Jason gehorchte mal wieder nur zögerlich, aber die Neugier trieb ihn wohl voran.
    „Das ist ein Trick, der hoffentlich auch bei noch nicht geopferten Seelenzwillingen funktioniert. Mit der Methode können wir Dämonen unsere magiebegabten Gegenparts ärgern.“ Ohne Vorwarnung schnappte er sich Jasons Hand und hielt sie vor das Gesicht der Fledermaus. Erwartungsgemäß schnappte das verängstigte Tier, was sein Süßer mit einem empörten „Hey!“ und die Blauhakennase mit Geschnatter quittierten.
    „Was soll das?“, zischte Jason und fischte ein Papiertaschentuch aus der Jeanstasche, das er um seinen blutenden Zeigefinger wickelte.
    „Blauhakennasen haben ein langes Gedächtnis und kommen bevorzugt im Mehrfachpack vor. Wenn ich die Kleine hier gleich zurück in ihren Bau stecke und wir ganz flott verschwinden, wird sie uns nicht nachflattern, denn sie ist ja nicht blöd. Wenn alles klappt, wird dein Calael bald vorbeilaufen. Die Blaunase nimmt seine Witterung auf, die – Magie sei Dank – mit deiner exakt übereinstimmt. Mittlerweile sind sämtliche Viecher in diesem Baum auf deine Witterung eingestellt und schwupps! Der ganze Schwarm wird fliehen, sobald der böse Zwilling naht. Dabei beißen sie alles, was sie erwischen können.“ Während er sprach, zog er Jason hastig weiter. Sie brauchten jedes bisschen Vorsprung, den sie schaffen konnten!
    „Der Biss der Blaunasen sorgt bei Menschen und Dämonen nur für ein wenig Autsch. Bei Magiern und Seelensteinträgern hingegen bewirkt er Halluzinationen, die bis zu einer halben Stunde für Verwirrung sorgen werden. Nicht viel, aber es hilft uns.“
    Kaum fünf Minuten später hörte Mijo schrilles Gekreische eines durchgehenden Fledermausschwarms. Das war einerseits befriedigend, anderseits verdeutlichte es, wie nah Calael ihnen auf den Pelz gerückt war. Sie mussten abtauchen, egal wie! Jason hielt sich noch tapfer, doch es war nicht zu übersehen, dass er bald zusammenklappen würde. Verdammt, sie brauchten Adras! Oder wenn nicht die, dann wenigstens Caj-Bären. Die waren trotz vier Meter Größe niedlich, verspielt und hatten nichts dagegen, dass man sich auf ihren Rücken setzte und als Reittier nutzte. Allerdings musste man mit der Richtung vorlieb nehmen, die der Bär am schönsten fand, und das war mit höherer Wahrscheinlichkeit die falsche. Nicht einmal mit Magie ließen sie sich zähmen und wenn man sie verärgert hatte, sollte man besser einen Spiegel bereithalten, sonst war man verloren.
    Seufzend nahm er Jason wieder an die Hand, um ihn auf Geschwindigkeit zu halten. Wenigstens jammerte der Kleine nicht, was mehr war, als er erwartet hätte. Mal schauen, wie lange das noch gut ging …
     

     
    Mijos schmales Gesicht war immer verbissener geworden, zumindest solange Jason noch die Kraft hatte, auf solche Details zu achten. Es war klar, dass sie Probleme hatten, wie sie denen entkommen sollten, hingegen nicht. Irgendwann taumelte er mehr, als dass er lief. Gott, er hatte solchen Durst und war elendig müde! Solch einen abscheulichen Geburtstag hatte er wirklich noch nie erlebt. Vor lauter Elend verpasste er den Moment, als sein Entführer unvermittelt anhielt und prallte gegen ihn. Zu seiner Überraschung hatte Mijo diesmal keinen sexistischen Spruch parat, sondern hielt ihn einfach nur fest.
    „Dem Himmel sei Dank, wir haben es geschafft!“, murmelte der Dämon.

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